Wenn aus Verlangen Schicksal wird
aus!“
„Nein“, sagte er. „So wichtig mir dieser Auftrag auch ist, ich werde mich nicht darauf konzentrieren können, ehe ich mich an den Gedanken gewöhnt habe, jetzt eine eigene kleine Familie zu haben. All das ist so neu und ungewohnt für mich. Es ist wirklich das Beste, wenn ich eine Weile lang nicht mehr arbeite und mich sortiere. Erst dann werde ich wieder konzentriert und erfolgreich meinen Geschäften nachgehen können.“ Sein Griff wurde fester, sein Blick noch eindringlicher. „Ich habe keine Sekunde lang darüber nachgedacht, euch aufzugeben. Komm mit, Selene. Lass uns für eine Weile verschwinden, zu dritt. Nur du, Alex und ich.“
Aris sah Selene verzweifelt an. Sein Herz pochte so heftig und laut, dass sein ganzer Körper bebte und er befürchtete, Selene könnte seine Worte nicht gehört haben.
Und genau so musterte sie ihn auch: Als hätte sie kein Wort verstanden.
Oder glaubte sie, dass er den Verstand verloren hatte, weil er sie um etwas so Verrücktes gebeten hatte?
Genau genommen hatte er ja auch den Verstand verloren. Die eiserne Vernunft, die kalte Logik, die bisher sein Leben bestimmt hatten, versagten ihm in Selenes Gegenwart den Dienst. Seit Wochen ließ er sich nur noch von Impulsen lenken, von seinem Begehren, das keine Berechnungen, kein Kalkül zuließ. Es gab nur noch eine einzige Kraft, die ihn antrieb: den Wunsch, mit Selene und Alex zusammen zu sein.
Dieses Bedürfnis war sogar stärker als sein Wunsch, an der Spitze zu stehen, immer der Erste, Beste, Überlegene zu sein.
Sein Leben lang hatte er geglaubt, auf der sicheren Seite zu sein, solange er seine Kontakte zu anderen Menschen auf eine praktische, rationale Ebene beschränkte. Nicht einmal seine eigene Familie hatte er wirklich an sich herangelassen. Seine Brüder und Schwestern führten ihr eigenes Leben, das sich kaum mit seinem überschnitt. Und er hatte nie das Gefühl gehabt, dadurch etwas zu verpassen.
Aber mit Selene und Alex hatte sich alles geändert.
Selene und Alex gehörten zu ihm.
All das war neu für ihn, überwältigte ihn. Aber er konnte diese ungewohnten Gefühle nicht verleugnen, und er musste entsprechend handeln. Im Moment war nichts wichtiger, als einen Weg zu finden, damit zurechtzukommen. Der Gedanke, eine eigene Familie zu haben, beängstigte ihn, doch gleichzeitig wollte er diese Familie mit jeder Zelle seines Körpers. Er wollte Selene und Alex an seiner Seite.
Also war er einfach ins kalte Wasser gesprungen. Und plötzlich war er nicht mehr nur Geschäftsmann durch und durch, sondern auch Vater. Er konnte immer noch nicht fassen, wie viel Freude es ihm machte, einfach nur mit den beiden zusammen zu sein. Jedes Mal, wenn er Selenes Wohnung verließ, empfand er tiefe Leere und eine unerklärliche Angst, dass all das plötzlich vorbei sein könnte.
Doch erst als seine Arbeit in diesen neuen, zerbrechlichen, wertvollen Bestandteil seines Lebens eingedrungen war, hatte er wirkliche Panik bekommen. Die Angst, sein neues Glück zu zerstören, war fast schon lähmend. Er durfte nicht zulassen, dass die Außenwelt seine kleine Familie auseinanderriss! Nein, sie brauchten Zeit, um ein gemeinsames Fundament aufzubauen, das nichts und niemand so schnell zerstören konnte.
Doch Selenes Reaktion verringerte seine Furcht kein bisschen. Es kam ihm so vor, als hätte sie förmlich auf eine Gelegenheit gewartet, ihn falsch zu verstehen. Und dann hatte sie einfach so zugestimmt, dass es besser wäre, ihren Versuch zu beenden.
Bedeutete das, dass sie nie wirklich mit ganzem Herzen bei der Sache gewesen war? Oder vertraute sie ihm immer noch nicht? Wie hatte sie nur denken können, dass er Alex und sie im Stich lassen würde?
Die Enttäuschung traf ihn wie ein Faustschlag. Und dabei konnte er Selene noch nicht einmal einen Vorwurf daraus machen. Schließlich kam es selbst für ihn noch einem Wunder gleich, dass er sich in so kurzer Zeit so sehr verändert hatte.
Umso wichtiger war, dass sie ihm die Chance gab, sich zu beweisen. Er musste ihr – und auch sich selbst – zeigen, dass sie sich auf ihn verlassen konnte. Dass er der Mann sein konnte, den sie brauchte und der er sein wollte.
Und dafür mussten sie für eine Weile ungestört sein.
Er wiederholte seine Bitte, diesmal drängender. „Begleite mich nach Kreta, Selene. Ein paar Wochen in der Sonne, weg von allem, das uns bedroht. Ich will, dass wir uns nur auf uns selbst und auf Alex konzentrieren. Das wäre mein erster Urlaub seit
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