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Wenn Blau im Schwarz ertrinkt (Teil 1)

Wenn Blau im Schwarz ertrinkt (Teil 1)

Titel: Wenn Blau im Schwarz ertrinkt (Teil 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Andrea Huber
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wärst du immer nur zu mir gekommen? Warum sonst, hättest du dir keine andere feuchte Möse gesucht, wenn es dir nur um einen geilen Ritt gegangen wäre?“
    Sie beugte sich über ihn und flüsterte verrucht: „Weil - du - mich - willst. Du willst mich, Nikolaj. Gib es endlich zu. Vor mir und vor dir selbst. Du willst mich …“
    Er drückte sie von sich. „Ich habe keine Ahnung, was für halluzinierende Mittel du nimmst, aber dass ich dich will, ist weit mehr, als nur eine einfache Halluzination. Ich sagte es dir gerade: Du bist eine tolle Sexgespielin, aber nicht mehr. Mehr wirst du niemals sein.“
    Sie reckte ihr Kinn nach oben. „Dann sag mir doch: Warum kommst du immer wieder zu mir? Ausschließlich zu mir?“
    Er starrte sie an. In ihm tobte ein Wirbelsturm aus Gedanken und Gefühlen, aus Schmerz und Sehnsucht. Er fühlte sich zerrissen, auseinandergesprengt, zerbröckelt.
    Er antwortete. Ihr und sich selbst. „Weil … du machen kannst, dass ich sie vergesse … Zumindest für einen geringen Zeitraum.“ Es war die Wahrheit und sie schmerzte ihn mehr, als er in Worten hätte ausdrücken können. Gwen war es, die er wollte. Sie. Nicht Céstine. Nicht irgendwen sonst.
    Er wandte den Kopf, traf Céstines zornigen und verletzten Blick, setzte sich auf und sagte nüchtern: „Ich bin nur bei dir, weil sie nicht da ist. So war es schon immer. Du weißt selber ganz genau, mit welchen Tricks du spielst. Du gaukelst deinen Stechern Dinge vor, die gar nicht wahr sind. Projizierst Gefühle, die nicht echt sind. In Wahrheit machst du dir einfach nur die vorhandenen Gefühle, die derjenige für jemand anderen empfindet, zunutze und lässt ihn glauben, dass er sie für dich empfindet. Oder du spielst mit ihren Schwächen, sodass sie sich in deine tröstenden Arme flüchten, bis du sie so weit hast, dass sie dir jeden Wunsch von den Augen ablesen, dir huldigen wie Leibeigene und alles für dich regeln, was du geregelt haben möchtest. Du bist eine Betrügerin und Verführerin, die mit faulem Zauber arbeitet, und scheinbar hast du dich inzwischen selbst in deinen illusionären Zauber eingewickelt.“
    Er erhob sich vom Bett.
    „Nikolaj!“ Ihre Stimme klang nun nicht so mehr selbstsicher oder siegesgewiss wie zuvor. „Du bist derjenige, der sich irrt! Sie kann dir nichts geben! Ich kann dir alles geben! Du gehörst zu mir! Das hast du schon immer!“
    Er zurrte den braunen Ledergürtel seiner Jeans zu und sah sich nochmals zu ihr um. In ihren Augen lag ein unverkennbarer Ausdruck von Verletzlichkeit. Er überging ihn und besann sich, dass unklare Äußerungen weder ihm noch ihr nützen würden, und sagte kühl, jedoch nicht ganz so barsch wie zuvor: „Ich will dich nicht, Céstine. Du musst dir ein anderes Spielzeug suchen. Wir sind fertig miteinander“. Er griff sich sein Shirt vom Boden und zog es sich über.
    Sie schleuderte ihm die Worte entgegen, wie pure Salzsäure. „Glaubst du tatsächlich, dass sie dich jemals wollen könnte? Als Freund? Als Bruder? Wie eine Frau einen Mann begehrt? Vielleicht hattest du Chancen auf ihr Wohlwollen, als sie noch ein naives und dummes Kind war. Doch als Frau wirst du sie weit weniger für dich begeistern können. Für sie wirst du niemals mehr sein, als ein Monster. Das versichre ich dir. Du solltest dich ein für alle Mal von der krankhaften Einbildung lösen, dass irgendetwas an ihr interessant sei. Dass etwas an ihr für mehr als nur zum Vergnügen herhalten würde. Du bist ein Jäger, Nikolaj. Sie ist das Wild! Sie ist zum Jagen da! Für nichts anderes! Jage sie, gewinne die Percht und komm zurück zu mir!“
    Ihre Worte bohrten in sein Innerstes. Er konnte nichts erwidern, wandte sich wortlos um und ließ sie allein im Zimmer zurück.
     
     
     

    Nikolaj verscheuchte die Weben der Erinnerung mit einem Schütteln, öffnete die Augen und setzte sich ruckartig auf.
    Als er Gwen getroffen – als er begonnen hatte, die meiste seiner Zeit mit ihr zu verbringen, hatte sich sein ganzes Leben, er selbst, sich verändert. Mit ihr zusammen zu sein, hatte ihn auf einer Vielzahl von Ebenen gefordert, hatte vieles von ihm verlangt: Ausdehnen von Grenzen und Einschränken von bestehenden Räumen. Dazulernen und Vergessen. Erweitern des Horizonts und Verkleinern seiner bisherigen Welt. Abenteuer und Herausforderungen eingehen. Gwen hatte auf alles, was er wusste – was er gedacht hatte zu wissen, ein neues Licht geworfen. Und dieses Licht, war hauptsächlich sie selbst

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