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Wenn Blau im Schwarz ertrinkt (Teil 1)

Wenn Blau im Schwarz ertrinkt (Teil 1)

Titel: Wenn Blau im Schwarz ertrinkt (Teil 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Andrea Huber
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hingeflüstert. Das hier, war die Wahrheit. Die einzige Wahrheit, die von Bedeutung war. Er würde ihre Worte glauben. Und sie würden sich in ihn hineinfressen und ihn aufzehren, ebenso wie sie es bereits mit ihr taten.

***
     
     

    „ Du bist schon zurück? Hat es Ärger gegeben? Sie haben dich doch nicht etwa gefeuert, oder? Ich werde ein ernstes Wort mit ihnen reden, falls …“ Nikolaj brach ab.
    Sie sah nicht auf, sondern presste weiter ihre Sachen in die Taschen zu ihren Füßen. Aus dem Augenwinkel sah sie ihn langsam näher herantreten.
    „Du packst? Hab ich heute Nacht doch zu laut geschnarcht? Oder dir die Bettdecke weggezogen?“ Seine Frage vermischt mit purem Unverständnis hing in der Luft.
    Sie sah immer noch nicht auf und entgegnete abwesend: „Ich verschwinde von hier.“
    Stille.
    „Du verschwindest …? Was soll das heißen? Stimmt etwas nicht? Ist irgendwas passiert?“ Seine Stimme klang nun nicht mehr so fest wie zuvor.
    „Was ist an „ich verschwinde“ so schwer zu verstehen? Ich packe meine Sachen und suche mir eine eigene Bleibe. Ich will nicht länger hierbleiben. Ich will überhaupt nicht mehr hierherkommen.“
    Dröhnendes Schweigen. Eine halbe Ewigkeit lang.
    Zwei große Schritte, dann war er bei ihr, umfasste ihren Arm, zog sie in die Höhe und zwang sie ihm ins Gesicht zu sehen. „Gwen? Was ist los? Was ist passiert?“ Seine Worte kamen fordernd, dennoch begleitete sie ein Zittern, das seine Unruhe nicht verborgen hielt.
    Weder befreite sie sich aus seinem Griff, noch veränderte sie irgendetwas an ihrer Haltung. Starr blieb sie stehen. Starr blickte sie ihm ins Gesicht. Sie konnte sehen, wie sich leichte Blässe auf seine Züge stahl und er mühsam versuchte sich einen Reim auf das zu machen, was sie gerade gesagt hatte.
    Dann ließ er ihren Arm los und sah sie aus einer Mischung von Furcht und Entsetzen heraus an.
    Sie ergriff das Wort: „Was los ist? Was passiert ist? Alles ist los und passiert. Alles ist lose, kaputt und verdorben, seit du wieder in meinem Leben bist. Ich bin meinen Freund, mein Zuhause und beinahe auch noch meine Arbeit los. Stattdessen hab ich dich am Hals. Einen Mörder, der mich dabei zusehen ließ, wie er zwei Menschen niedermetzelt. Einen Mörder, der eine unschuldige Frau zu sich nach Hause verschleppt, sie zu Tode vögelt, und sie danach wie ein Tier irgendwo im Nichts verschachert, sodass niemand sie finden kann und es ungestört weitermorden kann. Du hattest recht, als du dich mit einem verwaisten Tier verglichen hast. Nur, dass du kein Tier bist, das man auf irgendeine Weise liebhaben könnte. Du bist eine andere Art von Tier. Eine mordende Bestie. Ein Monster.
    Und da fragst du mich, was los ist? Was passiert ist? Du bist passiert. Das ist mehr als genug. Ich will mein Leben zurück. Ich will meinen Frieden zurück. Und dazu kann ich alles brauchen, nur dich nicht.“
    Nikolaj stand da, wie die Statuen in einem Museum: regungslos und atemlos. Langsam blähten sich seine Nasenflügel und sogen Luft ein. Er schluckte schwer, strich sich mit der Zunge über die Lippen und trat einen Schritt zurück. „Wow … ich wusste schon immer, dass du eine harte Braut sein kannst, die auch mal ordentlich austeilt … aber das hier … Ich weiß, dass ich dir eine Menge Ärger eingebrockt habe … Wenn du … deinen Frust loswerden willst, dann ist es nur richtig, dass ich derjenige bin, der ihn abbekommt. Aber … das, was du da sagst, kannst du nicht ernst meinen. Das kann nicht …“
    „Ich will nicht 
meinen Frust 
loswerden. Ich will DICH loswerden. Du bist nicht nur 
nicht gut 
für mich, du bist wie Gift. Ich dachte eigentlich, dass ich dir das gerade äußerst deutlich nahe gebracht habe.“
    Mit jeder verstrichenen Sekunde verlief sich sein Gesicht auch farblich in das typische kalkweiß einer marmornen Statue. Obendrein nahm es deren Starre und Leblosigkeit an.
    Sie hielt seinen Blick. Konnte sehen, wie sich erst sein Kiefer, dann Nerven und Muskeln anspannten. Sowohl in seinem Gesicht, als auch den ganzen Körper hinab. Gleichzeitig sah er aus, als würde etwas in ihm drin jeglichen Halt verlieren und auseinanderbrechen.
    Sie zählte leise bis zehn, ehe sie ihrer Stimme ausreichend traute, um sie zu benutzen. „Es wäre nett von dir, wenn du mich jetzt fertig packen lassen würdest, damit ich mir ein Taxi rufen und verschwinden kann.“
    Sie beugte sich wieder zu ihrem Gepäck hinab und räumte die am Boden liegenden Sachen weiter in

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