Wenn Brot & Getreide krank machen
gerade dann sinnvoll, wenn man Sie schon ohne Ergebnis auf Zöliakie untersucht hat. Mangelerscheinungen sind bei diesem Test nicht zu befürchten, andererseits werden Sie womöglich überrascht sein, wie sich Ihre Lebensqualität verbessert.
Mit dem Glutenentlastungstest können Sie selbst ermitteln, ob Ihre Beschwerden vom Gluten in der Nahrung hervorgerufen werden oder nicht. Dabei dokumentierenund bewerten Sie die Symptome, die möglicherweise auf das Gluten in der Nahrung zurückgehen, während eines zwei- bis vierwöchigen Zeitraums – einmal mit Gluten (Belastung) und einmal unter Glutenentzug. Der Selbsttest ist auf → S. 30 beschrieben. Es ist zu beachten, dass auch dieser Test nicht der anerkannten schulmedizinischen Versorgung entspricht.
Vielen Menschen geht es deutlich besser, wenn sie ihren Glutenkonsum reduzieren, obwohl sie keine echte Zöliakie haben.
Gibt es eine genetische Komponente?
Möglicherweise gibt es eine erbliche Komponente, denn manchmal haben Patienten mit glutensensitivem Reizdarmsyndrom Zöliakie-Erkrankte in der Verwandtschaft. Auch bestimmte, für Zöliakie typische, genetische Marker (HLA) kommen häufig in heterozygoter Form vor (siehe Kasten auf → S. 69 ), woraus geschlossen werden kann, dass es sich vielleicht doch um eine zöliakieähnliche Erkrankung handelt.
WISSEN
HLA-Typisierungen
HLA-Typisierungen werden meistens in Laboratorien von Blutbanken vorgenommen. Leider sind diese Untersuchungen ziemlich teuer. Die Kosten für auf Zöliakie bezogene HLA-Bestimmungen HLA-DQ2 (DQA1*0501/DQB1*0201) und HLA-DQ8 (DQA1*0301/DQB1*0302) belaufen sich auf mehrere Hundert Euro, doch sie werden von manchen Krankenkassen übernommen. Es ist zu beachten, dass der neue 4-stellige HLA-Code bestimmt werden muss. Vor einer solchen Bestimmung sollte man deshalb immer fragen, ob die genannten vierstelligen HLA-Loci überhaupt bestimmt werden können.
Dafür spricht auch der Umstand, dass die zöliakiespezifischen Antikörper bei den glutensensitiven Reizdarmpatienten oft gerade noch im Normbereich, aber eben nicht unter der Nachweisgrenze liegen, was bedeutet, dass doch ein paar Antikörper gegen Gliadin vorhanden sind. Solche Befunde werden von der Schulmedizin in der Regel als »Normalbefund« gewertet – wahrscheinlich weil diese Befundkonstellation relativ oft vorkommt und man nicht alle Betroffenen zu Kranken machen möchte. Umgekehrt entgehen damit manche Patienten einer hilfreichen Therapie, weil diese zöliakieähnlichen Erkrankungen oder Vorstufen der Zöliakie nicht als solche (an)erkannt werden.
Behandlung
Beim glutensensitiven Reizdarmsyndrom hängen die Beschwerden von der Menge des zugeführten Glutens ab. Meist reicht es daher aus, die Glutenzufuhr deutlich zu reduzieren, das heißt eine glutenarme Ernährung anzustreben. Bei der traditionellen Brotherstellung mit Natursauerteig wird Gluten in hohem Ausmaß abgebaut, sodass Brot, welches auf diese Art hergestellt wurde (zum Beispiel reines Roggenbrot) besser verträglich sein kann. Es ist jedoch zu beachten, dass bei Sauerteig großeQualitätsunterschiede bestehen und in der großindustriellen Brotherstellung meist Sauerteigersatz (»Kunstsauer«) verwendet wird. Teigwaren werden in der Regel von dieser Patientengruppe besser vertragen als Brot, sollten aber auch nicht in größeren Mengen gegessen werden. Am besten tasten Sie sich vorsichtig an Ihre persönliche Glutenverträglichkeitsschwelle heran.
Steckbrief glutensensitives Reizdarmsyndrom
Häufige Symptome: Durchfall, manchmal abwechselnd mit Verstopfung, Schmerzen, Blähungen, Reizbarkeit und Stimmungsschwankungen
Mögliche Diagnoseverfahren:
Glutenentlastungstest (siehe → S. 30 )
eventuell Bestimmung von HLA-Loci (s. → Seite 68 )
eventuell Bestimmung von zöliakiespezifischen Antikörpern
Maßnahmen zur Beseitigung der Beschwerden: glutenhaltige Nahrungsmittel weitgehend vermeiden (anders als bei der Zöliakie ist es nicht nötig, Gluten vollkommen zu vermeiden)
WISSEN
Was bedeutet homo- bzw. heterozygot?
In unserem Erbgut liegen alle Informationen doppelt vor, da wir je einen Chromosomensatz von unserem Vater und unserer Mutter erben. Die Informationen sind dann zwar doppelt vorhanden, aber nicht zwangsläufig deckungsgleich, da Mutter und Vater unterschiedliche Informationseinheiten (Gene) vererben können. Diese Genvarianten nennt man Allele. Sind in einem Organismus die beiden Allele für ein Gen gleich, spricht man von Homozygotie, sind sie
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