Wenn das Dunkle erwacht (German Edition)
„Außer dem, äh, Ring war da auch eine Nachricht. Wenn ich den“, er räusperte sich, „Rest von ihm haben will, soll ich ihnen den Dark Marker bringen. Und auch Sie.“
„Großer Gott.“ Sie strich sich das Haar aus der Stirn. „Wo halten sie ihn fest?“
„Das weiß ich noch nicht. In der Nachricht steht nur, wo ich sie hier in der Stadt treffen soll, sobald ich habe, was sie fordern. Ich muss unbedingt mit Quinn sprechen. Ich habe noch ein paar Männer, die loyal sind und die genauso abscheulich finden wie ich, was da vorgeht. Vielleicht können wir mit vereinten Kräften in den Bergen suchen. Vielleicht haben wir Glück und finden ihn noch rechtzeitig.“
„Aber wenn nicht“, ihr Puls begann zu rasen, „werden sie ihn zerfleischen.“
„Wenn ich wüsste, wo er ist, würde ich ihn da rausholen.“ McConnells Stimme klang ehrlich. „Aber sie könnten sonst wo in diesen Bergen stecken. Wenn Sie Ihren Freund lebend wiedersehen möchten, müssen Sie die Watchmen davon überzeugen, dass sie mit mir zusammenarbeiten.“
Saige kaute auf ihrer Unterlippe herum und versuchte eine Entscheidung zu treffen. „Warum wollen Sie Ihr Leben für jemanden riskieren, den Sie gar nicht kennen, Mr McConnell?“, fragte sie und hoffte verzweifelt, dass es kein Fehler war, diesem Mann zu vertrauen.
„Halten Sie von mir, was Sie wollen, aber ich bin nicht jemand, der wahllos Leute umbringt.“
„Aber Sie haben Ihr ganzes Leben damit verbracht, Leute wie mich zu jagen“, widersprach sie leise.
„Ich werde mich nicht vor Ihnen rechtfertigen“, konterte er barsch. „Ich sage nur, dass es manchmal nicht so einfach ist, die Vergangenheit hinter sich zu lassen.“
Saige musste ein leises Lachen unterdrücken.
„Habe ich was Komisches gesagt?“, fauchte er beleidigt.
Sie schüttelte den Kopf und blickte zur Schlafzimmertür, die halb offen stand. Sie konnte Quinns zwischen den zerwühlten Laken ausgestreckten Körper erkennen, nur zur Hälfte bedeckt, und ein Lächeln umspielte ihre Mundwinkel. „Sie haben mich nur gerade an Quinn erinnert. Erstaunlich, wie ähnlich Sie beide sich sind.“
Er schwieg einen Augenblick. „Ich bedauere sehr, was ihm zugestoßen ist. Wenn ich rechtzeitig davon erfahren hätte, wäre es nicht so weit gekommen.“
„Sie wussten nicht, was Ihre eigenen Leute mit ihm vorhatten?“
„Ich dulde weder Vergewaltigungen noch Folterungen, und ich töte nur die, die es verdienen“, erwiderte er mit erschöpftem Seufzen. „Quinn … Er ist nicht der, für den ich ihn gehalten habe.“
„Nein, bestimmt nicht.“ Sie dachte an all das, was das Kollektiv ihm angetan hatte, und wusste im selben Augenblick, was sie tun musste.
Sie warf noch einen Blick ins Schlafzimmer, und ihr war vollkommen bewusst, dass sie sein Vertrauen aufs Spiel setzte. Vermutlich würde er ihr nie verzeihen, sie nicht einmal verstehen. Sie zermarterte sich das Hirn, um eine andere Lösung zu finden, aber es gab keine. Jamison steckte wegen ihr in diesem Schlamassel, und sie wollte auf keinen Fall Quinn in Gefahr bringen. Nicht nach all dem, was er durch das Kollektiv bereits hatte erleiden müssen. Wenn sie ihn noch einmal in die Finger bekämen, wäre das sein Todesurteil.
„Quinn wird sich niemals bereit erklären, mit Ihnen zusammenzuarbeiten“, sagte sie, sprang auf, ließ die Decke von den Schultern gleiten und sah sich nach der Jeans um, die sie sich von Molly geliehen hatte. „Ich habe eine andere Idee. Aber Sie müssen mich abholen. In einer halben Stunde bin ich an der Kreuzung, wo die Straße nach Ravenswing vom Highway abbiegt. Sie wissen doch, wo das ist?“
„Wovon reden Sie überhaupt?“
„Diese Straße“, wiederholte sie. „Wissen Sie, wo das ist?“
„Ja, weiß ich“, murmelte er. „Aber was genau haben Sie vor?“
„Ich werde dort hinkommen. Allein.“ Endlich hatte sie die Jeans entdeckt.
„Sind Sie wahnsinnig? Das wird Quinn niemals zulassen.“
„Quinn soll nichts davon erfahren“, flüsterte sie. „Deshalb werde ich mich davonschleichen, bevor hier irgendwer aufwacht.“
„Das ist Wahnsinn!“ McConnell klang wirklich bestürzt.
„Sie müssen unbedingt den Ring mitbringen“, teilte sie ihm mit und angelte nach einem Paar frische Socken. „Ich muss unbedingt den Ring sehen.“
Er gab noch ein Schnauben von sich, und sie konnte sich seinen Gesichtsausdruck vorstellen. „Da ist nichts dran, das Ihnen helfen könnte“, meinte er. „Sie wissen doch längst, wie
Weitere Kostenlose Bücher