Wenn das Dunkle erwacht (German Edition)
wandten die Blicke ab, und Shraders Gesichtsausdruck sprach Bände. Es musste etwas Schreckliches passiert sein.
„Oh Gott. Was ist los?“, rief Saige voller Sorge.
„Als wir ihn endlich gefunden haben“, erklärte der Watchman und rieb sich den Hals, „war er fast schon tot. Aber, ähm, na ja, der wird schon wieder.“
„Das verstehe ich nicht“, flüsterte sie. „Haben ihn Kierland und Kellan in ein Krankenhaus gebracht?“
Shrader schüttelte den Kopf. „Dazu bestand keine Veranlassung.“
„Hast du nicht gerade gesagt, er lag im Sterben?“ Ihre Stimme überschlug sich, weil sie keine Ahnung hatte, was in Gottes Namen der Kerl damit sagen wollte.
„Kierland hatte keine andere Wahl. Jedenfalls, wenn er den Jungen am Leben halten wollte.“
„Was soll das heißen?“, drängte sie.
„Willst du damit andeuten, was ich vermute?“ Quinn starrte ihn erstaunt an.
Saige atmete durch. „Zum letzten Mal, verrät mir bitte jemand, was hier los ist!“
„Kierland hat ihn gebissen!“, schrien Aiden und ihre Brüder im Chor.
„Ihr meint, er …“ Ihr versagte die Stimme, als ihr langsam dämmerte, was das bedeuten musste. Sie war sprachlos. Kierland hatte Jamison mit seinem „Wolfsbiss“ verwandelt.
Sie bedeckte ihr Gesicht mit beiden Händen, ihre Schultern zuckten vor Erleichterung. Bevor sie etwas sagen konnte, rechtfertigte sich Shrader: „Verdammt noch mal, Frau, wir haben angenommen, es läge Ihnen etwas an diesem Kerl.“
Sie wischte sich die Tränen aus den Augen und schenkte dem finster blickenden Watchman ein Lächeln. „Ich bin deswegen nicht beunruhigt, Aiden. Im Gegenteil, ich glaube, das ist … also, das ist großartig.“
„Tatsächlich?“ Quinn fragte sich, ob ihr Kopf etwas abgekriegt haben könnte, als Royce’ Körper explodierte und sie gegen die Betonwand geschleudert worden waren.
„Jamison war immer schon fasziniert von den Geschichten über Gestaltwandler. Wenn man bedenkt, was die Alternative wäre, wird er total begeistert sein, wenn er herausfindet, dass er jetzt ein … Werwolf ist, denke ich.“
Shrader lachte und wischte sich das karamellfarbene Haar aus dem Gesicht. „Auf mich hat er ziemlich aufgeregt gewirkt, aber ich dachte, er würde unter Schock stehen.“
„Hat irgendwer die Karten oder den Dark Marker gefunden?“, fragte Ian, kratzte sich am Kinn und blickte in die Runde. Alle wirkten ziemlich erschöpft. „Kierland und Kellan hatten jedenfalls nichts gefunden, als sie mit Jamison zurück nach Ravenswing fuhren.“
Alle schüttelten die Köpfe, und Quinn zog Saige an sich. „Wir werden Westmore aufspüren und uns das Kreuz und die Karten zurückholen.“
„Was die Karten angeht, braucht ihr das nicht mehr“, ließ sich McConnell plötzlich hinter ihnen vernehmen. Sie drehten sich um, und Saige erkannte ihren alten Rucksack.
„Was zum Teufel ist da drin?“ Quinn griff nach dem verschmutzten Ding.
„Die Karten“, erklärte McConnell. „Allerdings habt ihr das nicht meiner Schlauheit zu verdanken. Ich hatte bloß Glück und konnte sie einem von Westmores Männern abnehmen, als der gerade türmen wollte. Er hat anscheinend gerade daran gearbeitet, die Codes zu entschlüsseln, aber ich glaube nicht, dass er besonders weit gekommen ist.“
„Mein Gott, ich kann gar nicht glauben, dass Sie das gefunden haben.“ Saige warf einen Blick in den Rucksack, um selbst zu sehen, dass die Karten tatsächlich alle drin waren. Ihre Knie wurden weich vor Erleichterung.
McConnell rieb sich den Nacken und schien sich nicht gerade wohl in seiner Haut zu fühlen. „Das ist das Mindeste, was ich tun konnte, nach allem, was hier passiert ist.“
„Das war doch nicht Ihre Schuld.“ Saige warf sich den Rucksack über die Schulter und lächelte ihn an. „Wenn Sie mich nicht angerufen hätten, wären wir nie in der Lage gewesen, Jamison hier rauszuholen.“
„Ist mit deinen Männern alles in Ordnung?“, fragte Shrader, der den Offizier mit vorsichtigem Respekt musterte.
McConnell nickte. „Ja, sie sind alle heil herausgekommen. Wir haben versucht das Feuer zu löschen, in der Hoffnung, in dem Haus ließe sich vielleicht etwas Genaueres über Westmore finden, aber es hat sich zu schnell ausgebreitet. Sobald ihr weg seid, rufe ich die Feuerwehr, damit es nicht noch zu einem Waldbrand kommt.“
„Aber irgendwas stimmt nicht. Ich weiß ja nicht, wie das bei euch ist, aber die Leichen von den Typen, die ich auf dem Weg in den Keller erledigt habe,
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