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Wenn das Dunkle erwacht (German Edition)

Wenn das Dunkle erwacht (German Edition)

Titel: Wenn das Dunkle erwacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rhyannon Byrd
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geht’s dem Bein?“
    Ihrem Bein? Sie blickte nach unten und bemerkte jetzt erst die blutigen Kratzer, die der Casus an ihrer linken Wade hinterlassen hatte. Sie wusste, es lag nur an den aufgewühlten Nerven, dass die Wunde ihr nicht wehtat. Sie sah wieder Quinn an. „Das wird schon wieder.“
    Er hob die Brauen. „Also, wollen wir gehen oder fliegen?“ Erleichterung durchflutete sie, auch wenn sie versuchte, das zu verbergen. Während sie über die Frage nachdachte, lauschte sie den Geräuschen der Nacht. In der Ferne waren Kirchenglocken zu hören, also waren sie in den Außenbezirken der Stadt und nicht irgendwo tief im Dschungel. „Wir sind ja nicht weit weg von Coroza“, murmelte sie. „Du kannst doch sowieso nicht mitten in die Stadt fliegen.“
    Da glomm etwas Merkwürdiges in seinen Augen auf, als wolle er sie hochnehmen, und er zuckte unschuldig mit den Achseln. Sie wusste einfach nicht, was sie von ihm halten sollte … Saige blickte in den Nachthimmel, um die Himmelsrichtungen festzustellen, dann wandte sie sich nach Westen und spürte genau, wie Michael Quinn ihr dicht auf den Fersen blieb … jeden Schritt des ganzen Weges. Es war ein seltsames, überwältigendes Gefühl, ihn so nahe bei sich zu wissen. Ein Gefühl, von dem sie wünschte, sie würde es nicht so sehr genießen.
    Sie drückte eine Hand auf ihren Bauch, um das unerwünschte Gefühl zu vertreiben, und rief sich ins Gedächtnis, dass ihr ganzes Leben gerade vollkommen auf den Kopf gestellt worden war … und nie wieder normal werden würde.
    Mit dem Normalen bist du sowieso nicht gerade toll zurechtgekommen, dachte sie und schnitt eine Grimasse.
    Sie kannte den Kerl gar nicht, und ganz sicher würde sie ihm nicht ihre Geheimnisse anvertrauen, doch während sie so durch die üppige Regenwaldvegetation dahinschritten, wurde Saige bewusst, wie sehr sie von diesem dunklen, berauschenden Fremden, der da unversehens in ihr Leben gesprungen war, vollständig – unfassbar –, aber ganz eindeutig fasziniert war.
    Sie wünschte bloß, sie hätte eine Ahnung, was sie mit ihm anfangen sollte.

4. KAPITEL
    Die aufgeschreckten Wildtiere verzogen sich eilig ins Unterholz, weil sie die Ankunft eines neuen, dominanten Raubtiers spürten, als eine monströse Kreatur aus dem dichten, feuchten Dschungel trat. Mit einem barbarischen Grinsen im Gesicht schritt Gregory DeKreznick auf die Mitte der Lichtung zu, die sich entlang eines mäandernden Nebenarms des Flusses erstreckte. Der dunkler werdende Sommerhimmel tauchte sie in verblassendes Licht, purpurfarben und rosa. Am nördlichen Ende der mit tropischem Blattwerk bedeckten Lichtung befand sich eine einsame Holzhütte am Ufer, daneben war ein verwittertes Fischerboot aufgebockt, was auf den Beruf des Mannes hinwies, der hier gelebt hatte, ehe Gregory ihn vor ein paar Tagen umbrachte. Da sie nur wenige Meilen von dem Ort entfernt lag, an dem Saige Buchanan nach einem weiteren Dark Marker suchte, war diese bescheidene Unterkunft ideal für ihn und den anderen Casus, also hatten sie sie in Besitz genommen.
    Heute Nacht lag die kleine Hütte still und dunkel im Mondlicht. Alles deutete darauf hin, dass er die Lichtung wenigstens für den Moment für sich allein hatte.
    Die Kreatur warf den wolfsähnlichen Kopf zurück, starrte in den unendlichen, leicht bewölkten Nachthimmel und erlaubte es seinem wahren Selbst, sich zu verwandeln und wieder den Körper seines menschlichen Wirts anzunehmen. Gregory riss mit fürchterlichem Knacken den Kopf zur Seite, schob sich das schulterlange Haar aus dem kantigen Gesicht und bewegte seine breiten Schultern. Die Blutspritzer seiner abendlichen Morde waren noch warm auf seiner Haut. Er kratzte sich träge die Brust und genoss den fleischigen Geschmack seiner letzten Opfer auf der Zunge, mit deren Spitze er an seinen weißen Zähnen entlangfuhr.
    Er hätte Javier Ruiz auch als Köder benutzen können, um seine eigentliche Beute herbeizulocken, aber dieses ganze Theater musste er sich nicht antun, denn ihn umzubringen hatte sich als weit effektiver erwiesen. Gregory hatte gekriegt, was er brauchte, und zusammengenommen waren die Brüder Ruiz recht zufriedenstellend gewesen – obwohl natürlich längst nicht so toll wie weiches weibliches Fleisch. Männer waren auch sättigend, aber Frauen verschafften ihm ein viel größeres Vergnügen, wie wenn man sich einen großartigen Wein über die Zunge gleiten ließ, nachdem man jahrlang nichts als lauwarmes Wasser bekommen

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