Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wenn das Dunkle erwacht (German Edition)

Wenn das Dunkle erwacht (German Edition)

Titel: Wenn das Dunkle erwacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rhyannon Byrd
Vom Netzwerk:
genauso gut gleich gewöhnen.“
    An seinem Tonfall konnte sie erkennen, dass er von dieser Vorstellung nicht besonders begeistert war. „Darum habe ich nicht gebeten.“
    „Ach nein?“, höhnte er. „Du kannst ja mal fragen, ob das eine Rolle spielt.“
    Im Augenblick war Saige eher auf das Schicksal wütend und nicht auf ihn – aber das Schicksal scherte sich ja nicht darum, ob sie was zu meckern hatte. „Bist du immer so ein Ekel?“, warf sie ihm mit finsterem Blick an den Kopf.
    Für den Bruchteil einer Sekunde huschte ein komischer Ausdruck über seine gemeißelten Gesichtszüge. „Ob du’s glaubst oder nicht, normalerweise bin ich ein ganz entspannter und lässiger Typ. Anscheinend bringst du meine übelsten Eigenschaften ans Licht.“
    „Deine übelsten Eigenschaften, was?“ Sie kniff die Brauen zusammen und fragte sich, was sie in einem früheren Leben angestellt haben mochte, um so ein geradezu kosmisches Scheißpech zu verdienen. „Komisch, den Effekt scheine ich immer auf andere Leute zu haben.“
    „Ob ich nun ein Ekel bin oder nicht, ich habe vor, dich am Leben zu halten, aber dieses Ding da hinten ist auf dich programmiert.“ Saige wusste, was er damit meinte. Sie hatte von der Fähigkeit der Casus gehört, sich in einen bestimmten Merrick zu verkrallen, als wäre er eine Art metaphysischer Leuchtturm, der ihre Gier magisch anzog. „Deshalb müssen wir so schnell wie möglich nach Ravenswing, dem Quartier der Watchmen in Colorado, wo wir in Sicherheit sein werden.“
    Saige schüttelte den Kopf, griff nach dem Rucksack und schob ihn sich über die Schulter. Eine neue Angst durchfuhr sie wie ein körperlicher Schmerz. „Ich gehe nirgendwohin, bevor ich nicht nach Javier gesehen habe.“
    Die dunklen Brauen zogen sich über noch dunkleren Augen zusammen. „Nach wem?“
    „Nach dem Jungen, der vorhin bei mir war“, erklärte sie und rückte ihren Rucksack zurecht. „Er lebt mit seinen Brüdern in Coroza, das ist nicht weit weg von der Bar.“
    Quinn runzelte die Stirn. „Es wäre besser für ihn, wenn du nicht mehr in seine Nähe kommst.“
    „Aber du hast doch selbst gesagt, dass der Casus Frauen ermordete, die Ian etwas bedeuteten“, widersprach sie. „Ich muss mich überzeugen, dass Javier sicher nach Hause gekommen ist. Und ihm genug Geld geben, damit er für eine Weile aus der Stadt verschwinden kann.“
    „Ruf ihn doch einfach an.“
    „Die haben da kein Telefon.“
    Ihre Entschlossenheit beeindruckte ihn. „In seiner Nähe bist du nicht sicher, Saige. Wenn sie schon ein Auge auf ihn geworfen haben, bringst du dich nur wieder in Lebensgefahr. Und ihn ebenfalls, falls sie noch nichts von ihm wissen. Schon allein zurück nach Coroza zu gehen wäre ein höllisches Risiko.“
    Nach Coroza musste sie sowieso noch einmal, auf welche Art auch immer, um ihre Karten bei Inez aus dem Safe zu holen – aber davon brauchte Quinn nichts zu wissen. Im Moment machte sie sich nur um Javier Sorgen. „Du kannst ja versuchen, mich aufzuhalten“, erklärte sie ihm. „Aber ich warne dich vorher. Wenn du das tust, steche ich dir mein Messer ins Herz, sobald du mal nicht aufpasst, und gehe ohne dich zurück.“
    Sie hatte gedacht, er würde sie anschreien, aber Michael Quinn war nicht so leicht zu berechnen, wie sich herausstellte. Anstatt wütend zu werden, grinste er nur über diese ruhig ausgesprochene Drohung. Beim teuflischen Schwung seiner Lippen bekam sie fast einen elektrischen Schock, und sie konnte nur hoffen, dass ihm das nicht auffiel. „Du hast wohl überhaupt keine Angst vor mir, was?“
    Beinahe hätte sie ihn angegrinst. „Vergiss das bloß nicht.“
    „Werde ich schon nicht.“ Allein sein Blick ließ sie vor Erregung zittern. Auf einen Schlag wurden ihr die Unterschiede zwischen ihnen klar. Seine robuste Männlichkeit im Gegensatz zu ihrer weicheren Weiblichkeit. Aber trotzdem fühlte sie sich nicht bedroht. Jedenfalls nicht von Quinn.
    Nein, aus irgendeinem unerklärlichen Grund fühlte sie sich sicher.
    Eine sanfte Brise wehte ihr das Haar übers Gesicht, und sie hob eine Hand, um die Locken hinters Ohr zu stecken. „Ich verstehe, dass es riskant ist, Quinn. Aber ich muss das erledigen. Wenn ich es nicht täte, könnte ich mit mir selbst nicht mehr leben.“
    Er hielt ihrem Blick stand, während die Sekunden sich ausdehnten wie ein Gefolterter auf der Streckbank. Gerade als sie anfangen wollte, ernsthaft auf ihn einzureden, ließ er Luft ab und sagte leise: „Wie

Weitere Kostenlose Bücher