Wenn das Dunkle erwacht (German Edition)
kraftvollen Bewegung auf die Füße, ließ seine wahre Gestalt auf graziöse Weise verschwinden und verwandelte sich wieder in seinen menschlichen Wirt. „Er wird seine Gründe haben“, murmelte er.
„Klar hat er die.“ Gregory verdrehte die Augen. „Wie auch immer, das mit heute Abend war nicht meine Schuld. Es war unsere beste Chance, sie zu schnappen, seit sie den Dark Marker gefunden hat. Wäre es dir lieber gewesen, ich hätte zugelassen, dass sie damit untertaucht?“
„Wir dürfen sie uns nur schnappen, wenn das Risiko zu groß wird, dass sie uns entwischt. Solange das nicht passiert, müssen wir warten, bis sie vollständig erwacht ist. So lautet der Befehl.“
„Und der Dark Marker?“
„Den hätten wir ihr stehlen können.“ Royce verzog die Lippen vor Abscheu. „Aber wegen deiner tollen Einlage weiß sie jetzt, dass wir hinter ihr her sind, und deshalb wird sie alles tun, um den Dark Marker in Sicherheit zu bringen.“
„Sie hat es doch längst gewusst“, konterte Gregroy mit erhobenen Brauen. „Was meinst du, wieso sie sonst dauernd über ihre verdammten Schultern geblickt hat? Sie weiß, dass wir sie überwachen.“
Royce kniff die Lippen zusammen, seine Brustmuskeln hoben sich mit jedem schweren Atemzug. „Etwas zu wissen oder etwas zu vermuten sind zwei ganz unterschiedliche Dinge. Dieser verfluchte Watchman wird sie jetzt keine Sekunde mehr aus den Augen lassen. Und wenn er fliegen kann, besteht die Möglichkeit, dass er ein verdammter Raptor ist.“ Royce funkelte ihn mit arrogant verzogenem Mund an, und Gregory hätte ihn am liebsten zerrissen, und zwar ganz langsam und qualvoll. „Tja, wegen dir haben wir jetzt beide verloren, sie und den Dark Marker.“ Royce wandte sich ab.
„Nicht unbedingt.“
Mitten im Schritt hielt Royce inne. „Was zum Teufel soll das heißen?“
„Ich glaube nicht, dass sie ihn hat. Jedenfalls nicht bei sich. Das soll es heißen.“
Der Casus ballte seine gewaltigen Fäuste so fest, dass die Adern unter seiner Haut hervortraten. „Wovon redest du überhaut?“
„Ich konnte vorhin ihre Haut verletzen“, erklärte Gregory, während er sich erhob, „was bedeutet, sie trug ihn nicht am Körper.“
„Dann muss sie ihn irgendwo versteckt haben“, murmelte Royce und fuhr sich mit der Hand durch das dichte schwarze Haar. Obwohl ihre menschlichen Wirte – zwei Brüder aus den USA, die einen Bootsservice für Touristen in Rio betrieben hatten – beinahe gleich aussahen, war Friesens Haar nicht nur kürzer, sondern auch um einiges dunkler.
„Wenn sie das getan hat, dann ist sie vollkommen bescheuert. Das einzige Ding aus der Hand zu geben, das sie vor uns beschützen kann!“ Laut Calder waren sie nicht in der Lage, die Frau zu töten, solange sie einen dieser antiken Dark Marker am Leibe trug, denn durch die besondere Kraft dieser Kreuze konnten ihre Reißzähne und Klauen ihr nichts anhaben.
„Entweder das, oder sie ist außergewöhnlich schlau. Irgendwie muss sie auch dahintergekommen sein, dass wir eigentlich die Dark Marker haben wollen. Ich habe dir schon mehrmals gesagt, dass du sie unterschätzt.“
„Tue ich das?“ Gregory lachte und rieb sich das Kinn. „Vorhin ist sie abgehauen, wie jedes andere armselige Weibsstück auch.“
Royce warf ihm einen ungeduldigen Blick zu. „Aber da du ja selbst gesagt hast, sie wäre vor dem Watchman getürmt, können wir mit ziemlicher Sicherheit annehmen, dass das nichts mit dir zu tun hatte.“
„Du traust ihr viel zu viel zu. Für uns ist sie bloß eine Beute, das sage ich doch dauernd.“
„Was du von ihr hältst, Gregory, ist ganz egal, denn sie ist meine Beute. Sobald du herausgefunden hast, wo dein Merrick steckt, mach mit ihm, was du willst – aber bis dahin hältst du dich gefälligst von meinem fern.“
Gregory hob kapitulierend beide Hände. „Komm schon, Mann. Kein Grund, so misstrauisch zu sein. Ich wollte sie doch zu dir bringen.“ Er genoss es sehr, Friesens Frust wie einen heißen Wind zu spüren, der ihm entgegenwehte.
Royce hob das Kinn. „Du erwartest ernsthaft, dass ich das glaube?“
„Du traust mir immer noch nicht?“ Gregorys Lächeln glich einer Geistermaske.
„Dir werde ich niemals trauen.“
„Und doch“, sagte Gregory leise, ohne den Blick abzuwenden, „brauchst du mich.“
„Ich brauche diesen Marker … und dann muss ich diese Frau haben. Für dich habe ich keine Verwendung.“
„Hm, na ja, wenn ich sagen würde, dass das nicht auf
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