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Wenn das Dunkle erwacht (German Edition)

Wenn das Dunkle erwacht (German Edition)

Titel: Wenn das Dunkle erwacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rhyannon Byrd
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gehen schien. „Wem sonst sollte ich das zum Vorwurf machen?“
    „Den Schweinehunden, die es getan haben.“ Quinn lief wieder ruhelos auf und ab. „Du hast diese jungen Männer doch nicht umgebracht.“
    Sie hob das Kinn, wollte sich ihre eigenen Schuldgefühle nicht so einfach ausreden lassen. „Nein, aber sie sind wegen mir gestorben.“
    „Lieber Himmel“, stöhnte er und fuhr sich mit beiden Händen durchs Haar. „Wenn Kierland hier wäre, könnte er das alles viel besser ausdrücken als ich. Ich bin nicht so …“ Er unterbrach sich, starrte aus dem Fenster. „Mit Worten bin ich nicht so gut, aber ich weiß genau, wie das ist, wenn man sich unbedingt für Dinge verantwortlich fühlen will, für die man gar nichts kann.“ Er drehte sich zu ihr um. „Du musst das irgendwie hinter dir lassen.“
    „Hast du das denn geschafft?“ Sie war sicher, dass auch er seine eigenen Dämonen mit sich herumschleppte. „Konntest du es hinter dir lassen?“
    Stumm wandte er sich wieder dem Fenster zu, aber sie konnte seine Frustration spüren. Er wirkte gefährlich, sogar brutal, aber sie konnte die Augen nicht von ihm abwenden. Er war so stark und schön, wie er da mit dem Rücken zu ihr vor den funkelnden Lichtern der Stadt stand, ein unbezwingbarer Krieger, der vor nichts Angst hatte, und doch war da etwas Einsames, etwas Gebrochenes an dem geheimnisvollen Watchman. Etwas, das sie anrührte. Wie gern würde sie ihn jetzt trösten, um die Einzige zu sein, der er seine Geheimnisse anvertraute.
    Und genau deshalb solltest du dich von ihm fernhalten.
    Sie sollte gar nicht in seiner Nähe sein. Nach dem, was Javier zugestoßen war, sollte sie in überhaupt niemandes Nähe sein. Am besten blieb sie auf Abstand und ließ Michael Quinn in Ruhe.
    „Ich gehe mich jetzt umziehen“, sagte sie leise und trat wieder ins Badezimmer. Sie schloss die Tür hinter sich und versuchte an gar nichts zu denken, während sie ihre nassen Sachen aufhängte und in die trockenen schlüpfte. Als sie die Tür wieder aufmachte, stand Quinn noch immer am Fenster.
    „Hast du Hunger?“
    Sie legte sich eine Hand auf den Bauch und schüttelte den Kopf. Bei dem Gedanken, etwas essen zu müssen, wurde ihr regelrecht übel. „Ich lege mich lieber gleich hin.“ Er nickte langsam, musste sich offenbar anstrengen, um ihr ins Gesicht zu schauen und nicht ihren Körper mit Blicken zu verschlingen. Sie holte tief Luft und wollte ihm gute Nacht wünschen, doch ohne es zu wollen, stellte sie ihm eine Frage: „Legst du dich neben mich?“
    Die Worte hatte sie nur leise ausgesprochen, aber sie schienen zwischen ihnen zu explodieren wie eine Granate, unerträglich laut.
    Quinn räusperte sich und sah aus, als hätte sie von ihm verlangt, in ein Becken voller Haie zu springen. „Nach dem, was vorhin im Bad passiert ist, halte ich das nicht für eine gute Idee.“
    „Bitte“, flüsterte sie und hasste sich selbst dafür, ihn erneut anzuflehen. Sie hatte gar nicht vorgehabt, um etwas so Intimes zu bitten, aber bei der Vorstellung, was der nächste Tag bringen mochte, wollte sie so lange wie möglich ganz nah bei ihm sein und in seinen starken Armen liegen, auch wenn sie nichts weiter taten als zu schlafen. „Ich fass dich auch nicht an, versprochen. Keine dummen Geschichten. Ich will bloß …“, sie schluckte, musste sich zwingen, es auszusprechen, „ich hätte bloß gern, dass du mich festhältst, Quinn.“
    Mit Sicherheit hatte er nicht die geringste Ahnung, wie uncharakteristisch dieses Anliegen für sie war. Wie schwer es ihr fiel, zuzugeben, dass sie irgendetwas von einem anderen Menschen benötigte. Als sie Jamison bat, den Dark Marker aus Brasilien herauszuschmuggeln, hatte sie das nicht halb so viel Überwindung gekostet – aber da war es ja auch um etwas gegangen, das größer und wichtiger war als sie selbst. Das übergeordnete Ganze. Die Sicherheit der verfluchten Welt. Aber jetzt – jetzt ging es um sie selbst. Um etwas, das nur sie brauchte.
    Während sie auf seine Antwort wartete, raste ihr Herz, als wäre es ein Vogel, der aus ihrer Brust aufsteigen wollte.
    Nach einer halben Ewigkeit hob Quinn schließlich eine Hand und rieb sich das stoppelige Kinn. „Keine dummen Geschichten? Ich dachte, das wäre mein Text“, meinte er trocken, und vor plötzlicher Erleichterung wurde ihr beinah schwindelig.
    In seinen dunklen Augen konnte sie nichts lesen, aber er hatte einen kaum merklichen, schelmischen Zug um den Mund, als er sich gegen das

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