Wenn das Dunkle erwacht (German Edition)
glaubte sie zu wissen, was Lust war, aber keine ihrer bisherigen Erfahrungen hatte sie auf so etwas vorbereitet. Jedes Mal wenn er sie berührte, taumelte sie vor Glückseligkeit, wurde davon verschlungen, als ob es ein klarer Teich in den Tiefen des Dschungels wäre. Ein Teich, in den sie sich fallen lassen könnte, um sich darin zu erfrischen. Es war das großartigste Gefühl auf der Welt – bis er sie brutal aus diesem Paradies herausgerissen hatte, in die kalte grausame Wirklichkeit, in der er sich weigerte, sie zu berühren.
Verdammt, hör endlich auf, dich selbst zu quälen.
All diese Gedanken waren eindeutig masochistisch, aber sie musste trotzdem immer wieder an diesen Morgen zurückdenken. Und jedes Mal hätte sie am liebsten auf irgendetwas eingeprügelt. Hauptsächlich auf Quinn.
Dass sie ihn trotz allem noch immer begehrte, machte die Sache natürlich nur noch schlimmer. Sie wollte sich an ihn klammern, ihn um sich spüren, über sich spüren, in sich spüren. Bis sie ihn überall fühlen konnte. Bis er mit ihrem Herzschlag eins war, im Rauschen ihres Blutes. Und vor allen Dingen wollte sie, dass er nur ihr allein gehören sollte.
Aber dazu würde es niemals kommen. Er war innerlich zu tief verletzt, verschloss sich zu sehr, betrachtete die ganze Welt um sich herum mit misstrauischen Augen. Wer immer ihm das angetan hatte, es war ganze Arbeit gewesen. Mit Sicherheit hatte eine Frau diese Verwüstungen angerichtet, daran zweifelte Saige nicht. Nur eine Frau, die man wirklich liebte, konnte solche Qualen verursachen. Qualen, die schlimmer waren als Folter, die einen zerrissen, bis man sich selbst nicht mehr wiedererkannte und überhaupt nichts mehr fühlen konnte.
So war Quinn. Zuerst ließ er sich nichts anmerken. Er lächelte. Er machte Witze. Manchmal lachte er sogar, obwohl sein Humor schon ziemlich trocken war. Aber nichts davon berührte ihn wirklich. Nichts davon erreichte seine Augen – und Saige war fest davon überzeugt, dass die Augen ein Spiegel der Seele waren. Sie glaubte daran und richtete sich danach. Manchmal hatte sie wichtige Entscheidungen in ihrem Leben davon abhängig gemacht.
Quinns Augen, so schön sie waren, wirkten immer zutiefst gequält. Sogar jetzt, als er nach dem Tanken wieder in den gemieteten Ford Expedition stieg, erkannte sie die Schatten seiner Vergangenheit in der mitternächtlichen Schönheit seines Blickes.
Er fuhr auf einen der Parkplätze hinter der Tankstelle, nicht zurück auf den Highway. „Was ist los?“, fragte sie.
Er rieb sich den Nacken und starrte durch die Windschutzscheibe hinaus in den trockenen, aber stürmischen Spätsommertag. „Ich habe gerade Kierland angerufen. Er und Shrader werden sofort aufbrechen und uns außerhalb von Denver treffen, damit wir nicht auf uns gestellt sind.“
„Aber wenn die Casus euer Lager beobachten, können sie den beiden folgen, und die werden sie dann direkt zu uns führen.“ Ganz zu schweigen von diesem Kollektiv, fügte sie im Stillen hinzu. Zwar hatten sie immer noch keine Ahnung, wieso Javier und seine Brüder mit einer Chemikalie verkohlt worden waren, die das Kollektiv entwickelt hatte, aber das wollte Saige auch lieber gar nicht wissen.
„Wir haben schon unsere Methoden, aus Ravenswing herauszukommen, ohne dass jemand es bemerkt“, erklärte er.
„Worauf warten wir denn dann?“
Irgendetwas machte ihm unglaublich zu schaffen, als er sich jetzt zu ihr wandte. „Bevor wir noch irgendetwas unternehmen, musst du erst deinen Merrick ernähren.“
Saige hob eine Braue. „Du willst doch nicht im Ernst schon wieder damit anfangen, oder? Ich hätte dich für klüger gehalten, Quinn.“
„Wir haben keine Ahnung, was da auf uns zukommt, und du wirst immer schwächer. Das merke ich jedes Mal, wenn ich dich ansehe. Ich werde nicht zulassen, dass du so geschwächt in weiß der Teufel was reinmarschierst.“
„Du wirst es nicht zulassen?“, wiederholte sie kopfschüttelnd. „Seit wann lässt du irgendwas zu?“
„Du hättest das längst hinter dich bringen müssen“, widersprach er, ohne auf ihre Worte einzugehen. „Jetzt können wir es nicht mehr aufschieben. Du wirst die Kraft, die du dadurch erlangst, dringend brauchen.“
Er griff nach ihrer Hand, aber sie riss sie zurück. „Denk nicht mal dran“, zischte sie. „Da im Dschungel magst du mir ja das Leben gerettet haben, aber soweit es mich betrifft, hast du jedes Recht verspielt, mich noch einmal anzufassen.“
Er hielt ihrem Blick
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