Wenn das Dunkle erwacht (German Edition)
werden sauer sein, das ist sicher. Ich fürchte, Ihre Brüder halten uns nicht immer für ihre besten Freunde.“
„Die haben sich noch nie besonders gut mit anderen Leuten verstanden“, erklärte Saige, und die beiden Männer lachten freundlich, obwohl eine gewisse Nervosität nicht zu überhören war. Sie gaben sich alle Mühe, damit Saige sich wohlfühlte, aber eine gewisse Anspannung war offensichtlich, denn keiner von ihnen wusste, was sie in diesem Douglas Resort vorfinden würden, wo Jamison warten sollte.
„Wie auch immer“, meinte Kierland, „Molly wird schon dafür sorgen, dass sie keine Dummheiten anstellen, bis wir wieder da sind.“
Quinn hatte ihr von der Frau erzählt, die es anscheinend geschafft hatte, das Herz ihres dickschädeligen Bruders zu erweichen, und Saige konnte es kaum erwarten, Ians Verlobte endlich kennenzulernen. Sie hätte gern weitere Einzelheiten über Molly Stratton erfahren, aber Quinn fing Kierlands Blick im Rückspiegel auf. „Bring mich mal auf den neuesten Stand“, sagte er.
„Ich wünschte, ich hätte bessere Nachrichten“, antwortete Kierland seufzend. „Aber so wie es aussieht, könnte hier bald die Hölle los sein. Ein paar unserer anderen Zentren haben sich mit den erwachenden Merricks in Verbindung gesetzt. Einige von denen scheinen überhaupt keine Ahnung zu haben, was mit ihnen vorgeht. Und ganz wie wir erwartet haben, hat sich das Gerücht ziemlich schnell verbreitet, dass Ian mit dem ersten Dark Marker einen Casus ausgeschaltet hat. Seitdem kriegen wir laufend Berichte, dass die Merricks unbedingt an die einzige Waffe kommen wollen, mit der sie sich schützen können. Das Lager in Reno nimmt jeden Merrick auf, der dort Schutz sucht, aber die meisten anderen Lager haben viel zu viel Angst, das Konsortium gegen sich aufzubringen. Wir haben gerade eine offizielle Mitteilung des Konsortiums erhalten, dass man unser Vorgehen juristisch überprüfen will.“
„Und um dem Ganzen die Krone aufzusetzen“, fügte Shrader hinzu, „standen nur die Familien mit den größten Merrick-Anteilen unter Watchman-Überwachung. Da draußen erwachen jetzt viel zu viele Merricks, von denen niemand etwas weiß und die erst aufgespürt werden müssen. Weltweit versuchen unsere Zentren, Kontakt mit ihnen aufzunehmen, aber das wird seine Zeit brauchen.“
„Wir haben aber keine Zeit.“ Quinn teilte den anderen in allen Einzelheiten mit, was er in Brasilien in Erfahrung bringen konnte. Er schloss mit einem ausführlichen Bericht über Saiges „besondere Fähigkeit“ und erwähnte noch, dass Javier und seine Brüder mit einer chemischen Substanz verkohlt worden waren, die vom Kollektiv benutzt wurde.
„Du glaubst also, zwischen den Casus und dem Kollektiv könnte es eine Verbindung geben?“, fragte Kierland, auf die Straße konzentriert.
Quinn fuhr sich durchs Haar und atmete hörbar aus. „Das weiß ich nicht. Aber irgendwas stimmt nicht. Wer immer dieser Westmore sein mag, den die beiden Casus gegenüber Saige erwähnt haben, er muss irgendwie an diese Chemikalien gekommen sein.“
Shrader wandte sich an Kierland. „Es muss eine vernünftige Erklärung für all das geben. Eine, die zur Abwechslung mal einen Sinn ergibt.“
„Diese Leichen waren völlig verkohlt, genauso wie die Opfer des Kollektivs“, stieß Quinn hervor. „Ich hab mir das nicht eingebildet.“
„Wir haben jetzt keine Zeit, um uns darum zu kümmern“, erwiderte Kierland, offenbar der Schlichter dieser Gruppe. „Wenn wir wieder in Ravenswing sind, könnt ihr euch streiten, so viel ihr wollt, aber jetzt müssen wir uns auf den nächsten Schritt konzentrieren.“
Einige Zeit herrschte Stille, während Kierland eine kurvenreiche Straße entlangfuhr, die durch die Vororte von Denver in die Berge zu führen schien. Saige starrte in wachsender Sorge aus dem Fenster, bis sie einen intensiven Blick auf sich spürte. Sie sah nach vorn. Shrader beobachtete sie mit einem seltsamen, neugierigen Ausdruck im Gesicht. „Stimmt was nicht?“, fragte sie.
„Ihr Durst ist noch nicht gestillt“, stellte er trocken fest.
Röte stieg ihr ins Gesicht. „Ist das so offensichtlich?“ Quinn neben ihr schien leise vor sich hin zu fluchen.
Der Watchman lächelte sie freundlich an. „Für uns schon. Könnten Sie uns erklären, wieso Sie Ihren Merrick noch nicht gefüttert haben?“
„Wenn ich Ihnen sage, dass Sie sich um Ihren eigenen Kram kümmern sollen, würde das wohl nicht viel nützen, oder?“ Sie
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