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Wenn das Glück dich erwählt

Wenn das Glück dich erwählt

Titel: Wenn das Glück dich erwählt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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schreiben. Obwohl sie Jacob in die Anrede mit einschloss, war der Brief in der Hauptsache für June - bug bestimmt. Die mütterliche Frau war Evangeline sympathisch, und obwohl sie wusste, dass sie sie vielleicht höchstens ein, zwei Mal im Jahr sehen würde, hoffte sie, Freundschaft mit ihr zu schließen.
    Als der zweite Brief beendet war, klebte Evangeline auch diesen zweiten Umschlag zu, stand auf und zog sich im Schein des Feuers, das noch immer brannte, aus. Da sie sich jetzt sicherer fühlte als in der Nacht zuvor - und auch wärmer -, zog sie auch ihre Unterwäsche aus, bevor sie das Nachthemd überstreifte. Sie hatte gerade ihr Haar gebürstet und flocht es zu einem langen Zopf, als sie ein Geräusch aus dem angrenzenden Schuppen hörte.
    Es war ein Räuspern.
    »Ma'am? Sind Sie angezogen?«
    Evangeline hätte gelacht über die Frage, wenn sie nicht so entsetzt gewesen wäre über die Vorstellung, dass Scully vielleicht schon vorher aus irgendeinem Grund herausgekommen war und sie gesehen hatte, als sie sich am Kamin entkleidet hatte.
    Sie trat einen Schritt zurück, wo die Schatten tiefer waren und sie zum Teil verbargen. »Was ist?«, rief sie verlegen.
    Er trat über die Schwelle, und sie konnte zu ihrer großen Erleichterung sehen, dass er noch immer vollständig bekleidet war. Seine Gesichtszüge waren im Dunkeln nicht zu erkennen. Sie hatte die Lampe gelöscht, nachdem sie Mrs. McCaffreys Brief beendet hatte. »Ich wollte Sie nicht stören«, sagte er mit rauer Stimme. Leise durchquerte er den Raum und gab sich Mühe, Distanz zu ihr zu halten, um sie nicht zu erschrecken, bevor er seine Jacke vom Kleiderhaken nahm. »Ich bin gleich wieder zurück.«
    Evangeline legte eine Hand ans Herz und nickte. Was war es nur an diesem Mann, was sie von einer normalen, vernünftigen Person in diese seltsam scheue Frau verwandelte, die sie selbst nicht mehr erkannte?
    Sie blieb stocksteif am Feuer stehen, lauschte auf jedes Geräusch, das von draußen zu ihr hereindrang, und wartete. Wartete, bis Scully schließlich fröstelnd wiederkam und die Tür verriegelte. Nachdem er seine Jacke aufgehängt hatte, ging er wieder quer durch den großen Raum zum Eingang seines Anbaus.
    »Ich werde mich morgen früh schon bei Tagesanbruch auf den Weg machen«, sagte er. »Nach Springwater, meine ich. Sie werden es Abigail erklären?«
    Sie nickte und deutete auf den Tisch, der im Dunkeln nicht mehr sichtbar war. »Ich habe meine Briefe auf den Tisch gelegt.«
    »Sind Sie sicher, dass Sie mit dem Gewehr umgehen können?«
    »Ja«, antwortete sie, obwohl sie sich ganz und gar nicht sicher war. Aber sie würde tun, was nötig war, um sich und Abigail zu schützen. Und das war alles, was sie wissen musste.
    »Ich werde zurückkommen, sobald ich kann.«
    Wieder nickte sie. Wenn sie gesprochen hätte, hätte sie ihn vielleicht angefleht zu bleiben, und das musste unter allen Umständen verhindert werden.
    »Na gut«, sagte er. »Dann wünsche ich Ihnen noch einmal eine gute Nacht.«
    »Gute Nacht«, erwiderte Evangeline erstickt. Kaum war er aus ihrer Sicht verschwunden, kroch sie rasch zu Abigail unter die Decken und war sich ziemlich sicher, dass sie die ganze Nacht an die Decke starren und kein Auge zu tun würde. Doch erstaunlicherweise schlief sie tief und fest, obwohl sie von heimtückischen Wölfen träumte, die das Haus umschlichen. Und ihre Gelegenheit abwarteten.
    Sie erwachte noch vor dem Morgengrauen und hörte, wie Scully sich leise durch den großen Raum bewegte. Es roch nach frisch aufgebrühtem Kaffee, und der Herd strömte bereits eine anheimelnde Wärme aus, aber sie verzichtete darauf, aufzustehen. Es war besser, still liegen zu bleiben unter den schweren Daunendecken und ihn in Frieden ziehen zu lassen.
    Als die Tür sich hinter ihm schloss, kniff sie für einen Moment ganz fest die Augen zusammen. Etwa zwanzig Minuten später hörte sie die Maultiere und das Knarren des Geschirrs, und dann glitt der Schlitten über den gefrorenen Schnee am Haus vorbei.
    Geh nicht, dachte sie, aber das war die einzige Schwäche, die sie sich gestattete. Da sie wusste, dass die Tür nach seinem Aufbruch ungesichert war, stand sie auf und schob den Riegel vor. Der Boden war so kalt, dass ihre bloßen Füße schmerzten, als sie zum Bett zurückeilte. Auf der Matratze stehend, öffnete sie die Fensterläden über dem Bett und legte sich dann wieder hin.
    Sie schlief nicht mehr, sondern blieb einfach nur still liegen und versuchte, sich

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