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Wenn das Glück dich erwählt

Wenn das Glück dich erwählt

Titel: Wenn das Glück dich erwählt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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war ein Tiger, mit einem blauen Auge und einem gelben. »Wenn du mir nicht gehorcht hättest, hätten wir trotz allem sehr viel Ärger kriegen können.«
    Abigail seufzte. »Trotzdem wäre es besser, wenn Scully hier wäre.«
    Evangeline küsste sie auf die Stirn, bevor sie sich aufrichtete, um Feuerholz nachzulegen; es stand ihnen eine kalte
    Nacht bevor. »Ja«, stimmte sie zu, verfolgte das Thema aber dann nicht weiter.
    Als während des Abendessens der Wind zu heulen begann, fielen Evangeline die Fensterläden ein. Sie schloss und verriegelte die inneren, wagte aber nicht, noch einmal hinauszugehen, um auch die äußeren zu schließen. Sie hatte ihren Vorrat an Mut für diesen Tag erschöpft.
    Es war schon stockfinster, als sie den Waschzuber aus der Speisekammer holte und ihn vor dem Herd aufstellte. Sie bereitete Abigail ein heißes Bad, mit der vollen Absicht, selbst auch eins zu nehmen, aber als sie mit ihrer Tochter fertig war, war sie zu müde, um irgendetwas anderes zu tun, als sich zu entkleiden, ihr Nachthemd anzuziehen und sich zu ihrer Tochter in Big John Keatings Bett zu legen. Sie leerte nicht einmal den Badezuber aus.
    Scully war gut vorangekommen auf dem Weg, allein und ohne Frauen, auf die er aufpassen musste, obwohl er Jacobs Maultieren vielleicht ein bisschen zu viel zugemutet hatte. Abends saß er jedenfalls vor einem anheimelnden Kaminfeuer an einem der Tische der McCaffreys und focht ein Schachturnier mit Jacob und Trey Hargreaves aus, der eine Hütte in den Bergen hatte und früher in eheähnlicher Gemeinschaft mit einer Indianerin gelebt hatte. Falls die Gerüchte stimmten. Auf jeden Fall sah dieser Hargreaves wie ein Bandit und Einzelgänger aus; sein dunkles Haar war im Nacken mit einem Lederriemen zusammengebunden, und seine Augen waren von einem eigenartig silbrigen Grau, das fast an Blei erinnerte. Er trug ein ausgefranstes Hemd mit Rüschen vorn, und seine Hosen waren aus weichem Hirschleder. Wer immer er auch sein mag, dachte Scully mit einem stummen Seufzer, er ist jedenfalls ein guter Schachspieler. Er hatte Scully schon zweimal schachmatt gesetzt und war auch nicht mehr weit davon entfernt, Jacob zu schlagen.
    June-bug brachte Teller mit frisch gebackenem Apfelkuchen an den Tisch und schenkte ihnen Kaffee nach. Sie war immer fröhlich, schien es Scully, ob die Station nun leer war oder voll besetzt mit Reisenden, die nach einem zweiten Teller Essen schrien.
    »Es war sehr nett von Evangeline, mir zu schreiben«, sagte sie und klopfte auf die Schürzentasche, die den Brief an sie und ihren Mann enthielt. »Ich habe schon seit Jahren keine Post mehr bekommen.«
    Jacob schaute nicht auf von seiner riskanten Position auf dem Schachbrett. »Du hattest den Katalog von dieser Firma aus Chicago«, sagte er.
    June-bug winkte ab, aber ihr Lächeln schwankte nicht. »Das zählt doch nicht. Sie wollten uns nur eins von ihren Fertighäusern verkaufen.« Ein verträumter Blick erschien in ihren Augen. »Es hatte eine Badewanne und Klosett, das Haus.«
    »Sie werden in Teilen geliefert«, bemerkte Jacob den anderen zuliebe, falls sie sich für das Thema interessieren sollten. »Die Häuser, meine ich.«
    June-bug kehrte zum Herd zurück, wo sie irgendetwas für das nächste Frühstück backte. Es bestand immerhin die Möglichkeit, dass eine Postkutsche es morgen schaffte, und die Passagiere würden hungrig sein.
    »Dann brauchen sie aber verdammt große Frachtkarren«, bemerkte Trey. Für den Transport der Fertighäuser, meint er wahrscheinlich, dachte Scully, der in Gedanken nach wie vor bei Evangeline und Abigail war und nicht aufhörte, sich zu fragen, wie es ihnen ergangen sein mochte und ob sie sich sehr fürchteten. Am liebsten wäre er auf der Stelle wieder umgekehrt und heimgeritten, aber June-bug hatte es ihm ausgeredet und gesagt, er erweise niemandem einen Dienst damit, wenn er sich dort draußen in der Finsternis verirrte und sich »zu Tode fror«.
    Jacob lachte leise über Treys Bemerkung über die Karren, aber sein Blick war ernst, als er zu Scully aufschaute. Ihm entging nicht viel, dem guten alten Jacob.
    »Ich denke, dass Big John zurückkehren wird, sobald der Schnee auftaut und der Schlamm ein bisschen trocknet. Meinst du nicht, Scully?« Es war eine subtile Erinnerung daran, dass Evangeline einem anderen versprochen war und Scully besser daran täte, sie nicht allzu heftig zu vermissen. Jacob war sehr gut darin, Botschaften wie diese zu vermitteln, und seine Autorität in

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