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Wenn das Glück dich erwählt

Wenn das Glück dich erwählt

Titel: Wenn das Glück dich erwählt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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vorbeigekommen waren, und der Weg wurde irgendwann so steil, dass ihre Pferde schnauften und nur noch sehr langsam vorankamen.
    Höher und höher ging es, bis der Wald in eine weitläufige Weide überging, die anmutige Birken säumten. Sie wirkten zwischen den duftenden Kiefern und kahlen Cottonwood-Bäumen wie Tänzerinnen, die irgendeine Hexe in starres Eis verwandelt hatte. Im Frühling und im Sommer, dachte Evangeline, würden hier unzählige Blumen wachsen und die Weide wie ein Meer aus üppigem grünem Gras aussehen.
    Scully betrachtete das Land mit einer Art wehmütigem Stolz. »Drehen Sie sich um«, sagte er, und als Evangeline vorsichtig die Zügel anzog und die Stute wendete, erwartete sie eine atemberaubende Aussicht. Vor ihr erstreckte sich ein Panorama aus hohen Bäumen, sanft ansteigenden Hügeln und weiteren Weideflächen, die jedoch so weit entfernt waren, dass sie beinahe unwirklich erschienen. In der Ferne ragten hohe Berge mit schneebedeckten Gipfeln in den klaren blauen Himmel auf.
    Der Anblick trieb Evangeline die Tränen in die Augen, und sie war so überwältigt von der Schönheit der Landschaft, dass ihr die Worte fehlten.
    Scully lenkte sein Pferd neben sie und Abigail und richtete den Blick dann wieder auf den Horizont. »Es ist fantastisch, nicht?«
    Endlich fand Evangeline ihre Stimme wieder, obwohl sie jetzt vor Emotion ganz rau und heiser klang. »O ja. Ja.«
    Er seufzte. »Es hat mich von Anfang an bezaubert.«
    Sie schaute ihn an, als die Wahrheit ihr endlich dämmerte. »Es ist Ihre Ranch«, sagte sie leise.
    Er nahm den Hut ab und setzte ihn wieder auf, was eine vertraute Geste bei ihm war, und erwiderte ihren Blick erst einen langen Augenblick danach. »Das war sie«, sagte er. »Ich schätze, sie wird schon bald Big John gehören.« Und dabei schaute er ihr nun endlich direkt in die Augen. Wie du, schien sein Blick jetzt zu besagen.
    Aber das bildete sie sich ganz gewiss nur ein.

9
    E s war für alle eine Überraschung, als zwei Tage nach ihrem Ausflug auf Scullys Hügel Jacob McCaffrey zu Besuch erschien. Es war erst kurz nach Mittag, was bedeutete, dass er schon sehr früh zu Hause aufgebrochen sein musste, und er war ganz in das düstere Schwarz des Predigers gekleidet, einschließlich des runden, flachen Huts, der seinen Kopf bedeckte. Er ritt eins der kräftigen Maultiere, die er Scully an jenem Tag geliehen hatte, als sie mit dem Schlitten von Springwater zur Ranch gefahren waren.
    Noch immer im Sattel, rang er sich ein schwaches Lächeln ab, als Evangeline hinauseilte, um ihn zu begrüßen. Scully war wieder irgendwo auf Jagd, und Abigail machte gerade eine kleine Pause zwischen ihren Lektionen. Obwohl Evangeline entzückt war, Jacob zu sehen, hatte sie das ungute Gefühl, dass er nicht nur zu einem freundschaftlichen Besuch den weiten Weg gekommen war.
    »Wie geht es Mrs. McCaffrey?«, fragte sie und beschattete ihre Augen vor der grellen Wintersonne, als sie zu ihm aufschaute. Er war ein großer Mann, der auf dem hohen Maultier bis in den Himmel aufzuragen schien.
    Er saß ab, bevor er antwortete, und nahm eine abgegriffene schwarze Bibel aus einer seiner Satteltaschen. »Es geht ihr bestens«, antwortete er auf seine gewohnte ernste Art. »Sie sind es, die mich beunruhigt, Miss. Sie und Scully.«
    Eine böse Vorahnung beschlich Evangeline, aber sie lächelte und nahm den Arm ihres Besuchers. »Kommen Sie herein, Mr. McCaffrey. Es weht ein kalter Wind, und Sie müssen doch vollkommen durchgefroren sein.«
    »Es wäre mir lieber, wenn Sie mich Jacob nennen würden«, erwiderte er schlicht, als sie auf die offene Haustür zugingen. Abigail stand seltsam schüchtern auf der Schwelle und schaute den unerwarteten Besuch mit großen Augen an.
    Jacob strich ihr über den Kopf, als er sie erreichte, und endlich lächelte sie ihn an, wenn auch noch immer etwas unsicher.
    »Ist jemand gestorben?«, fragte sie, während Evangeline die Tür schloss.
    Wieder erschien der Anflug eines Lächelns um Jacobs Mund. Er war ein netter, intelligenter Mann, das wusste Evangeline , aber er scherzte oder lächelte nur selten. »Nein, Ma'am«, sagte er zu dem kleinen Mädchen. »Zumindest niemand, den wir kennen. Warum fragst du?«
    Abigail zögerte nicht, ihre Ansicht kundzutun. »Weil Sie wie der Mann aussehen, der kam, um meinen Papa abzuholen, als er gestorben war. Und der Priester, der an seinem Grab die Worte sprach, sah auch so aus. Sie hatten die gleichen Kleider an wie Sie.«
    Jacob nahm

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