Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wenn das Glück dich erwählt

Wenn das Glück dich erwählt

Titel: Wenn das Glück dich erwählt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
Vom Netzwerk:
seinen Hut und Mantel ab und wechselte die alte Bibel dabei von einer Hand in die andere, als widerstrebte es ihm, sie loszulassen, und Evangeline hängte seine Sachen auf. Als sie sich wieder umwandte, sah sie, dass Jacob sich vor Abigail hingehockt hatte, wie Scully es oft tat, wenn er mit ihr sprach.
    »Ich verstehe«, sagte er. »Aber du brauchst keine Angst zu haben, Kleines. Aus einem solchen Anlass bin ich nicht hierher gekommen.«
    Evangeline hatte keine Ahnung, zu welchem Anlass er erschienen war - er hatte eine beträchtliche Distanz zurückgelegt, in einer Jahreszeit, in der sonst niemand reiste, wenn es nicht nötig war und das beunruhigte sie, obwohl sie ihr Bestes tat, um sich ihre Nervosität nicht anmerken zu lassen. Sie beschäftigte sich damit, Kaffee aufzubrühen, und schürte das Feuer im Kamin, damit Jacob seine alten Knochen daran wärmen konnte.
    Dankbar zog er sich einen Stuhl an den Kamin und setzte sich, die Bibel in der Hand, um in die Flammen zu starren, als könne er dort göttliche Erleuchtung finden.
    Evangelines stummes Gebet fand Erhörung, als Scully eine knappe halbe Stunde später zurückkehrte, ein halbes Dutzend Schneehühner in der einen Hand und ein Paar Satteltaschen in der anderen.
    »Jacob«, sagte er, und es klangen sowohl Freude wie auch Verwunderung und eine Frage in diesem knappen Gruß mit. »Ich habe dein Maultier in die Scheune gebracht. Was treibt dich her?«
    Evangeline verzog das Gesicht, als sie die Schneehühner nahm, die Scully ihr reichte, nachdem er seine Jacke ausgezogen hatte. Zumindest hatte er die Vögel ausgenommen und ihre Köpfe abgeschnitten, obwohl das Rupfen ihre Sache sein würde.
    Jacob antwortete zunächst nicht; Scully hatte seine Jacke und seinen Hut schon an den Haken an der Wand gehängt, bevor der alte Mann auch nur ein einziges Wort erwiderte. Mit einer fast unmerklichen Bewegung seines Kopfes deutete er auf Abigail. »Ich bin gekommen, um mit dir und Evangeline zu sprechen«, sagte er. »Der alte Calvin T. Murdoch war vor einiger Zeit bei uns, und du weißt ja, wie redselig er ist.«
    Evangeline und Scully schauten sich an; sie mit unverhohlenem Vorwurf in den Augen und er verlegen, aber trotzig. Dann strich er sich mit der Hand durchs Haar und ging zum Kamin, wo er sich eine Holzkiste heranzog, die er schon vor einiger Zeit aus der Scheune hereingebracht hatte, damit sie Abigail am Tisch als Stuhl diente.
    Evangeline schenkte Kaffee ein, füllte Jacobs Tasse auf und reichte Scully einen Becher. Sie hatte reichlich Zucker und Sahne hinzugegeben, so wie er es mochte.
    Abigail blieb in der Nähe, weil der ungewohnte Besuch sie faszinierte. Es war dabei unwichtig für das Kind, wer Jacob war. Evangeline wusste, dass sie jeden, der von »weither« kam, interessant gefunden hätte.
    Jacob schien das zu verstehen und schloss Abigail in das Gespräch mit ein. Es gab Neuigkeiten aus Springwater; die Postkutschen kamen wieder durch, seit einiger Zeit nun schon, und er hatte Gerüchte gehört, dass noch mehr Familien herkommen würden, sobald das Wetter wieder besser wurde, um sich in der relativen Sicherheit der Postkutschenstation anzusiedeln.
    »Bekommen wir dann eine Schule hier?«, fragte Abigail erwartungsvoll, und ihre großen Augen flackerten im Feuerschein. Sie stand wie ein Storch auf einem Bein, lehnte an Scully und hatte eine Hand durch die Krümmung seines Arms geschoben.
    »Eines Tages werden wir eine haben, denke ich«, räumte Jacob ein. »Das wäre aber eine lange Fahrt von hier, nicht wahr? Du müsstest dann wahrscheinlich woanders als zu Hause leben.«
    Abigail nickte, wenn auch etwas enttäuscht. »Und eine Kirche? Wird es in diesem neuen Ort auch eine Kirche geben?«
    »Auch davon wird bereits gesprochen«, sagte Jacob. Er legte seine Bibel behutsam fort, hob seine Satteltaschen auf, die Scully für ihn hereingebracht hatte, und suchte einen Moment in einer. Dann zog er eine grob geschnitzte Holzfigur hervor, die ein Pferd darstellte, und reichte sie Abigail. »Hier«, sagte er. »Die habe ich für dich gemacht. Der alte Murdoch sagte mir, du liebtest diese Tiere.«
    Bei der Erwähnung des Hausierers wechselten Evangeline und Scully wieder einen kurzen Blick. Abigail bedankte sich inzwischen und küsste Jacob auf die Wange.
    »Du hast also mit Murdoch gesprochen«, sagte Scully schließlich ruhig.
    »Das habe ich«, antwortete Jacob, als Abigail fortlief und unters Bett kroch, wo Hortense sich zweifellos versteckte, um das Pferd

Weitere Kostenlose Bücher