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Wenn das Glück dich erwählt

Wenn das Glück dich erwählt

Titel: Wenn das Glück dich erwählt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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Scheune zurechtmachen«, sagte er. »Ich habe schon an kälteren Orten übernachtet.«
    Er ließ sich durch nichts umstimmen - und tatsächlich schien Scully sich etwas zu beharrlich gegen die Idee zu wehren -, nahm aber dankbar Evangelines Einladung zum Abendessen an. Selbst nach dieser kurzen Reise schon, gestand Jacob, vermisse er ganz schrecklich June-bugs gute Küche.
    »Ist sie ganz allein dort draußen?«, fragte Scully stirnrunzelnd. Dieser Gedanke war ihm offenbar erst jetzt gekommen, aber Evange li ne stand es nicht zu, ihn deswegen zu kritisieren. Auch sie hatte schließ li ch nicht daran gedacht.
    »Trey Hargreaves ist seit gestern da; er wartet auf eine Postkutsche.« Jacob erlaubte sich ein Schmunzeln. »Aber macht euch seinetwegen keine Sorgen. June-bug wird ihn beschützen.«
    Sie alle lachten, und Evangeline ging zum Herd, um etwas Eintopf für Jacob aufzuwärmen und einige Scheiben Brot zu rösten. Die Schneehühner würden sie erst abends essen, mit Salzkartoffeln, Buttersauce und den eingemachten grünen Tomaten, die Mr. Murdoch mitgebracht hatte.
    Jacob sprach das Tischgebet, mit gesenktem Kopf und gefalteten Händen, obwohl er der Einzige war, der aß. Evange li ne, die viel von ihrem Glauben im Krieg verloren hatte, war beeindruckt, aber nicht von der Frömmigkeit des Mannes, sondern von seiner Demut. Religiöse Menschen wären mir wahrscheinlich viel sympathischer, dachte sie, wenn sie alle so wie Jacob und June-bug McCaffrey wären.
    Nach dem Essen gingen die Männer hinaus, um Wasser zu holen und einige der anderen Aufgaben zu erledigen, und Abigail begleitete sie mit Hortense und ihrem neuen Holzpferd. Allein gelassen, räumte Evangeline den Tisch ab, spülte hastig das Geschirr und nahm ihre Näharbeit heraus. Sie nähte gerade an einem Hemd für Scully, an dem sie nur arbeiten konnte, wenn er nicht zu Hause war, weil sie ihn Weihnachten damit überraschen wollte.
    Als sie die Stimmen der zurückkehrenden Männer auf dem Hof hörte, legte sie das fast fertige Hemd schnell wieder fort, versteckte es in der Truhe und setzte Wasser auf, um die Schneehühner einzuweichen und zu rupfen. Es war eine ziemlich widerwärtige Aufgabe, aber sie war sich im Klaren darüber, dass es ihre war. Essen war Essen, der Stoff, aus dem das Leben war, für den man dankbar zu sein hatte. Trotz allem jedoch weckte der bloße Geruch schon eine leise Übelkeit in ihr.
    In diesem Augenblick kamen Scully und Jacob herein und brachten eine kühle, aber erfrischende Brise mit. Scully trug Abigail auf seiner Hüfte. Das Kätzchen, das inzwischen sehr gewachsen war, sprang aus ihren Armen auf den Boden und bewegte indigniert den langen Schwanz.
    »Wir haben ein müdes kleines Mädchen hier«, sagte Scully, als er Abigail absetzte, um ihr den Mantel auszuziehen, bevor er seinen eigenen ablegte. Abigail gähnte pflichtbewusst.
    »Am besten schläfst du jetzt ein bisschen«, sagte Evangeline zu ihrer Tochter.
    Die Tatsache, dass Abigail nicht widersprach, sondern nur stumm zum Bett hinüberging, die Schuhe auszog und unter die Decken kroch, ließ darauf schließen, wie müde sie tatsächlich war.
    Scully streifte seine Stiefel ab und stellte sie zum Trocknen an das Feuer, bevor er in den Anbau ging und kurz darauf mit einer kleinen Holzkiste, die Evangeline noch nie gesehen hatte, in den großen Raum zurückkam. Aus dieser Kiste nahm er ein Schachbrett, das er mitten auf dem Tisch aufbaute.
    Jacob zog sich mit leuchtenden Augen einen Stuhl heran. Selbst simple Zeitvertreibe wie eine Partie Schach waren wichtige Ereignisse an solch abgelegenen Orten, und es war offensichtlich, dass beide Männer jede Chance wahrnahmen, eine Partie zu spielen.
    Scully deutete mit einer galanten Geste auf den anderen Stuhl. »Setzen Sie sich, Evangeline«, forderte er sie zu ihrer freudigen Überraschung auf. »Ich spiele danach mit dem Gewinner.«
    Evangeline hatte daheim in Pennsylvania gelegentlich mit Charles gespielt, und das waren die einzigen Momente gewesen, in denen sie reden konnten. Während Charles die meiste Zeit von Clara, seiner verstorbenen Frau, gesprochen hatte, hatte Evange li ne ihm bei jenen Gelegenheiten ihre Träume, Hoffnungen und Ängste anvertraut. Sie setzte sich, entzückt über die Einladung, und wählte die schwarzen Figuren für sich aus.
    Das Spiel endete mit einem triumphalen Sieg für Jacob, in viel zu kurzer Zeit. Evangeline gab ihren Stuhl auf und trat hinter Scully, um die nächste Partie zu verfolgen, und

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