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Wenn das Glück dich erwählt

Wenn das Glück dich erwählt

Titel: Wenn das Glück dich erwählt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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auch seine eigene. Er beugte sich zu ihr vor und küsste sie, ganz sachte anfangs nur und so natürlich wie das Atmen selbst, und dann mit der ganzen Leidenschaft eines Mannes, der viel zu lange allein gewesen war.
    Er erwartete und befürchtete schon halb, dass sie ihn zurückstoßen und sich wehren würde, aber sie tat es nicht. Ihre Arme schlössen sich noch fester um seinen Rücken, und als er sanft mit der Zunge über ihre Lippen strich, öffneten sie sich unter seinen. Scully war erschüttert von dem Kuss; ihm war, als habe er die Schwelle des Paradieses überschritten, um dann zu hören, dass er dort nichts zu suchen hatte. Sie ist Big Johns Braut, und Big John ist der beste Freund, den ich je hatte.
    Und da schob er sie zurück. Er hielt sie noch immer an den Schultern, und beide atmeten schwer. Scully hätte vielleicht seine eigene Seele geopfert, so heftig begehrte er sie, aber er konnte und wollte nicht das Vertrauen seines Freundes opfern. »Es tut mir leid«, sagte er. »Das hätte ich nicht tun sollen.«
    Sie schien gekränkt, und die tiefe Röte auf ihren Wangen hätte sowohl Leidenschaft wie auch Empörung sein können; Scully war noch nicht geistesgegenwärtig genug, um das Rätsel zu ergründen. »Sprich nicht mehr davon, Scully«, wisperte sie. »Sag am besten gar nichts.« Und damit strich sie ihre Röcke glatt und hob die Hände, um den Sitz ihres aufgesteckten Haars zu überprüfen, was ihre wohlgeformten Brüste noch auffallender zur Geltung brachte. »Wir werden einfach so tun, als ob nichts geschehen wäre.«
    Scully wandte schmerzgequält den Blick ab und war froh, dass er noch immer seine Jacke trug. Denn ohne diese Jacke hätte sie das ganze Ausmaß seiner Leidenschaft für sie gesehen. Aber vielleicht wusste sie ja ohnehin schon, wie sehr er sie begehrte.
    »Ich werde den Hengst in die Scheune bringen«, sagte er, ohne sich vom Fleck zu rühren.
    »Und ich sollte mich jetzt um das Abendessen kümmern«, erwiderte sie, aber auch sie blieb reglos stehen, und als er es wagte, sie noch einmal anzusehen, erwiderte sie den Blick. »Was sollen wir jetzt tun, Scully?«, fragte sie mit leiser Stimme.
    »Nichts«, erwiderte er nach einem tiefen Seufzer.
    »Aber ...«
    Er ließ sie nicht aussprechen, weil er nicht das Risiko eingehen wollte, etwas zu hören, was ihn möglicherweise wieder umstimmen würde. »Ich werde hier bleiben, bis Big John zurückkommt. Dann lasse ich mir meinen Anteil an der Ranch auszahlen und verschwinde aus der Gegend.«
    Evange li ne errötete und schob das Kinn vor. Ihre braunen Augen funkelten vor Ärger und Entschlossenheit. »Und ich werde Mr. Keating heiraten«, entgegnete sie ein wenig bitter. »Ich werde für ihn kochen, für ihn waschen und ihm so viele Kinder gebären, wie ich kann.«
    Scully ertrug es nicht, diese Dinge zu hören, so simpel und alltäglich sie auch waren. Dinge, die von einer Siedlerfrau erwartet wurden. Wortlos wandte er sich ab und verließ den Anbau, durchquerte das Haus mit großen Schritten und zog hart die Eingangstür hinter sich zu.
     
    Evange li ne wischte sich mit beiden Händen ihre Wangen ab, als sie den kleinen Nebenraum mit dem schräg abfallenden Dach ver li eß, nur wenige Minuten, nachdem Scully fortgegangen war. Zum Teufel mit ihm, dachte sie, mit ihm und all diesen Gefühlen, die er in mir weckt. Und seinen Küssen.
    Abigail hockte auf dem Teppich vor dem Kamin und beschäftigte sich mit Scullys Schachfiguren. Hortense saß auf der anderen Seite des Bretts und starrte die roten und schwarzen Figuren an, als dächte sie über ihren nächsten Zug nach. »Ist Scully uns jetzt böse?«, fragte Abigail.
    Evangeline hielt inne, um ihre Tochter anzuschauen, und obwohl es sie große Überwindung kostete, gelang es ihr, ein schwaches Lächeln aufzusetzen. »Nein, Liebes«, sagte sie und schniefte. »Das ist er nicht.«
    Abigail sprang auf und lief zu ihrer Mutter, schlang die Arme um ihre Taille und barg ihr Gesicht an ihrer Hüfte. Erst als Evange li ne das Erschauern spürte, das durch Abigails zierlichen Körper ging, begriff sie, dass die Kleine weinte.
    Rasch setzte sie sich auf einen der altersschwachen Stühle am Tisch und zog Abigail auf ihren Schoß. »Schscht, mein Liebling«, sagte sie beruhigend. »Du brauchst keine Angst mehr vor dem Wolf zu haben ...«
    Abigail hob ihr tränenüberströmtes Gesicht und schaute ihre Mutter an. »Ich will nicht, dass Big John zurückkommt!«, rief sie mit erstickter Stimme. »Denn dann geht

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