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Wenn das Glück dich erwählt

Wenn das Glück dich erwählt

Titel: Wenn das Glück dich erwählt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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würdest, damit ich aus der Wanne steigen und mich anziehen kann.«
    Er blieb noch einen weiteren, schier endlosen Moment lang reglos stehen und wandte sich dann ab. Evangeline konnte seine Silhouette sehen und erkennen, dass er am Türrahmen lehnte wie jemand, der Angst hatte, zu fallen.
    Hastig trocknete Evangeline sich ab, zog ihr Nachthemd an und ihren Morgenrock darüber. »Du darfst dich jetzt wieder umdrehen«, sagte sie leise. Sie konnte ihn immer noch nicht klar erkennen, hegte aber nicht den kleinsten Zweifel, dass es umgekehrt ganz anders war. Immerhin hatte sie eine Lampe brennen lassen, wenn auch nur schwach, um nicht über irgendetwas zu stolpern, wenn sie durch den dunklen Raum zum Bett hinüberging. Das Feuer im Kamin war bis auf die Glut hinabgebrannt und gab nur noch wenig Licht ab, aber der gusseiserne Herd glühte rot vor Hitze und hielt die furchtbare Kälte in Schach, auch wenn er den Raum nicht wirklich heizte.
    Scully verließ seinen Platz an der Tür und kam langsam zu ihr hinüber. Sie hatte ein Scheit in den Kamin geworfen, und rote und orangefarbene Funken sprühten von dem trockenen Holz auf, als es Feuer fing.
    »Vielleicht sollte ich am besten gleich fortgehen«, sagte er mit gesenkter Stimme, um Abigail nicht aufzuwecken. »Auf der Stelle. Ich könnte dich und Abigail nach Springwater bringen. Dann könntet ihr den Winter über bei Jacob und Miss June-bug bleiben ...«
    »Warte einen Moment«, unterbrach Evangeline ihn ruhig. »So gern ich Freunde in der Nähe hätte, dies hier ist mein Zuhause. Und Abigails. Wir gehen nicht von hier fort, Scully, ob du hier bleibst oder nicht.« Sie wusste, dass ein Widerspruch zwischen dem, was sie jetzt sagte, und ihren Worten von zuvor bestand - dass sie sich sicher fühlen und ein Teil einer Gemeinde sein wolle -, aber das war nicht wirklich das gewesen, was sie fühlte. Es war nichts weiter als ihre Angst gewesen, die aus ihr gesprochen hatte.
    Er zog einen der Stühle heran, drehte ihn um und setzte sich rittlings darauf, um dann die Arme vor der hohen Lehne zu verschränken. Im Feuerschein sah er wie ein nordischer Gott aus, wenn auch wie ein ziemlich störrischer. Mit einer Hand fuhr er sich durch das Haar. »Verdammt, Evangeline, wie kann man nur so stur sein«, warf er ihr vor. »Und dabei hast du mir doch heute Morgen erst gesagt ...«
    »Und wenn schon«, unterbrach Evangeline und wünschte, er möge sie wieder »Eve« nennen, wie er es schon des Öfteren getan hatte. Es gab ihr immer das Gefühl, als ob sie ein völlig neues Leben beginnen würden, nur sie beide - und Abigail natürlich. »Ich bleibe. Wer sollte sich um die Tiere kümmern, wenn wir alle einfach fortgingen?«
    Scully seufzte. »Ich dachte, ich bringe sie nach Springwater, wenn ihr euch dort eingerichtet habt.«
    »Nun, dann hast du falsch gedacht. Du kannst ruhig gehen - niemand wird dich aufhalten aber meine Tochter und ich bleiben hier.«
    »Du weißt, dass ich euch nicht allein lassen kann. Eve, warum machst du es mir so schwer?«
    Ihr Wunsch hatte sich erfüllt, er hatte wieder »Eve« zu ihr gesagt, aber auch das war eigentlich kein großer Trost, wenn man es genau bedachte. »Ich will dir keine Schwierigkeiten machen, Scully. Wenn du fortgehen willst, dann sattle dein Pferd und verschwinde. Abigail und ich werden auch ohne dich zurechtkommen.«
    Er schüttelte wehmütig den Kopf, und das Licht schimmerte in seinem hellen Haar. Von dem bitteren Schmerz in ihrem Herz vorübergehend abgelenkt, fragte Evangeline sich, ob seine Kinder wohl so blond wie er sein würden, falls er jemals welche zeugen sollte. Aber das würde er ganz sicher. Er war viel zu attraktiv, zu stark und gut, um es vermeiden zu können. Die Ehe war sein Schicksal, so wie sie ihres war. Zu schade, dass die anderen Beteiligten - Big John und irgendeine Frau an irgendeinem anderen Ort, die von ihrem Glück noch gar nichts wusste - die Falschen waren.
    »Ich kann euch nicht hier allein lassen ohne jemanden, der euch beschützt«, sagte er. »Das weißt du. Big John würde es mir nie verzeihen, wenn euch etwas zustieße. Verdammt, ich würde es mir ja selber nie verzeihen!«
    »Du kannst uns nicht ständig beschützen, Scully«, gab Evangeline zurück. Warum bestärkte sie ihn in seinem Wunsch zu gehen? Sie wollte ihn nicht verlieren, niemals, selbst wenn von jetzt an jeder weitere Augenblick mit ihm die reinste Qual sein würde. »Bedenk doch nur, was heute Morgen vorgefallen ist. Wir müssen das Risiko

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