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Wenn das Glück dich erwählt

Wenn das Glück dich erwählt

Titel: Wenn das Glück dich erwählt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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Namen weiß, natürlich nur. Dann brauche ich nicht zu sagen, >die kleine Hargreaves<, wenn ich mit Mama, Scully oder Hortense über sie spreche.«
    »Das ist eine gute Idee«, lobte Jacob. »Und ein feiner Name.«
    »Er ist fast so schön wie Hortense«, stimmte Abigail ihm zu.
    Es war spät, als sie die Lampen löschten und schlafen gingen, Scully in dem eisig kalten Anbau, Abigail und Evangeline in ihrem Bett und Jacob auf seiner Wolldecke vor dem Kamin.
    Als Evangeline am nächsten Morgen erwachte, war Jacob schon aufgebrochen, was sie sehr bedauerte. Sie hätte sich gern von ihm verabschiedet und ihm Grüße an June-bug mitgegeben. Diesmal hatte kein Austausch von Briefen stattgefunden, aber das kümmerte Evange li ne nicht sehr, denn die Freude über Jacobs unerwarteten Besuch würde noch eine Weile anhalten. Und in einem knappen Monat schon war Weihnachten, das Fest, auf das sich alle freuten.
    Sie beschäftigte sich mit ihren Haus-und Näharbeiten, kochte und putzte, unterrichtete ihre Tochter und begann, weiter und weiter die nähere Umgebung zu erforschen, wenn das Wetter es gestattete. Sie hatte inzwischen keine Bedenken mehr, die Quelle aufzusuchen, wenn sie Wasser brauchte, obwohl Scully sie häufig warnte, vorsichtig zu sein, falls sie einem Wolf oder einem Fremden auf dem Weg begegnen sollte.
    Sie summte vor sich hin an jenem Tag Ende November, als sie mit Abigail zur Quelle ging. Wo sie entsprang, hatte sich ein natürlicher kleiner Teich gebildet, der jetzt vollkommen zugefroren war, oder zumindest sah es so aus. Abigail ging sofort darauf zu, aber Evangeline hielt sie an der Kapuze ihres Capes zurück.
    »Wage es ja nicht, auf das Eis zu treten, junge Dame«, schalt sie. »Du kannst nicht wissen, ob es dein Gewicht trägt. Stell dir vor, es würde brechen! Dann würdest du in dieses eisige Wasser fallen und vielleicht sogar ertrinken.«
    »Du machst dir zu viele Sorgen, Mama.«
    »Das mag schon sein, aber ich will trotzdem, dass du an meiner Seite bist, oder ich lasse dich das nächste Mal zu Hause.«
    Abigail sah ein bisschen verärgert aus, aber das verging schnell wieder. »Glaubst du, Elisabeth wird uns besuchen kommen?«
    Evangeline war zum Rand des kleinen Teichs gegangen, wo sie mit dem Absatz ihres Stiefels das dünne Eis zerbrach, bevor sie sich bückte, um die beiden Wassereimer zu füllen, die sie mitgebracht hatte. Die Eimer waren schwer, aber da sie bereits Schwielen an den Händen und den Innenseiten ihrer Finger hatte, scheuerten die Henkel wenigstens nicht mehr ihre Haut auf.
    Es dauerte eine Weile, bis sie sich entsann, wer Elisabeth war. »Elisabeth« war Abigails Name für Trey Hargreaves' kleines Mädchen. Ihre Tochter sprach fast jeden Tag von ihr, beinahe so, als ob sie sich bereits kennen würden. Glaubst du, Elisabeth weiß, wie rnan Puppen aus Papier herstellt? Elisabeth wird Hortense bestimmt sehr mögen, nichtP Vielleicht reitet Elisabeth auch gern, wie ich?
    Evangeline lächelte, als sie sich, die beiden bis zum Rand gefüllten Eimer in der Hand, zu Abigail umwandte.
    Sie wollte gerade antworten, dass sie »Elisabeth« sicher irgendwann begegnen würden, aber die Worte stockten in ihrer Kehle, und sie und Abigail blieben wie vom Blitz getroffen stehen. Die Eimer entglitten ihren Händen und fielen scheppernd auf den Boden.
    Der schwarze Wolf stand höchstens ein Dutzend Meter von ihnen entfernt und beobachtete sie hechelnd. Es gab keine Möglichkeit, ihm zu entkommen, falls er angriff; mit wenigen Sätzen würde er bei ihnen sein.
    Evange li ne war sogar zu erschrocken, um zu beten.
    »Er sieht hungrig aus, Mama«, wisperte Abigail. Die tapfere, wunderbare Abigail. »Ich kann seine Rippen sehen.«
    In einer stummen Aufforderung, zu schweigen, drückte Evangeline die Hand ihrer Tochter. Der Wolf musste es jedoch gesehen haben, denn er jaulte kurz und begann sie dann drohend anzuknurren. Das Fell des Tiers sträubte sich um seinen großen Kopf, und seine gelben Augen fixierten sie.
    Sie hatte keine Waffe mitgenommen, und es hätte nicht viel genützt, Scully zu rufen; er war weit entfernt und folgte den Spuren einer Herde wilder Mustangs, die er entdeckt hatte, als er vor einigen Tagen auf Jagd gewesen war. Sie waren allein, unbewaffnet und in tödlicher Gefahr.
    Der Wolf bleckte die Zähne und knurrte noch bedrohlicher.
    »Hör mir zu«, wisperte Evange li ne, fast ohne ihre Lippen zu bewegen. »Ich werde versuchen, ihn dazu zu bringen, dass er mir folgt. Und dann läufst

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