Wenn das Herz heimkehrt: Mittsommerträume (German Edition)
offen zur Schau stellten.
Aber warum dachte sie jetzt überhaupt schon wieder über ihn nach? Warum interessierte es sie, was er von ihr hielt? Es konnte ihr doch herzlich egal sein, ob er sie attraktiv fand oder nicht!
So war es aber leider nicht.
Ihre Empfindungen in Bezug auf Lars ließen sich nicht leicht in Worte fassen. Auch nach all den Jahren fühlte sie sich auf gewisse Weise noch immer zu ihm hingezogen. In seiner Gegenwart verspürte sie das gleiche Gefühl von Wärme und Geborgenheit wie früher. Er wäre der perfekte Mann für sie gewesen, hätte sie sich nicht so oft von ihm im Stich gelassen gefühlt.
Wenn es darum ging, für eine Seite Partei zu ergreifen, hatte er stets ihrem Vater den Rücken gestärkt. Wenn sie jetzt darüber nachdachte, machte es sie noch immer wütend.
Aber irgendwie schien sie generell ein Händchen dafür zu haben, sich die falschen Männer auszusuchen. Zuerst Lars, dann Andrew …
Pech in der Liebe, Glück im Job – so ließ sich ihre Situation wohl am treffendsten beschreiben. Und langsam machte es keinen Spaß mehr, ständig nur Enttäuschungen zu erleben. Vielleicht sollte sie den Traum vom großen Liebesglück einfach aufgeben. Auf diese Weise entging sie zumindest dem Schicksal, von einer Beziehungskatastrophe in die nächste zu stolpern.
Eines stand jedenfalls fest: Lars war mit Sicherheit nicht der richtige Kandidat für einen dritten Versuch. Nur ein Dummkopf beging zweimal denselben Fehler – und Katrina hielt sich nicht für dumm.
Sie trat ans Fenster und sah, wie Lars' Wagen die Auffahrt hinauffuhr. Kurz darauf klopfte es an ihrer Tür. Es war Editha. “Katrina? Lars ist da, um dich abzuholen.”
Katrina nickte. Es war Zeit. Sie atmete noch einmal tief durch, dann setzte sie ein Lächeln auf und ging hinunter.
“Nun sag schon, wo fahren wir hin?”
Lars lächelte verschmitzt. “Das wüsstest du wohl gern, wie? Aber meine Lippen sind versiegelt. Du wirst dich schon noch einen Moment gedulden müssen.”
“Ich dachte eigentlich, du kennst mich besser.” Katrina seufzte. “Oder hast du vergessen, dass ich Überraschungen nicht ausstehen kann?”
“Wie könnte ich? Aber ich fürchte, damit musst du heute ausnahmsweise einmal zurechtkommen. Es ist auch nicht mehr weit, sei unbesorgt.”
Als er seinen alten Saab ein paar Minuten später an den Straßenrand lenkte, runzelte Katrina die Stirn. Sie befanden sich mitten in der Natur, ringsum war nicht ein einziges Haus zu sehen. Ganz zu schweigen von einem Restaurant!
“Was soll das?”, fragte sie. “Wenn das ein Scherz sein soll, finde ich ihn nicht besonders lustig. Ich dachte, du wolltest mit mir zu Abend essen.”
“Nichts anderes habe ich im Sinn”, erwiderte er geheimnisvoll. Er stieg aus dem Wagen, öffnete die Beifahrertür und reichte Katrina die Hand. “Bist du bereit?”
“Bleibt mir etwas anderes übrig, wenn ich nicht den Rest des Abends hier allein im Auto verbringen will?”
Lars lachte und half ihr galant aus dem Sitz. “Nein, nicht wirklich. Aber du wirst sehen, es lohnt sich. Vertrau mir einfach.”
Schon nach ein paar Metern war Katrina froh, sich gegen ihre High Heels entschieden zu haben, denn Lars führte sie einen steilen Hang hinauf. Selbst mit ihren flachen Ballerinas fiel ihr der Aufstieg schwer.
Endlich erreichten sie die Kuppe des Hügels, hinter dem die Ostseite des Nålskansees zum Vorschein kam, dessen Oberfläche im goldenen Licht des schwindenden Tages glitzerte.
Unten, am Ufer des Sees, hatte jemand eine rot-weiß-karierte Decke im Gras ausgebreitet. Mitten darauf stand ein großer Weidenkorb, und ringsum steckten Stabfackeln in der Erde.
“Was ist das?”, stieß Katrina verblüfft hervor. “Das sieht ja aus, als wolle jemand hier draußen ein Picknick veranstalten.”
“Nicht irgendjemand”, entgegnete Lars lächelnd, “sondern wir zwei. Ich habe dir ein Abendessen versprochen, aber von einem Restaurant war nie die Rede.”
Katrina schüttelte den Kopf. “Du bist ja verrückt.”
Er zuckte die Schultern. “Und wenn schon. Was wäre das Leben, wenn man nicht ab und zu mal alle Vernunft hinter sich lassen würde.”
Seine Worte, so harmlos er sie auch gemeint haben mochte, ließen Katrina nicht mehr los. Die Vernunft hinter sich lassen? Damit hatte sie bislang nur schlechte Erfahrungen gemacht. Einzig ihre ebenfalls doch recht spontane Entscheidung, Schweden für immer den Rücken zu kehren, hatte sie bis zum heutigen Tage nicht bereut.
Lars
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