Wenn das Herz heimkehrt: Mittsommerträume (German Edition)
fühlte sich seltsam. Deutlich spürte sie das Prickeln, das plötzlich zwischen Lars und ihr in der Luft lag. Es war wie früher. Aber das konnte doch nicht sein! Das Kapitel Lars war für sie schon seit vielen Jahren abgeschlossen. Sie empfand nichts mehr für ihn – oder?
Und dann begegnete sie seinem Blick, und ihr wurde klar, dass es ihm ganz genauso ging wie ihr. Rasch schaute sie weg, ihr Herz aber pochte verräterisch. Was geschah hier bloß mit ihr? Womöglich war es doch ein schrecklicher Fehler gewesen, Lars nach Stockholm zu begleiten!
Sie nahm ihr Weinglas und trank hastig. Das erhoffte Gefühl von Beruhigung blieb jedoch aus. Ganz im Gegenteil, ihre Anspannung wuchs sogar noch.
“Nun”, begann sie, wusste dann aber nicht, was sie weiter sagen sollte. Von einem Moment auf den anderen war die Stimmung vollkommen umgeschlagen. Katrina konnte sich das nicht erklären. Sie trank noch einen Schluck Wein.
“Es ist hübsch hier, nicht wahr?”, sagte Lars schließlich. “Ich bin sicher, viele Gäste würden ein Vermögen dafür bezahlen, hier draußen essen zu dürfen.”
“Ja, du hast sicher recht.” Katrina war fast erleichtert, als das Hauptgericht serviert wurde. Es gab
Pytt i panna
– ein herzhaftes Schmorgericht aus gewürfelten Kartoffeln, Zwiebeln und Fleisch, das traditionell mit Spiegelei und Roter Bete serviert wurde.
“Das sieht fantastisch aus”, schwärmte Katrina, die sich jetzt wieder ein wenig besser fühlte.
Lars nickte. “Ja, richten Sie dem Koch bitte aus, dass er sich mal wieder selbst übertroffen hat. Wenn das
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so köstlich schmeckt wie es aussieht …”
“Das tut es sicher”, entgegnete Jan lachend. Er deutete auf Katrinas leeres Glas. “Darf ich Ihnen noch etwas Wein nachschenken?”
Erst jetzt bemerkte Katrina, dass sie ihren Wein tatsächlich schon ausgetrunken hatte. Äußerst ungewöhnlich. Sonst trank sie eigentlich so gut wie nie etwas. Trotzdem nickte sie. “Ja, bitte. Das wäre sehr freundlich von Ihnen.”
Dann war sie wieder mit Lars allein. Ihr Herz hämmerte immer heftiger, und so köstlich das
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auch war, sie konnte es nicht recht genießen. Dazu herrschte in ihrem Inneren einfach ein zu starker Aufruhr.
Es schien eine Ewigkeit her zu sein, seit sie etwas Ähnliches in der Gegenwart eines Mannes empfunden hatte. Obgleich sie lange Zeit geglaubt hatte, Andrew zu lieben, hatte er doch nie solch heftige Gefühle in ihr ausgelöst. Und jetzt – ausgerechnet bei Lars …
Du musst dich zusammenreißen und diesen Abend irgendwie mit Anstand hinter dich bringen, sagte sie zu sich selbst. Wahrscheinlich lag es nur am Wein, dass sie so durcheinander war. Morgen würde die Welt schon wieder ganz anders aussehen.
Doch wie sollte sie die Nacht überstehen, wenn ein einziger Blick von Lars ihr Herz bereits schneller schlagen ließ?
Nach Vorspeise und Hauptgang wurde für sie das Dessert, hausgemachtes Schokoladeneis mit Himbeeren, gebracht, während Lars nur einen Espresso bestellte. Genießerisch schloss Katrina die Augen, nachdem sie probiert hatte. “Das ist einfach himmlisch, Lars. Du verpasst etwas, wenn du darauf verzichtest!”
Er lächelte. “Wenn du unbedingt darauf bestehst, werde ich gerne etwas von deiner Portion kosten.”
Katrina tauchte den Löffel in die sahnig-cremige Masse und wollte ihn zu seinem Mund führen, verharrte jedoch mitten in der Bewegung. Es überlief sie heiß und kalt, als sie in Lars' Augen blickte. Ihr Herz klopfte heftig. Was war bloß mit ihr los?
Und dann, mit einem Mal, warf sie all ihre Bedenken über Bord, legte den Löffel beiseite und erhob sich. Sie umrundete den Tisch, beugte sich zu Lars hinunter und küsste ihn.
Es war, wie nach Hause zurückzukehren. Seine Lippen waren so weich und sanft. Nach kurzem Zögern erwiderte er ihren Kuss stürmisch und leidenschaftlich.
Katrina fühlte sich, als würde sie im siebten Himmel schweben. Wie hatte sie es nur so lange ohne dieses süße Sehnen ausgehalten, das seine Küsse in ihr auslösten?
Ohne sich von ihr zu lösen, stand nun auch Lars auf. Katrina schlang die Arme um seinen Nacken und schmiegte sich eng an ihn. Glühendes Feuer schien durch ihre Adern zu pulsieren, und sie stöhnte erstickt auf, als er mit seinen Lippen eine Spur von Küssen auf ihrem Hals hinterließ.
Die Welt um sie herum versank in Bedeutungslosigkeit, und erst das Erscheinen des Kellners holte sie wieder in die Realität zurück.
“Entschuldigung”, murmelte er
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