Wenn das Herz heimkehrt: Mittsommerträume (German Edition)
durfte er sich wieder in sie verlieben. Er spürte, dass er sich bereits auf dem besten Weg befand, erneut Gefühle für sie zu entwickeln. Gefühle, von denen er nicht einmal sagen konnte, ob sie jemals ganz vergangen waren.
Aber für sie beide gab es keine gemeinsame Zukunft. Und deshalb durfte so etwas wie in der vergangenen Nacht nicht noch einmal geschehen.
Geräusche aus dem Wohnzimmer rissen Lars aus seinen Gedanken. Er streifte sich den weißen Frotteebademantel über, den das Hotel für seine Gäste zur Verfügung stellte, dann atmete er noch einmal tief durch.
Er wusste nicht, ob er bereit war, Katrina jetzt schon gegenüberzutreten, aber ihm würde wohl kaum eine andere Wahl bleiben. Aber falls sie ihn nicht auf die Ereignisse der letzten Nacht ansprach, dann würde er es auch nicht tun.
Womöglich war es besser, den Deckmantel des Schweigens darüber auszubreiten. Wenn man nicht darüber sprach, konnte man vielleicht irgendwann vergessen, dass es überhaupt geschehen war.
Aber so richtig glaubte er selbst nicht daran.
Als sie hörte, wie Lars aus der Dusche kam, zuckte Katrina unwillkürlich zusammen. Stundenlang hatte sie wach im Bett gelegen und sich vor diesem Moment gefürchtet. Wie dachte er heute, am Morgen danach, über ihre gemeinsame Liebesnacht? Bereute er immer noch, was geschehen war?
“Guten Morgen”, sagte sie leise. “Wie geht es dir?”
Er zögerte einen Moment, dann nickte er. “Bestens. Aber ich komme vor Hunger fast um. Was meinst du, willst du dich rasch frisch machen? Anschließend können wir dann nach unten in den Speisesaal gehen und gucken, ob das Frühstück bereits vorbereitet ist.”
Katrina war irritiert. Mit einer solchen Reaktion hatte sie nicht gerechnet. Wollte Lars einfach so tun, als wäre überhaupt nichts geschehen?
“Gut”, sagte sie dann aber, “ich ziehe mich nur schnell …” Sie kam nicht dazu, den Satz zu vollenden, denn in dem Moment klingelte das Zimmertelefon.
Lars nahm den Hörer ab und meldete sich. Katrina hatte keine Ahnung, um was es bei dem recht kurzen Gespräch ging, da Lars immer nur Ja und Nein sagte.
Nachdem er aufgelegt hatte, wandte er sich ihr zu: “Das war Gunnars Sekretärin. Er lässt ausrichten, dass er heute Nachmittag ein paar Minuten für unser Anliegen erübrigen kann. Ist das nicht äußerst großzügig von meinem lieben Herrn Bruder?”
“Jetzt sei doch nicht gleich so schrecklich negativ.” Katrina seufzte. “Ich bin jedenfalls froh, dass wir heute hoffentlich endlich einen Schritt weiterkommen. Wenn alles gut geht, können wir noch am Abend die Heimreise antreten.”
Lars atmete tief durch. “Du hast natürlich recht. Es ist nur einfach so, dass Gunnar und ich nun mal nicht besonders gut miteinander auskommen.”
“Und das ist vermutlich noch geschönt ausgedrückt.” Katrina lächelte aufmunternd. “Aber jetzt hör endlich auf, dich verrückt zu machen. Wir werden heute Nachmittag ja sehen, wie es läuft. Allerdings wäre es hilfreich, wenn du nicht gleich explodierst, sobald dein Bruder etwas sagt. Denk bitte daran, dass du, soweit es Majdal Slott betrifft, auf sein Einverständnis angewiesen bist.”
“Ja, ja, ist schon gut”, knurrte Lars. “Ich werde versuchen, mich zu beherrschen. Und jetzt lass uns endlich frühstücken gehen. Vielleicht lässt sich die Vorstellung, in ein paar Stunden auf Gunnar zu treffen, mit vollem Magen besser ertragen.”
Während des Frühstücks hatte Lars vorgeschlagen, noch einen Ausflug zu unternehmen, um die Zeit bis zum Treffen mit seinem Bruder zu überbrücken. Katrina war dies wie eine gute Idee erschienen. Vor allem, da sie hoffte, durch ein bisschen Ablenkung nicht ständig über ihre gemeinsame Nacht nachdenken zu müssen.
Jetzt, als sie mit dem gemieteten Motorboot aufs Meer hinausfuhren, war sie sich ihrer Sache allerdings gar nicht mehr so sicher.
Silbrig glitzerte das leicht gekräuselte Wasser der Ostsee im hellen Sonnenschein, während vor ihnen bereits die ersten Schäreninseln auftauchten. Zuerst handelte es sich nur um kleine, von Wind und Wellen geschliffene Felsenerhebungen im Meer, aber dann kamen auch größere Inseln in Sicht. Falunrote Häuser hoben sich gegen den Hintergrund schattiger Nadelwälder ab, wie Rubine auf grünem Samt. Auf wild wachsenden Wiesen blühten seltene Blumen in üppiger Pracht.
Doch so friedlich und idyllisch dieser Anblick auch war, Katrina gelang es trotzdem nicht wirklich, sich zu entspannen. Wie auch, wenn ihr
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