Wenn das Herz heimkehrt: Mittsommerträume (German Edition)
am liebsten. Also?”
Katrina zögerte. “Ich weiß nicht”, sagte sie. “Das ist doch nur was für Kinder.”
“Ach, was ist denn schon dabei? Komm, lass uns doch einmal für ein paar Minuten vergessen, wie schrecklich erwachsen wir sind. Das wird sicher lustig!”
Kurz darauf saß Katrina neben ihm in einer runden Gondel, die sich langsam in die Luft emporhob. Lars ließ ihr Herz schneller schlagen, indem er einen Arm um sie legte. Es fühlte sich einfach zu gut an, als dass sie ihn dafür hätte zurechtweisen können, und so beschloss sie, wider besseren Wissens, den Augenblick einfach zu genießen.
Die Nähe von Lars, die Musik und die Lichter von Gröna Lund, die unter ihnen in der Abenddämmerung leuchteten, ließen sie all ihre Probleme für einen Moment vergessen, und sie gab dem wohligen Kribbeln im Bauch einfach nach. Erst als die Fahrt zu Ende ging, kehrte sie wieder in die Realität zurück und erkannte ihren Fehler.
Beschämt machte sie sich von Lars los und kletterte aus der Gondel.
“Was ist?”, fragte Lars. “Hat es dir keinen Spaß gemacht?”
“Nein!”, erwiderte sie. Dann seufzte sie. “Doch, schon, aber … Ach, ich weiß auch nicht!”
“Ist schon okay, wechseln wir einfach das Thema. Wie sieht es aus? Sollen wir essen gehen?”
“Ja, bitte”, erwiderte sie dankbar. “Ich sterbe vor Hunger!”
Mit der Fähre setzten sie zur Altstadt Stockholms über. Auf dem Weg zum Restaurant machten sie einen Abstecher zum Stortorget, dem ältesten Marktplatz der Stadt, der von historischen Kaufmanns- und Gildenhäusern gesäumt war.
Mit einem nostalgischen Lächeln auf dem Gesicht blickte Katrina sich um. “Ach, es ist einfach herrlich! Hier hat sich überhaupt nichts verändert. Man fühlt sich, als wäre man mit einem einzigen Schritt in die Vergangenheit übergetreten. Dieser Ort ist einmalig.”
“So etwas gibt es in New York City sicher nicht.” Lars maß sie mit einem merkwürdigen Blick. “Hast du eigentlich manchmal Heimweh, wenn du drüben bist? Oder ist es dir gelungen, deine Vergangenheit vollkommen abzuschütteln?”
Katrina seufzte. “Hör zu, ich mag mein Leben in New York, was aber nicht bedeutet, dass ich meine Heimat vergessen hätte. Trotzdem werde ich nach dem Verkauf des Söderhus wieder nach Amerika zurückkehren.”
“Natürlich”, sagte Lars. Vor einem ockergelben Gebäude mit Treppengiebel blieben sie schließlich stehen. “Da wären wir”, sagte er, öffnete die Tür und hielt sie galant auf, damit Katrina hindurchgehen konnte.
Was ihr als Erstes auffiel, als sie über die Schwelle trat, war die Einrichtung des Restaurants: rustikal schwedisch mit wuchtigen Holzmöbeln, karierten Tischdecken und Gemälden, die landestypische Szenen zeigten.
Sofort kam ein Kellner herbeigeeilt, um sie zu begrüßen. Als er Lars erblickte, strahlte er und reichte ihm die Hand. “
God Afton
, Lars! Es ist mir eine Freude! Wie lange ist es her?”
“
Hej
, Jan. Ein halbes Jahr sicherlich”, erwiderte Lars lächelnd. “Ich komme in letzter Zeit nicht allzu oft nach Stockholm. Ansonsten würde ich sicherlich öfter vorbeischauen. Aber wie ich sehe, haben Sie auch ohne mich genügend Kundschaft. Es ist doch hoffentlich noch ein Tisch für uns frei?”
“Sie sehen ja selbst, im Moment sind wir bis auf den letzten Platz besetzt. Aber ich habe da eine Idee. Würden Sie mir bitte folgen?”
Lars nahm Katrinas Hand und ging mit ihr hinter dem Kellner her, bis zur Rückseite des Restaurants. Hier trat Jan durch eine Schwingtür, die in einen dunklen Flur führte. Am Ende des Flures folgte wieder eine Tür – und dahinter kam ein kleiner Blumengarten zum Vorschein.
“Du meine Güte, das ist ja wunderschön!”, stieß Katrina überrascht hervor.
Jan lächelte. “Nicht wahr? Klein, aber fein. Ich lasse einen Tisch und zwei Stühle herausbringen. Möchten Sie vielleicht schon etwas trinken?”
Keine fünf Minuten später saßen Lars und Katrina im Innenhof des Restaurants zwischen blühenden Gladiolen und Hyazinthen. Ein Leuchter mit zwei Kerzen spendete romantisches Licht. Man hatte sogar dafür gesorgt, dass eine Vase mit einer einzelnen roten Rose auf den Tisch gestellt wurde.
Sehr aufmerksam – vielleicht eine Spur zu aufmerksam für Katrinas Geschmack. Wahrscheinlich nahm der Kellner an, dass Lars und sie ein Paar waren. Kein Wunder, so vertraut, wie sie miteinander umgingen.
Jan brachte eine Flasche Wein. Danach herrschte angespanntes Schweigen.
Katrina
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