Wenn das Herz heimkehrt: Mittsommerträume (German Edition)
völlig unverständlich.”
“Was man von ihrem Englisch nicht behaupten kann, Miss …”
“Hedlund”, sagte sie. “Marie Hedlund.”
Andrew musterte seine neue Bekanntschaft unauffällig. Sie sah eigentlich gar nicht schlecht aus, auch wenn sie ihre gute Figur unter – für New Yorker Verhältnisse – ziemlich altmodischer Kleidung verbarg. Ein bisschen zu sehr Typ “Mädchen vom Lande” vielleicht, aber davon abgesehen …
“Was für ein hinreißender Name für eine mindestens ebenso hinreißende Frau.” Andrew lächelte sein erfolgserprobtes Siegerlächeln und reichte ihr die Hand. “Andrew Carson aus New York City, es freut mich sehr, Ihre Bekanntschaft zu machen.” Er senkte den Blick. “Sagen Sie, Marie, würden Sie mir vielleicht behilflich sein? Ich bin auf der Suche nach einem Gästezimmer für die Nacht.”
“Sind Sie auf der Durchreise, Mr. Carson?”
“Nennen Sie mich doch bitte Andrew”, korrigierte er lächelnd. “Auf der Durchreise? Ja, irgendwie könnte man es wohl so ausdrücken. Ich bin hier, um eine Freundin von mir zur Vernunft zu bringen. Vielleicht kennen Sie die Gute ja. Ihr Name ist Katrina Hallström.”
Maries Gesichtsausdruck veränderte sich schlagartig. Sie wirkte auf einmal sehr aufgeregt und – ja, fast ein wenig lauernd. “Katrina, sagen Sie? Darf ich fragen, in welcher Beziehung Sie zu ihr stehen?”
Andrew zuckte die Achseln. “Nun, warum nicht? Katrina und ich, also, wir sind sozusagen miteinander verlobt.”
“Tatsächlich?” Ihm entging nicht, dass Marie jetzt fast an seinen Lippen hing. “Das ist ja interessant”, sagte sie. “Nun, wenn das so ist, dann sollten wir uns vielleicht kurz miteinander unterhalten.” Sie nickte in Richtung Schankraum. “Setzen wir uns doch. Dort sind wir vollkommen ungestört.”
“Und mein Zimmer?”
“Keine Sorge, darum kümmere ich mich nachher. Aber vorher habe ich noch ein paar Informationen für Sie, die Sie vielleicht interessieren dürften.”
Andrew lächelte zufrieden – vielleicht würde ihm seine neue Bekannte ja tatsächlich noch auf eine andere Weise als in der Funktion einer Dolmetscherin nützlich werden.
Er legte ihr eine Hand auf die Schulter. “Na, da bin ich aber hoch gespannt, meine Liebe.”
9. KAPITEL
S chon am zweiten Tag, nachdem sie ihre Verkaufsanzeige für das Söderhus im Internet veröffentlicht hatte, erhielt Katrina eine Rückmeldung.
Ein Textilhändler aus England meldete Interesse an ihrem Elternhaus an. Da er sich zurzeit ganz in der Nähe auf Geschäftsreise befand, verabredete Katrina noch für denselben Tag ein Treffen mit ihm. Sie konnte ihr Glück kaum fassen. Sollte ihre Pechsträhne, die sie nun schon seit ihrer Ankunft in Schweden verfolgte, endlich zu Ende sein?
Vor dem Eintreffen des Kaufinteressenten musste allerdings noch einiges erledigt werden, um das Söderhus in einem möglichst positiven Licht erstrahlen zu lassen. Da Editha und Gustaf die ganze Arbeit unmöglich allein bewältigen konnten, packte auch Katrina selbst mit an. Sie wischte gerade im oberen Stockwerk des Hauses Staub, als sie auf dem Kleiderschrank ihrer Eltern eine alte Hutschachtel entdeckte.
Vorsichtig stieg sie die Trittleiter hinunter. Dabei hielt sie die Schachtel mit beiden Händen umfasst, um sie dann auf dem Bett ihrer Eltern abzustellen. Als sie den Deckel abnahm, stieß sie ein verzücktes Seufzen aus. Alte Fotografien, einige schwarz-weiße und viele farbige, dazu Briefe, die zart nach Rosenblüten dufteten, sowie kleine Andenken an längst vergangene Zeiten.
Einen nach dem anderen nahm Katrina die Gegenstände aus der Schachtel. Einige riefen glückliche Erinnerungen an ihre Kindheit hervor. Da war zum Beispiel das kleine bunt bemalte Dala-Pferd aus Holz, das ihr Vater ihr von einem Aufenthalt in der Region Dalarna mitgebracht hatte. An viele der auf den Fotos festgehaltenen Szenen konnte sie sich ebenfalls noch gut entsinnen. Es gab aber auch zahlreiche, die ihre Eltern in jungen Jahren darstellten.
Als Nächstes stieß sie auf ein Bündel mit Briefen – Liebesbekundungen ihres Vaters an ihre Mutter? Lächelnd schüttelte Katrina den Kopf. Irgendwie wollte das nicht so recht zu ihm passen. Und als ihr Blick auf den Empfänger fiel, der in der zierlichen Handschrift ihrer Mutter auf den Umschlag geschrieben stand, sah sie ihre Einschätzung bestätigt.
Mit einem allerdings hatte sie nicht gerechnet – nämlich damit, dass sie, Katrina, der Adressat der Briefe
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