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Wenn das Herz im Kopf schlägt

Wenn das Herz im Kopf schlägt

Titel: Wenn das Herz im Kopf schlägt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mechtild Borrmann
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so.«
    »Das kommt dir nur so vor, weil du nicht von hier bist. Du bist ein Rheinländer, ihr quatscht gerne. Hier sind die Leute misstrauisch. Man muss sich deren Vertrauen verdienen oder ein Einheimischer sein.«
    »Das kann sein. Meinst du, es wäre besser, wenn du dich im Dorf umsiehst?«
    Steeg schüttelt grinsend den Kopf. »Nein, Peter! Mit einheimisch meine ich, du musst aus dem Dorf sein und mindestens drei Generationen dörfliche Familiengeschichte nachweisen oder zumindest mit jemandem verwandt sein, der das kann!«
    Böhm starrt die braunen Wedel der Zimmerpflanze an. »Dann kommt unser Täter aus dem Dorf!« Er steht auf und ist mit zwei energischen Schritten an der Tür. »Zur Not lade ich jeden Einzelnen vor. Die sollen mir alle ihre Alibis präsentieren, und zwar lückenlos!« Selbst erstaunt über seinen plötzlichen Zorn geht er hinüber in sein Büro und telefoniert.
    Gegen elf Uhr kann Pastor Rudenau ihn empfangen.
- 28 -
    Böhm hat das Fenster heruntergekurbelt. Die Sonne schwebt direkt vor ihm über einem Tannenwäldchen, dessen Silhouette gleichmäßige Spitzen in den Himmel sticht, wie die Schreibübungen eines Erstklässlers.
    Er schaltet das Radio ein. Die Maul- und Klauenseuche hat Holland erreicht. Die grüne Grenze wird geschlossen. Alle Höfe, die britische Tiere importiert haben, stehen unter Quarantäne. Sechstausend Tiere müssen geschlachtet werden.
    Böhm fährt durch kleine Orte und über das flache Land. Nirgendwo sind Kühe zu sehen. Er versucht sich zu erinnern, ob das im März immer so ist, oder ob es ihm nur auffällt, weil er Nachrichten hört.
    Keine zwei Monate sind die Hiobsbotschaften über BSE alt. Die Rindfleischpreise sind im Keller, und jetzt das. Kein Wunder, dass die Menschen hier misstrauisch sind und langsam verzweifeln. Immer aufs Neue sind sie in ihrer Existenz bedroht. Wenn es den Bauern schlecht geht, geht es dem Land schlecht, hat sein Vater immer gesagt.
    Als er das Dorf erreicht und vor der Kirche parkt, schlägt die Turmuhr elf. Der erste Glockenschlag lässt ihn zusammenfahren. Der Klang muss weit über das Dorf hinaus zu hören sein. Keinem der Schäfchen auf den Höfen soll er entgehen. Schon gar nicht, wenn er zum Gottesdienst ruft.
    Die Turmuhr dröhnt weiter über das Land, während er den Klingelknopf mit der Aufschrift
Pfarramt
drückt. Als die Tür sich öffnet, ist Böhm erstaunt, einen Mann Mitte dreißig vor sich zu haben. Sie reichen sich die Hände, aber die Begrüßungsformeln gehen im Getöse der Glocken unter.
    Rudenau schließt die Tür.
    Böhm schüttelt den Kopf. »Haben Sie mal ein Schallgutachten machen lassen?«
    Rudenau lächelt sacht. »Sagen Sie nicht so was. Wir sind sehr stolz auf unsere Glocke.« Er schiebt mit einer gekonnten Handbewegung sein volles, schwarzes Haar in den Nacken. »Aber bitte, kommen Sie doch durch ins Sprechzimmer.« Er serviert souverän Kaffee. »Bitte!« Rudenau setzt sich Böhm gegenüber, streckt die linke Hand aus und eröffnet das Gespräch. »Stellen Sie Ihre Fragen. Ich werde mein Bestes tun, sie zu beantworten.«
    »Wie lange sind Sie in dieser Gemeinde?« Böhm kann seine Überraschung nicht verbergen.
    Rudenaus Mundwinkel huschen für den Bruchteil einer Sekunde hinauf. Es wirkt nicht amüsiert, eher bitter. »Ich bin seit gut fünf Jahren hier. Im Juli werden es genau fünf Jahre.«
    »Kannten Sie Herrn Gietmann?«
    »Ja, natürlich. Seine Frau ist ein äußerst aktives Gemeindemitglied. Seine Tochter auch.«
    »Aber Herr Gietmann nicht?«
    »Herr Gietmann war regelmäßiger Kirchgänger. Hier auf den Dörfern sind es die Frauen, die sich in die Gemeindearbeit einbringen.«
    Böhm nickt ihm freundlich zu. »Aber irgendetwas werden Sie doch auch über Herrn Gietmann wissen, oder?«
    Rudenau schiebt wieder seinen pechschwarzen, langen Pony in den Nacken. »Gietmann war ein Geschäftsmann. Er hat mehrmals großzügige Spenden gemacht, wollte dann aber auch, dass es bekannt gemacht wurde. Er war bestimmt kein schlechter Mensch. Er hatte manchmal etwas Großspuriges an sich, aber ich glaube, dass er das gar nicht so meinte. Es war eher ... ihm war alles zu klein hier, zu eng. Er wollte mehr, und er hatte sicherlich das Zeug dazu.«
    »Hatte er Feinde?«
    »Er war nicht nur beliebt, aber Feinde, die zu einer solchen Tat fähig wären?« Er lässt sich Zeit. Wieder schiebt er die Haare zurück. »Nein. Ich glaube nicht.«
    Böhm greift nach seiner Kaffeetasse. »Wollten Sie in diese

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