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Wenn das Herz im Kopf schlägt

Wenn das Herz im Kopf schlägt

Titel: Wenn das Herz im Kopf schlägt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mechtild Borrmann
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Gemeinde?«
    Rudenau hebt die Augenbrauen. Dann lächelt er. »Eigentlich müsste ich jetzt sagen, wir gehen dahin, wo der Herr uns braucht. Aber so ist es nicht. Wir gehen dahin, wo ein Pfarramt zu besetzen ist. Und welches man besetzt, entscheiden andere.«
    »Wir glauben aufgrund der Anzeige, dass der Täter sich rächen wollte. Sind Ihnen alte Geschichten bekannt ... oder Gerüchte über alte Geschichten?«
    Wieder lässt er sich Zeit, denkt über die Frage nach. »Wenn es die gäbe, wäre ich wahrscheinlich der Letzte, der sie offiziell erfahren würde. Beichtstuhlgeheimnisse, darüber muss ich mit Ihnen sicher nicht streiten, sind tabu.«
    »Was können Sie mir über Lüders sagen?«
    Rudenau rutscht in seinem Sessel zurück und schlägt die Beine übereinander. »Das ist nicht Ihr Ernst?« Seine Stimme ist ganz leise.
    Böhm sieht ihn über seinen Brillenrand hinweg an. »Ich stelle Fragen, Herr Rudenau, Tausende von Fragen. Und die sind alle ernst gemeint.«
    »Lüders und Gietmann waren befreundet. Sie waren im gleichen Kegelklub und gingen auch ganz gerne zusammen einen trinken. Im letzten Jahr hat sich das geändert. Es ging um Geld, aber was da genau war ...« Er hebt hilflos die Schultern. »Ich kann da nur vermuten, aber als die alte Frau Behrens starb, schien es mir so ...«, wieder macht er eine Pause, will nichts Falsches sagen. »Dieser Erbvertrag, da hatte es wohl auch mündliche Absprachen gegeben. Es war jedenfalls unklar.«
    Rudenau schweigt. Angestrengt versucht er die Informationen zusammenzufügen.
    Böhm wartet. Als er sich sicher ist, dass sein Gegenüber nicht mehr darüber weiß, beugt er sich vor. »Was wissen Sie über die Behrens?«
    Rudenau nickt, ist sichtlich erleichtert über den Themenwechsel. »Das ist eine tragische Geschichte.« Er sammelt sich. »Die Behrens hatten hier wohl über Generationen den größten Hof. Die alte Frau Behrens hat schon vor dem Krieg ihren Mann verloren. Ein Unfall. Er ist bei Reparaturarbeiten vom Dach gestürzt. Sie hatte drei Söhne. Die beiden ältesten sind im Krieg gefallen. Der Jüngste hat Ende der sechziger Jahre Selbstmord begangen.«
    »Wissen Sie, wie er sich umgebracht hat und warum?« Böhm rutscht auf dem Sofa noch weiter vor. In seinem Magen beginnt es zu kribbeln.
    »Aber das müssten Sie doch wissen?« Rudenau sieht ihn mit großen Augen an. »Er hat sich in einer Gefängniszelle erhängt!«
- 29 -
    Im März schon so warme Tage. Normal ist das nicht. Aber man sieht es ja im Fernsehen, Klimaveränderungen. Der Winter war kein richtiger Winter, und jetzt kommt der Sommer schon im März. Aber es kann noch kalt werden, bitterkalt. Solange die Monate mit einem R nicht vorbei sind, solange kann es auch noch Frost geben.
    Sie zieht das Bett ab. Montags ist Ruhetag. Montags ist Waschtag, und montags fährt sie in den Großmarkt und kauft ein. Eine Maschine Kochwäsche, eine Maschine Buntes und einmal Feinwäsche. Damit kommt sie diese Woche hin. Wenn Feierlichkeiten waren, hat sie zwei bis drei Maschinen Kochwäsche, aber vergangene Woche war es ruhig. Diese Woche hat sie die Beerdigung von Gietmann. Wenn die den freigeben, hat Frederike gesagt. Sie schüttelt den Kopf: Was sollen die den behalten wollen, ewig und drei Tage? Selbst wenn die den kühlen, besser wird der nicht.
    Sie stopft weiße Tischdecken, Geschirrhandtücher und Unterwäsche in die Waschmaschine und schaltet sie ein. Im Schankraum schaut sie noch einmal die Spirituosen durch. Wacholder, schreibt sie auf den Zettel, Obstler und Fernet.
    Eine ganz normale Beerdigung, hatte Frederike gesagt. Dabei könnten die es sich doch leisten, eine Mark mehr auszugeben. Nur belegte Brötchen und eine Suppe. Das hätte der Werner sich wahrscheinlich nicht träumen lassen, dass er mal »preiswert« unter die Erde kommt.
    Aber verstehen kann man’s ja. Alle halten ihr Geld zusammen und warten ab. Was nächstes Jahr auf uns zukommt, wenn der Euro da ist, das weiß keiner. Auch diese Politiker nicht, die immer so tun, als wäre das alles zu unserem Besten. Das glauben die doch selber nicht. Die stopfen sich doch bei jeder Gelegenheit die Taschen voll, und dann jammern sie über Haushaltslöcher. Die können doch alle nicht rechnen. Wenn sie so haushalten täte, hätte sie auch Haushaltslöcher.
    Überall stehen die Preise jetzt in D-Mark und in Euro. Auf den Rechungen sieht das ja ganz gut aus, ist immer die Hälfte. Aber auf den Kontoauszügen steht unter Euro auch nur die Hälfte, und das

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