Wenn Das Leben Dir Eine Zitrone Gibt, Frag Nach Salz Und Tequila
Hauptfigur aus meinen Kinderbüchern. Dieser Figur war nun also gerade etwas Schlimmes widerfahren. Aber ich wusste: Die Leute in meinen Büchern gaben nie auf und haben sich durch alles durchgewurschtelt! Dadurch ist meine Perspektive weiter geworden. Ich habe mich wie von außen betrachtet: Da ist ein Mädchen, das gerade den geliebten Vater verloren hat und das aus seinem geliebten Zuhause ausziehen muss. Aber es hat noch seine ganz tolle Mama, es hat das ganze Leben vor sich, und in ein paar Jahren sieht die Welt schon anders aus.
In einem Roman geht die Geschichte ja weiter, und sie geht meistens hoffnungsvoll aus. Ich konnte selber bestimmen, wie es weitergeht. Das hat mir Zuversicht gegeben! Und so konnte ich mich ganz darauf konzentrieren, was da war: Das Zusammensein mit meiner Mama wurde plötzlich viel intensiver, wir waren ein eingeschworenes Team.
Später habe ich festgestellt, dass das auch bei anderen Wirrungen des Schicksals funktioniert. Bei Liebeskummer oder bei anderen Tiefschlägen gewinnen zum Beispiel Freundschaften plötzlich an Tiefe und werden vielschichtiger, auch Familienbande werden oft stärker.
Das ist eine Seite, auf die es sich zu schauen lohnt! Und das funktioniert umso besser, je älter ich werde.
Natürlich, man kann nicht von einem Moment auf den anderen alles akzeptieren und fröhlich weitermachen, als wäre nichts passiert. Selbst Think Pink hat Grenzen. Aber Verstorbene werden nicht wieder lebendig, und verlorene Liebe wird nicht neu entfacht, wenn wir uns dagegen auflehnen und uns deswegen selbst auf Dauer den Lebensmut und den Spaß am Leben rauben. Um mit so einer Situation zurechtzukommen, braucht man Zeit. Aber es entspricht meiner Erfahrung und auch der meiner Freunde und meiner Familie: Jeder Schicksalsschlag macht uns stark!
Es gibt drei Punkte, die in ganz schlimmen Situationen wichtig sind:
Vertrauen entwickeln, dass man aus dieser Situation wieder herauskommen wird. Ich weiß, das klingt im ersten Moment absolut lächerlich, weil man sich – und das liegt nun mal in der Natur der Sache von Schicksalsschlägen – einfach nicht vorstellen kann, dass man sich jemals wieder besser oder gar gut oder, noch verwegener, glücklich fühlen kann.
Trotzdem ist es so. Und damit man nicht aufgibt, muss man das einfach immer wieder gesagt bekommen. An dieser Stelle von Tante Sonya. Von Freunden. Von Ärzten. Von der Nachbarin. Von wem auch immer. Das führt mich zum nächsten Punkt …
Hilfe holen. Es ist absolut essenziell, sich beim Eintreten eines Worst-Case-Szenarios Hilfe zu holen – und sie auch anzunehmen. Wo? Das ist von Fall zu Fall verschieden. Zum Beispiel bei einem Arzt, bei der Familie, bei einem Psychologen, einem Therapeuten, bei Freunden, in Büchern zum Thema oder auch in Form von Schokolade. Besonders hilfreich ist der Austausch mit Menschen, die vom gleichen Schicksal betroffen sind. Für fast alle Problembereiche gibt es Selbsthilfegruppen, von den »Anonymen Alkoholikern« bis zu den »Zeckenopfern« – eine einfache Stichwortrecherche im Internet gibt Aufschluss.
Atheisten jetzt bitte weghören: Eine unschätzbare Hilfe kann auch der Glaube an etwas sein.
Ich bin wirklich nicht religiös, aber ich denke schon, dass es so etwas wie eine höhere Macht gibt. Keinen »gütigen lieben Gott« mit langem Bart, kein Christkind und keinen Weihnachtsmann. Aber eine Kraft, die in allem steckt, was es gibt. Und die uns genau dann hilft, wenn wir nicht aufgeben und wenn wir bereit sind, alles zu tun, um uns selbst am eigenen Schopf aus dem Sumpf zu ziehen. Meine Oma hat immer gesagt: »Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott.« Und das stimmt.
Eine Freundin hat mir einmal eine Postkarte mit einer kleinen Geschichte geschenkt. Die ist ziemlich religiös geprägt, aber man kann das »Lord« ja einfach durch das ersetzen, woran man am ehesten glaubt. Sie beschreibt genau, was ich meine:
Footprints in the Sand
One night I dreamed I was walking along the beach with the Lord. Many scenes from my life flashed across the sky.
In each scene I noticed footprints in the sand. Sometimes there were two sets of footprints, other times there was one only.
This bothered me because I noticed that during the low periods of my life, when I was suffering from anguish, sorrow or defeat, I could see only one set of footprints, so I said to the Lord: »You promised me Lord, that if I followed you, you would walk with me always. But I have noticed that during
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