Wenn Das Leben Dir Eine Zitrone Gibt, Frag Nach Salz Und Tequila
ein notwendiges Übel. Wenn ich »erfolgreiche Geschäftsfrau« sein will, muss ich auch so professionell sein und mich den im ersten Moment nicht ganz so schillernden Facetten meiner Profession widmen.
Oder anders ausgedrückt: Auch ein Wunschkind ist nun mal nicht ohne vollgeschissene Windeln zu haben, aber deshalb darauf verzichten?
Der schickere Rahmen gibt der Sache einen übergreifenden Sinn – das ist in jedem Fall der erste Schritt zum Genuss, es heißt ja auch nicht umsonst »optimale Rahmen-Bedingungen«. In unserer kleinen Cocktailbar haben wir es uns jetzt sozusagen in unserer kuschligen Lounge-Ecke gemütlich gemacht, die Kissen zurechtgerückt, die Musik stimmt und der Cocktail – unser Vorhaben – glitzert vor uns im Sonnenlicht. Jetzt müssen wir nur noch trinken und genießen …
Okay, okay, ich gebe es zu, dieses Bild ist auch nicht das erste, das mir bei meinen Quittungen kommt. Darum gibt es genau hier, wie bei den meisten besonders ungeliebten Aufgaben, ein kleines Problem! In vielen Situationen gibt zwar bereits der neue Rahmen den Kickstart, der Spaß an der Sache stellt sich anschließend wie von selbst ein. Bei mir war das im English Theatre oder in der Arena auf Schalke der Fall.
Aber manchmal brauchen wir eben noch ein bisschen mehr »Spaß-Starthilfe«. Hier kommt sie!
Genuss kommt mit dem Fluss!
Das sage nicht (nur) ich, der Ansicht ist der amerikanische Psychologie-Professor mit dem unaussprechlichen (ungarischen) Namen Mihaly Csikszentmihalyi, den ich der Einfachheit halber (und im Hinblick auf Lesungen aus diesem Buch, bei denen ich mir lieber nicht die Zunge verknote) mal M.C. nenne. M.C. ist bekannt geworden als Entdecker des Flow-Phänomens. Das ist so eine Art Glücksrausch, den wir empfinden, wenn wir es hinbekommen, uns vollkommen in eine Tätigkeit fallen zu lassen. Biologisch gesehen synchronisieren sich im Flow-Zustand der Rhythmus unseres Herzens, unsere Atmung und unser Blutdruck. Auch unsere Gehirnwellen verändern sich. Mit anderen Worten: Wir heben ab in eine Art meditatives High. Als wäre das nicht schon super genug, geht unser Körper außerdem auf den Bio-Trip und produziert eigene Happy-Stöffchen, die Endorphine. Klingt gut, oder?
Die Natur macht nichts vergeblich.
ARISTOTELES
Da Mütterchen Natur, sprich: die Evolution, selten etwas nur aus einer Laune heraus einfädelt, hat die Sache natürlich einen tieferen Sinn. Mit Endorphinen belohnt der Körper normalerweise Aktivitäten, die der Arterhaltung dienen. Wofür der Flow-Zustand das Zückerchen ist? Ganz simpel: Unsere Ahnen in der Höhle konnten es sich nicht leisten, bei der gefährlichen Jagd im Urdschungel unkonzentriert zu Werke zu gehen. Schon eine kleine Unaufmerksamkeit konnte bedeuten, vom Mammut niedergetrampelt oder vom Säbelzahntiger zum Nachtisch verspeist zu werden. Oder, genauso schlimm, der Jagdtrupp kam ohne Beute nach Hause und riskierte den Hungertod der Sippe.
Ergo: Es war ein lebenserhaltendes Superprinzip, sich mit hundert Prozent Aufmerksamkeit auf etwas zu konzentrieren. Genau darum schlummert diese Fähigkeit auch in jedem von uns, wir müssen sie »nur« wecken!
Das Großartige:
Flow können wir theoretisch bei jeder Tätigkeit erleben – also auch bei völlig unspektakulären Verrichtungen wie Staubsaugen, dem Spülen der zerbrechlichen Weingläser und eben, jawohl, auch der Steuererklärung!
Flow-Spaß hängt nämlich nicht davon ab, was man tut, sondern vor allem davon, wie man etwas tut.
Und dieses »Wie« geht so:
Stufe 1: Wir brauchen ein relativ schnell erreichbares (Teil-)Ziel. Das Thema hatten wir schon, sollte klar sein. Falls nicht: Noch mal in den vorherigen Kapiteln schmökern. Beim Quittungensortieren ist mein oberes Ziel ganz klar, das Projekt »Quartalsunterlagen sortieren« abzuhaken. Ich sage mir also: Okay, Sonya. Vier Stunden deines Lebens wirst du jetzt in diesen Schuhkarton investieren – und dann hast du’s gepackt! Das ist mein Motivationskick Nummer eins! Dabei fühle ich mich wahnsinnig heroisch, und auf meiner Brust blinkt bereits jetzt der Neonbutton »Heldin der Arbeit«. Aber Achtung: Das Abhaken der Tätigkeit darf nicht die einzige Motivation bleiben! Jetzt zündet …
Stufe 2: Wir schleudern unserer Beschäftigung ein entschlossenes »Jawohl« entgegen. Ohne »aber« und »eigentlich«. Also: Ja zur Steuererklärung. Ja zum Hausarbeitschreiben. Ja zum Umzugskistenpacken. Funktioniert, indem
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