Wenn Das Leben Dir Eine Zitrone Gibt, Frag Nach Salz Und Tequila
Steuerberater lacht mich immer aus, wenn er meine farbenfrohen Unterlagen bekommt, aber das ist mir total egal. Was zählt, ist, dass ich tatsächlich Spaß dabei hatte und mal wieder mein Kraus’sches Kontrolletti-Gen befriedigt habe. Ich könnte nämlich niemals den Quittungskarton einfach so abgeben, wie manche Leute das machen – dafür habe ich einen viel zu großen Respekt vor der Steuer. Ich will nicht mit Handschellen abgeführt werden, bloß weil mein Steuerberater aus Unwissenheit private Quittungen zu geschäftlichen gemacht hat. Tja, manche Dinge kann einem leider niemand abnehmen.
Apropos abnehmen: Auch das gehört zu diesen Angelegenheiten, die wir blöderweise selber erledigen müssen. Zum Glück lässt sich auch das »neu rahmen« – und genießen! Mal angenommen, wir sehen das Ganze nicht als schnöde Reduktionskost (aka Diät) mit jeder Menge Verboten, sondern stattdessen als »gesunden Kochkurs«. Als einen Kurs, bei dem nun mal vorwiegend knackige, gesunde und vitaminreiche Lebensmittel auf dem Plan stehen. Sachen, die gut für die Haut und die Figur sind und die obendrein noch sensationell schmecken. Wenn man die rosa Brille darauf richtet, was für neue Genüsse man kennenlernt, anstatt ständig über das nachzugrübeln, was nicht »erlaubt« ist, fühlt man sich doch gleich viel wohler. Dass nebenbei Pfunde purzeln, ist nur ein angenehmer Nebeneffekt! Wer sich dann auch noch beim Brutzeln, Schnippeln und Kochen nach obigen Prinzipien völlig darauf konzentriert, was er tut, hat die besten Chancen auf »Flow de luxe«.
AUFSCHIEBEN MIT GENUSS – EIN PLÄDOYER
»Zeitmanagement-Päpste«, die Bücher schreiben, in deren Titel gern mal das Wort »simplify« vorkommt, haben einen Erzfeind ausgemacht. Nichts weniger als den diabolischen Verhinderer jedes Erfolgs, die quasi-atomare Vernichtung allen Lebensglücks. Was das ist? Die Prokrastination. Besser bekannt als Aufschieberitis. Ein Phänomen, mit dem die meisten von uns bereits in der Grundschule Bekanntschaft machten, wenn die nervigen Hausaufgaben bis kurz vor dem Schlafengehen beziehungsweise bis zum Donnerwetter der Eltern aufgeschoben wurden. Und zwar zugunsten von oberflächlichen Vergnügungen wie einem Nachmittag im Baumhaus oder auf dem Spielplatz. Kurz: für etwas, was wirklich Spaß macht! Trotzdem finden die »Experten«: Wer bis auf den letzten Drücker aufschiebt, ist des Wahnsinns fette Beute und macht sich unglücklich.
Ich behaupte dagegen: Alles Quatsch! Von mir kommt ein lautes Ja zur Aufschieberitis. Es spricht nichts dagegen, wenn sich ein bisschen Zeitdruck aufbaut, bevor wir zur Tat schreiten. Im Gegenteil! Durch Zeitdruck steigt die Konzentration. Die Wahrscheinlichkeit, dass selbst verhasste Erledigungen uns jetzt sogar Flow-Erlebnisse bescheren, weil wir gezwungen sind, uns unserer Tätigkeit ohne Wenn und Aber zu widmen, steigt. Und nicht nur das! Man wird unter Druck höchst effektiv – und braucht meiner Erfahrung nach höchstens die Hälfte der Zeit, die man sonst aufgewendet hätte. Wenn das kein Grund fürs Aufschieben ist! Und die gewonnene Zeit kann man ganz ungeniert für das eigene Vergnügen nutzen!
Wichtig ist dabei allerdings ein Punkt: Wenn wir »prokrastinieren«, müssen wir uns hundertprozentig dafür entscheiden. Heißt: Wir schieben ganz bewusst auf. Und genießen genauso bewusst die Zeit, die uns dadurch zur Verfügung steht!
Fröhliche Aufschieber wie ich lösen sich komplett vom schlechten Gewissen. Wir wissen im Voraus, dass wir dann eben vor der Deadline eine intensive schlaflose Nacht haben. Jawohl, wir werden fluchen und schwitzen. Wir werden eine Woche ein Schlafdefizit mit uns herumtragen. Aber das ist in Ordnung, denn zum Ausgleich haben wir vorher Zeit für was anderes.
Wer allerdings aufschiebt und dabei ständig im Hinterkopf hat »Eigentlich müsste ich doch jetzt …« verhunzt sich leider allen Spaß. In so einem Fall ist es tatsächlich besser, sich sofort ans Werk zu machen und die Disziplin aufzubringen, trotz noch unendlich viel Zeit die vermeintlich unangenehme Sache bereits jetzt zu erledigen – und danach das heroische Gefühl auszukosten. Also: Wir haben die Wahl!
Mein Glückstipp: Es gibt eine kleine Einschränkung meines PPP (Plädoyer Pro Prokrastination). Schieben Sie nie etwas auf, was in 60 Sekunden erledigt ist! Dazu gehört etwa das Öffnen von Briefen, der Anruf bei der Bank, das Anwerfen der Waschmaschine oder auch nur, den Schlüssel
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