Wenn Das Leben Dir Eine Zitrone Gibt, Frag Nach Salz Und Tequila
ich wusste schließlich, wofür.
Und irgendwann geschah tatsächlich das Unglaubliche: Mit 23 (das heißt in Zahlen: zwölf Jahre nach Beginn des Projekts »Ein Heim für Sonya«!!!) hatte ich endlich genug Geld, nein, noch nicht um mein Traumhaus zu kaufen. Aber immerhin so viel, dass ich einen Immobilienkredit aufnehmen konnte. Meine Ausdauer hatte sich ausgezahlt! Und falls jetzt jemand auf diese Idee kommen sollte: Nein, sehr verehrte Damen und Herren, ich habe nicht mit Herrn Schmitz geschlafen! Alles ging ganz züchtig und mit rechten Dingen zu. Die Immobilie meiner Wahl war dann zwar nicht unser altes Heim, das stand gerade leider nicht zur Disposition, sondern ein stark renovierungsbedürftiges (um es jetzt mal ganz vorsichtig zu formulieren) Domizil. Glücklich war ich trotzdem.
My Bruchbude is my castle!
Und nicht nur glücklich, sondern stolz wie Oskar. Der Moment der Schlüsselübergabe fühlte sich an wie Weihnachten, Lottogewinn und Bambi-Verleihung auf einmal. Ich und meine Mama hatten endlich wieder ein Zuhause! Zwar eins mit Dachschaden, abblätternder Farbe und Feuchtbiotop im Keller, aber wer will denn kleinlich sein, wenn ich verkünden konnte: Alles meins!
Natürlich ging der Stress jetzt erst richtig los. Ich war vollkommen blank; auf meinem Konto dümpelte nicht mehr ein einziger müder Pfennig, und ich machte in einem Alter, in dem meine Freunde auf Studipartys oder Pearl-Jam-Konzerten rumhingen, Bekanntschaft mit so bedrohlichen Dingen wie der Grunderwerbssteuer, Hypothekenrückzahlung und horrenden Handwerkerrechnungen. Ich hatte Panik, Kopfschmerzen und schlaflose Nächte. Aber schließlich kam ich zu der Einsicht, dass ich, wenn ich schon keine Leute vom Fach bezahlen konnte, mich eben selbst mit dem im örtlichen Baumarkt erhältlichen Heimwerkerequipment vertraut machen musste. Und siehe da: Bohren, Spachteln und Verlegen machten mir Spaß!
So wurde meine Do-it-yourself-Leidenschaft geboren – was mir bei meiner gleichnamigen Sendung Jahre später von unschätzbarem Nutzen sein sollte. Und wieder mal ein wunderbares Beispiel für die Weisheit: Alles ist für irgendwas gut.
Ich rechnete mir das Ganze auf den Pfennig genau aus und schraubte alle anderen Ausgaben so weit es ging herunter. Diese Kraft und Motivation hätte ich ohne »mein Haus« nicht gehabt.
Und seit fast zehn Jahren gibt mir nun das – bisher – imaginäre Haus auf Ibiza die gleiche Power wie damals als Teenie meine Vision vom neuen Zuhause. Allein der Gedanke daran ist eine luxuriöse Reise ins Land der Wünsche und Träume. So nach und nach bekommt selbst mein dickköpfiger Freund Respekt vor der Beständigkeit meiner Vision. Er kennt mich lange genug, um zu wissen: »Uiuiui, selbst wenn ich die Sonya ankette – sie macht’s trotzdem.«
Als er von meiner Schwangerschaft erfuhr, frohlockte er allerdings erst, weil er dachte, die Sache mit Ibiza sei jetzt vom Tisch – aber da hatte er die Rechnung ohne Mutti Kraus gemacht! Das Gegenteil ist der Fall! Schließlich möchte ich meinem Söhnchen gern meine Lieblingsinsel zeigen. Und ich weiß: Was ein krauser Sprössling ist, der wird es lieben!
Ich meine: Hallo? Das hier ist mein Lebenstraum. Das muss der Mann an meiner Seite akzeptieren. Oder andersherum: Ich würde nicht akzeptieren, wenn er es nicht akzeptierte. Ich würde meinem Freund natürlich das Gleiche zugestehen. Jawohl, wenn es etwas gibt, was ihn antreibt und wovon er träumt, würde ich das unterstützen. Sogar, wenn es mir vielleicht nicht so richtig in den Kram passt.
Aber wie immer gilt: Keine Regel ohne Ausnahme! Denn:
Bei aller Träumerei sollten wir bitte unbedingt immer den gesunden Menschenverstand eingeschaltet lassen.
Wenn wir uns hoch verschulden, weil wir den Porsche Targa unbedingt jetzt sofort haben und uns das Sparen sparen wollen, geht der Schuss garantiert so nach hinten los wie ein Haarschnitt mit der Nagelschere. Mit einem Unterschied: Die Haare nach einem verhunzten Schnitt wachsen nach.
Auch wenn wir mit dem Geldköfferchen im Casino aufschlagen, um unser gesamtes Vermögen auf den Kopf zu hauen, bloß weil wir die fixe Idee haben, alles auf die rote Sechs setzen zu müssen, hat das mit Traumerfüllung nicht wirklich etwas zu tun. Das ist, lassen Sie mich Tacheles reden, schlicht und ergreifend einfach nur eins: saublöd.
Ich weiß dagegen: Auch wenn ich nur drei Monate im Jahr in meinem zukünftigen Ibiza-Domizil wäre und nach zwei Jahren feststelle:
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