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Wenn Das Leben Dir Eine Zitrone Gibt, Frag Nach Salz Und Tequila

Titel: Wenn Das Leben Dir Eine Zitrone Gibt, Frag Nach Salz Und Tequila Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonya Kraus
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dann ja als Hobby …«
    Ich unterbrach sie: »Als Hobby? In irgendeinem Vorstadtballett und hobbymäßig ein paar Pliés drücken? Nee danke.«
    Mein Traum war das Klassische Ballett gewesen, nicht einfach »irgendwie Ballett machen«. Und Kompromisse waren nicht mein Ding.
    Meine Mama rief noch am selben Nachmittag im Institut an und meldete mich ab. Es ging mir runter wie Öl, dass die zwei Obergurus im Laden, Professor Fallen und Professor Streuka, aus allen Wolken fielen und versuchten, mich, ihre einstige große Hoffnung, doch noch zu halten. Sie beknieten meine Mutter: »Frau Kraus, wir finden was für die Sonya, auch wenn sie so groß ist.«
    Das war natürlich wie Balsam für meine wunde Seele, aber mein Entschluss stand unverrückbar fest. Und so konnte ich hocherhobenen Hauptes bestimmen: Hier ist ENDE (allerdings nur mit den Spitzenschühchen).
     
     

Mal ganz nüchtern betrachtet: Träume im Reality Check

     
    Mal ganz nüchtern betrachtet:
Träume im Reality Check
     
     
     
     
    Ja, Leute, so schnell kann’s gehen. Mein großer Kindheitstraum war leider den hässlichen Klauen der Realität zum Opfer gefallen, bevor er sich erfüllen konnte. Und ich stand von einem Tag auf den anderen ohne Vision da. Und damit auch ohne Motivation. Was machte das alles noch für einen Sinn? Das Leben hatte mir den Stinkefinger gezeigt und mich zurück auf »Los« geschickt. Eine echte Zitrone! Und – erst mal – nirgendwo Salz und Tequila in Sicht. Oder sagen wir (angesichts meines damaligen Alters): Es gab nicht mal irgendwo ein Minizückerchen, um Limonade draus zu machen.
    Trotzdem, wenn wir das Zitronenaufkommen so gering wie möglich halten und verhindern wollen, dass noch mehr Zitrusfrüchte auf uns niederprasseln, ist es manchmal einfach gut, die Notbremse zu ziehen.
    Mindestens so wichtig, wie zu wissen, was man will, ist es, dabei ehrlich zu sich selbst zu sein.
    Vielleicht hatten die Instituts-Obergurus in Frankfurt damals aus ihrer Perspektive tatsächlich recht. Möglicherweise hätte ich noch irgendwo so eine Art »alternative« Ballettkarriere machen können. In zweiter Reihe, wo ich als »Mutant« in Übergröße nicht weiter auffiel. Oder später als Lehrerin. Vielleicht auch als Choreographin.
    Hätte meine Vision ein bisschen anders ausgesehen und wäre ich einfach nur glücklich gewesen, »irgendwas mit Ballett« zu tun zu haben – egal wie –, wäre das bestimmt in Ordnung gewesen. Aber ich wusste: Das war einfach nicht das, was ich wollte.
     

     
    Im Gegenteil: So eine »Karriere« wäre eine permanente Erinnerung daran gewesen, was ich nie würde erreichen können. In etwa so, als hätte mir mein Traummann eine Abfuhr erteilt und mir anschließend einen Job als seine Vorzimmerdame gegeben. Dann wäre er mir wie eine unerreichbare Mohrrübe täglich vor der Nase herumgebaumelt – eine wahre »Zitronen-Pest«. Wo ich das gerade erwähne: Auch in der Liebe muss man manchmal einfach den Tatsachen ins Gesicht sehen und die Frage beantworten: Liebe ich noch – oder leide ich schon? Und zwar ohne realistische Aussicht, dass sich daran etwas ändert? Wenn Letzteres zutrifft, hilft leider nur ein sauberer Schnitt.
    Was in Situationen wie diesen immer etwas bringt, ist ein gezielter Blick auf die negativen Aspekte, die eine Verwirklichung des geplatzten Traums mit sich gebracht hätte. Das lässt die Welt gleich viel rosiger aussehen.
     

     
    Mir half in meinem Ballettdilemma jedenfalls ein Blick auf die fast ausnahmslos verhärmten und verbitterten ehemaligen Primaballerinen, die ihren Frust am Nachwuchs wie mir ausließen, weil sie ihre einstige Karriere als »Sterbender Schwan« mit allerspätestens Mitte 30 und kaputten Gelenken an den Nagel hatten hängen müssen. Mein Think-Pink-Reflex war schon damals ansatzweise ausgeprägt und setzte hier ein: Dieses Schicksal würde mir nun erspart bleiben. Immerhin schon mal ein kleines Zückerchen.
    Fakt ist: Wer sich hier weigert, den Tatsachen ins Auge zu sehen, stellt sich selbst ein Bein.
    Ich frage mich zum Beispiel oft, wenn ich die Castings zu Sendungen wie »DSDS« & Co. sehe: Haben manche Leute keine Freunde? Niemanden, der ihnen sagt, dass die Milch im Regal gerinnt, wenn sie zu singen versuchen? Einfach, weil sie so musikalisch sind wie ein Mettbrötchen – woran vermutlich auch der beste Gesangsunterricht nichts ändern kann. Muss ihnen das erst eine Jury vor laufender Kamera klarmachen, sodass sie zum Gespött der TV-Nation

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