Wenn Das Leben Dir Eine Zitrone Gibt, Frag Nach Salz Und Tequila
wirklich sind – und nicht für irgendein mühsam aufgebautes falsches Image.
Wäre doch blöd, wenn man das Gefühl haben müsste: Ach, wenn die mich kennen würden, wie ich wirklich bin, dann würden die mich bestimmt nicht lieben. Das ist absolutes Gift fürs Selbstbewusstsein! Darum habe ich zum Beispiel auch überhaupt keine Probleme, meine Beauty-Tricks mitzuteilen. Ich gebe von jeher freimütig zu, dass ich vor der Kamera eine »Mogelpackung« bin – mit hoch getapten Brüsten, falschen Wimpern, verlängerten Haaren und natürlich trickreichem Make-up (zu Details bemühen Sie bitte meine extra für die interessierte Leserin verfasste Beauty-Bibel »Baustelle Body«, erschienen ebenfalls im Lübbe Verlag).
Ganz und gar man selbst zu sein kann schon einigen Mut erfordern.
SOPHIA LOREN
Aber ich gebe es zu, auch bei der Ehrlichkeit gibt es zuweilen Nebenwirkungen: Hin und wieder dirigiert mich meine Wahrheitsliebe zielsicher in das ein oder andere Fettnäpfchen …
WIE ICH AUS VERSEHEN ZUR GIFTSPRITZE WURDE – ODER: TOXISCHES SCHOCKSYNDROM AUF DEM ROTEN TEPPICH
Aufgedonnert bis unter die Haarkante schwebte ich über den roten Teppich und zog den Bauch ein. Darin befand sich seit Kurzem mein süßes Geheimnis, das gefälligst auch topsecret bleiben sollte, zumindest bis es sich partout nicht mehr verheimlichen ließ. Ich wollte dem Wesen darin einfach Ruhe gönnen und vermeiden, dass jetzt schon wie bei Google Streetview seine Behausung gefilmt und fotografiert werden würde. Außerdem war mir, trotz Glückseligkeit, sehr wohl bewusst, dass mir noch eine lange Brutzeit bevorstand. Sollte irgendetwas – Gott bewahre! – schiefgehen, was für ein Horror wäre es dann, die Presse am Hals zu haben …
Doch solch schlimme Gedanken schob ich schleunigst weg. Stattdessen schmunzelte ich vergnügt in die TV-Kameras und ließ mich, ohne zu zicken, von den Fotografen ablichten.
»Gut schauste aus!«, rief mir Michael, ein Dauergast und alter Bekannter im Pool der Peoplepresse, zu.
»Merci!« Ich warf ihm ein Küsschen zu und freute mich heimlich weiter. Recht hatte er! Die Östrogen-Bombe, die in mir explodiert war, stand mir wirklich gut. Ich hatte ein paar Kilo zugenommen und war dadurch ein wenig »weicher« geworden. Vor allem im Gesicht, das bei mir normalerweise ziemlich hager, hart und hohlwangig ist, sah das recht gesund aus. Alles war irgendwie drall und prall, ganz ohne »technische« Hilfsmittel wie Push-up oder Ähnliches. Ich stand im Saft der Weiblichkeit! Aufgehen wie ’ne Dampfnudel würde ich wohl auch noch, dann irgendwann platzen und ein kleines süßes Würmchen …
»Frau Kraus, Frau Kraus …!« Ein Kamerateam schnitt mir den Weg ab und riss mich jäh aus meinen Gedanken. »Dürfen wir Ihnen ein paar Fragen stellen?«
Geblendet vom Headlight der Kamera sah ich zuerst einmal nichts, konnte dann aber ein schwarz-gelb gestreiftes Mikro ausmachen. Mist! Fast hatte ich es vom roten Teppich runtergeschafft, ohne in die »Wespe« zu laufen. Dass ein Mikrofon einen Spitznamen erhält, ist schon eine sehr EXKLUSIVe, fragwürdige Ehre. Aber das Ding hier vor meiner Nase war tatsächlich ein Wespenstachel. Die Boulevard-Redakteure, die es in der Hand hielten, verfuhren nach dem Prinzip: Egal was du sagst oder tust, Schätzchen, du wirst immer gestochen.
Zumindest wenn man, wie ich, zum falschen Verein gehörte.
Das Feld der Privatsender spaltet sich nämlich in zwei Lager, die sich ungefähr so lieb haben wie Borussia Dortmund und Schalke 04. Ich spielte seit über zehn Jahren bei Schalke und wurde von den Schwarz-Gelben ständig gefoult.
Gerade mal zwei Wochen zuvor hatte man strategisch geschickt, rechtlich unangreifbar und ziemlich bösartig das Gerücht in die Welt gesetzt, ich hätte mir Wangen und Lippen aufpolstern lassen, würde aber nicht dazu stehen.
Fies, denn in Baustelle Body gibt’s einen lustigen Schwank aus meiner frühen Modelzeit mit dem Titel »Sündige Lippen«. Offener geht’s ja wohl nicht. Das große kosmetische Novum an mir im Moment: Ich trug knallroten Lippenstift. Die Hautärztin meines Vertrauens war also gänzlich unschuldig. Mein Gynäkologe hätte da vielleicht schon eher Gründe liefern können, warum ich so saftig aussah. Und da musste ich schon wieder glücklich schmunzeln …
»Frau Kraus, Sie sehen ja mal wieder toll aus! Wie geht es Ihnen?« Das war so ehrlich gemeint, als wenn Ahmadinedschad behauptet, er würde die Atomenergie
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