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Wenn Das Leben Dir Eine Zitrone Gibt, Frag Nach Salz Und Tequila

Titel: Wenn Das Leben Dir Eine Zitrone Gibt, Frag Nach Salz Und Tequila Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonya Kraus
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Wespe Blut geleckt hatte und die Jagd auf Ü-30-Frauen enthusiastisch fortsetzte.
    Machen wir’s kurz: An diesem Abend sammelte ich in der Branche jede Menge »Sympathiepunkte« bei meinen Geschlechtsgenossinnen. Alle mussten dran glauben! Die Einzige, die noch ihre Stirn runzeln konnte, war Gundis Zambo. Und die trägt Pony.
     
     
Es ist durchaus nicht dasselbe, die Wahrheit über sich zu wissen oder sie von anderen hören zu müssen.
    ALDOUS HUXLEY
     
    Immerhin hat meine »Die Wahrheit und nichts als die Wahrheit«-Botox-Panne keinen schlimmeren seelischen Schaden angerichtet und dem Konkurrenzsender mal zu ein bisschen unterhaltsamem Sendematerial verholfen (ich kann fies sein, oder?). Aber sie war doch eine kleine Warnung, dass es etwas anderes ist, über sich selbst die Wahrheit zu sagen oder andere »zwangszuouten«. Und auch in anderen Zusammenhängen muss man schon mal vorsichtiger mit der Dame Wahrheit umgehen. Denn:
     
Ehrlichkeit heißt nicht, dass man allen und jedem schonungslos alles vor den Latz knallen sollte. Die Grundregeln der Höflichkeit und die wichtige Maxime, unser Gegenüber nicht unnötig zu verletzen, sollten unbedingt gewahrt bleiben!
     
    Und, ich gebe es zu, in besonderen Situationen sind manchmal doch »White Lies« vonnöten. Das sind Notlügen, als Schutzschild vor der Neugier und der Einmischung anderer. Manche Dinge gehen einfach niemanden etwas an, und zuweilen muss man sich und das eigene Seelchen auch schützen – vor radikalen Reaktionen der lieben Mitmenschen. Wie vertrackt das allerdings ist und wie schmal der Grat ist, auf dem man in einem solchen Fall wandelt, habe ich nach dem Tod meines Vaters erfahren …
     
     
    Die Zigarette danach brachte es ans Licht!
     
    Die Kinder in meiner Klasse wussten, dass mein Vater gestorben war – davon, dass er sich umgebracht hatte, hatten sie keinen Schimmer. Das war für sie auch eine irrelevante Information; das fand nicht nur meine Mutter, der Ansicht war auch ich. Die anderen brauchten nicht mehr zu wissen, als dass mein Papa tot war. Das war schließlich schon schlimm genug. Meine schützende Notlüge damals lautete: Mein Papa hat einen Herzinfarkt gehabt. Basta! So war das Thema in einer Minute abgehakt. Ein Herzinfarkt war schlimm, aber nichts Besonderes, so was kam vor. Diese kleine Lüge schützte mich vor Rückfragen und vor voyeuristischer Neugier, vor »Warum denn das?« und vor »Erzähl doch mal«. Neugier ist zwar menschlich, aber solche Fragen und Spekulationen hätten mich noch mehr belastet als das Mitleid ohnehin schon.
    Allerdings habe ich dieses »Märchen« nicht nur meinen Klassenkameraden erzählt, sondern in der ersten Zeit auch meinen Freunden. Auch das hatte seine Berechtigung: Ich musste den Tod meines Vaters erst einmal für mich verarbeiten und mir selbst wichtige Fragen beantworten, die in meinem Kopf kreisten: Warum hat Papa Mama und mich alleingelassen? Warum war er zu feige, sich seinen Problemen zu stellen? Hätten wir das verhindern können? Wie konnte es sein, dass Papa doch nicht der starke Held war, für den ich ihn immer gehalten habe? Und so weiter. Mit dieser ganzen Problematik wollte ich meine Freundschaften nicht belasten. Selbst meinen langjährigen und damals allerbesten Freund Marc klärte ich darum nicht auf.
    Und so zogen die Tage ins Land, und das Wasser floss den Main hinab. Ich dachte nicht mehr jeden Tag an den Tod meines Vaters, und das war auch gut so. Nun war es aber so, dass mein Kumpel Marc nicht nur höllisch heiß aussah, sondern das auch ausnutzte – er war ein Aufreißer vor dem Herrn. Womanizer »Marky Mark« hatte sich wohl zum Ziel gesetzt, die gesamte weibliche Weltpopulation mit seinen Liebhaberqualitäten zu beglücken – das heißt, mit Ausnahme von mir, wir waren einfach gute Kumpels. Und irgendwann, es war Jahre nach dem Selbstmord meines Vaters, brachte der kleine Playboy den Geniestreich fertig, auf einem seiner Pimper-Beutezüge meine Nachbarin Kathrin zu »erlegen«. Kathrin war sage und schreibe sechs Jahre älter als er. Die »reife Dame« von 22 hatte nun aber die ganze Geschichte mit meinem Papa damals aus erster Hand mitbekommen. Bei der Zigarette danach kamen die beiden irgendwie auf mich – Kathrin wusste, dass Marc und ich eng befreundet waren –, und so erzählte sie ganz arglos: »Ist ja auch krass, was die Sonya mitgemacht hat, als sich ihr Vater umgebracht hat.«
    Was passierte also? Marc stand kurz darauf ganz geknickt bei mir vor der

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