Wenn das Schlachten vorbei ist
wieder nachgibt, so dass es ist, als wäre er in einer Tretmühle, als würde er, wie in einem Alptraum, rennen, ohne von der Stelle zu kommen, wird ihm die Tragweite dieser Sache bewusst. Wenn sie verletzt ist – Kelly, und er kann immer nur daran denken, wie sie hinuntergerutscht ist, hilflos, vollkommen hilflos, als hätte irgend etwas sie am Kragen gepackt –, wird er eine Menge zu erklären haben. Der Küstenwache. Der Polizei. Den Zeitungen, den Mitgliedern der FPA und allen anderen, die eine nüchterne Kosten-Nutzen-Analyse vornehmen und das Schicksal der Tiere gegen menschliches Leiden und Leben aufrechnen werden, und was werden die dann wohl tun? Sie im Krankenhaus interviewen? Sich mit Filzschreiber auf ihrem Gips verewigen?
Es ist ein Schlamassel. Eine verdammte Katastrophe. Und er ist jetzt in Bewegung, arbeitet sich am Ufer entlang vor, wobei er sich an alles klammert, was ihm einen Halt bieten kann, und müht sich verzweifelt, sie zu finden, zu retten, sie fort von hier und auf das Boot zu bringen, sie in Decken zu wickeln, ihr heiße Suppe einzuflößen, Brandy, irgendwas, die Heizung anzuschalten, und das einzige, was er ausschließt, woran er nicht mal denken will, ist die trostlose Erkenntnis, dass für Kelly mit ihrem eifrigen Gesicht, der birnenförmigen Figur und dem roten Abzeichen auf dem Ärmel – Tiere sind nicht zum Essen, Tragen oder Experimentieren da – jede Hilfe, ob von ihm oder irgend jemand sonst, zu spät kommt.
Als sie sie finden, ist aus dem Regen ein Nieseln geworden, das Licht schwindet, und das harte, nagende Dahinrasen des Flusses ist das einzige, was in sein Bewusstsein dringt – er ist durchgefroren, ihm tut alles weh, er ist fix und fertig. Bleich wie ein Pilz leuchtet sie vor dem dunklen Hintergrund eines Gewirrs von ausgerissenen Büschen und entwurzelten Bäumen, denn die Gewalt des dahinrasenden Wassers hat ihr die Kleider vom Leib gerissen, und von dem Sweathirt, den Shorts oder dem khakifarbenen Regenponcho ist nichts zu sehen. Er ist es, der sich durch die Strömung zu ihr kämpft, während die anderen eine Kette bilden und das Seil halten, das einer auf dem Boden seines Rucksacks gefunden hat, und er ist es, der sie berührt, ihr kaltes, nacktes Fleisch, und der sieht, wie die Felsen sie zugerichtet haben und dass ihr Gesicht unter Wasser ist. Ihre Ellbogenbeuge hängt über einem Weidenzweig, der Unterarm schwingt in einer Imitation selbständiger Bewegung hin und her.
Der Fluss hat sie den ganzen Weg bis zu ihrem Ausgangspunkt getragen, wo die angeschwollenen Fluten auf der einen Seite an der Felswand entlangströmen und dann einen weiten Bogen beschreiben, um das, was sie mitgerissen haben, auf der anderen Seite abzuladen. Wenn sie das gewusst hätten, wären sie schon früher bei ihr gewesen. Aber sie haben es nicht gewusst, sondern sich Schritt für Schritt durch den Canyon vorgearbeitet, die Ufer abgesucht und ihren Namen gerufen, bis die Stimmen versagten. Liegt darin eine Ironie? Er weiß es nicht. Für ihn gibt es nur diesen Augenblick, und der ist so traurig und trostlos wie kein anderer in seinem Leben. Als er sie packt und dabei an Cammy denkt, die immer wieder gesagt hat, dass sie Wiederbelebungsmaßnahmen kann – sie war auf der High School Rettungsschwimmerin, und sie haben das an Puppen geübt, hat sie gesagt, keuchend und mit brennenden Augen –, muss er sich anstrengen, das Gleichgewicht zu bewahren, denn das schwere Gewicht des Wassers liegt auf seinem Rücken, es drückt und zerrt an seinen Beinen, obwohl es kaum tiefer als eins fünfzig ist, und das ist eine weitere Ironie. Er schlingt einen Arm um ihre Schultern, bekommt sie aber nicht frei – sie hat sich in den Ästen verfangen –, und eigentlich will er sie sanft anfassen, aber mit Sanftheit kommt er hier nicht weit, und so zieht er an ihr, als wäre das Ganze ein Spiel, eine Frage des Willens und der Entschlossenheit, als wäre sie es, die ihm Widerstand leistet. Vom Ufer hört er Suzannes verheulte Stimme: »Ist sie okay?«
Er ist völlig durchgefroren, unterkühlt, er verliert den Kampf, aber er gibt nicht auf, er ruckt und zerrt an dem weichen, widerspenstigen Körper, bis er mit einemmal freikommt, begleitet von einem abgebrochenen Weidenzweig und einem Gefolge sanft nickender Blätter, doch er kann sie nicht festhalten, und als die Strömung sie ihm entreißt, wendet sie ihm das Gesicht zu und starrt ihn vorwurfsvoll an. Am Ufer ein Schrei und hektisches Gefuchtel, aber
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