Wenn das Verlangen uns beherrscht
hinunter und hielt dann Susannah die Hand hin, die wegen ihrer High Heels die Hilfe gern in Anspruch nahm.
Hand in Hand überquerten sie dann die kleine Landebahn und gingen auf eine Art Cottage zu. „Da wir die Party früher als geplant verlassen haben und Flynn bei meiner Mutter in guten Händen ist, hatte ich Lust, das alles hier mal wiederzusehen.“ Die Nachtluft war kalt, und als Matthew spürte, dass Susannah zitterte, zog er sein Jackett aus und legte es ihr um die Schultern.
„Danke.“ Sie blickte hoch und bewunderte die schwarze Silhouette der großen Bäume, die sich vor dem nachtblauen Himmel abzeichnete. „So viele Sterne sieht man nie in der Stadt.“ Noch ein anderer Gedanke ließ sie nicht los. Wenn er fünfzehn Jahre nicht hier gewesen war, dann ja auch nie mit Grace. Allerdings auch nicht mit Flynn. Dann war dies etwas, was sie allein mit ihm teilte … „Auch, nachdem du es geerbt hast, bis du nie hier gewesen?“
Nachlässig zuckte er mit den Schultern. „Nein, die Testamentseröffnung war erst vor knapp zwei Monaten. Dann wurde Flynn krank, und ich wollte ihn nicht allein lassen. Ich habe das Paar, das sich bisher um Haus und Grundstück gekümmert hat, gebeten, erst einmal einfach so weiterzumachen. Sobald ich Zeit habe, werde ich kommen, um zu entscheiden, was mit dem Ganzen geschehen soll.“
Inzwischen hatten sie das kleine Cottage erreicht. „Was ist mit dem Piloten?“ Susannah warf einen Blick zurück auf das Flugzeug.
Matthew zog ein Schlüsselbund aus der Hosentasche und schloss die Tür auf. „Seit vielen Jahren wird dieses Haus von den Piloten und anderen Angestellten benutzt. Das Verwalterpaar achtet darauf, dass es sauber und der Kühlschrank immer gut gefüllt ist. Bisher hat sich noch keiner beschwert.“
Er ging in die Küche und nahm einen Autoschlüssel vom Haken. In der Garage neben dem Cottage stand ein Jeep, und nachdem Matthew sich noch eine Jacke aus der kleinen Garderobe mitgenommen hatte, ließ er Susannah einsteigen, setzte sich hinter das Lenkrad und ließ den Jeep an.
Die ganze Situation ist irgendwie unwirklich, dachte Susannah. Warum wollte er sich nach fünfzehn Jahren ausgerechnet heute Abend sein geerbtes Haus ansehen? Es musste doch auch andere Gelegenheiten gegeben haben. Doch all diese Fragen waren vergessen, als sie sich durch eine dunkle Eichenallee dem Haupthaus näherten. Es war wie im Märchen. Susannah riss die Augen auf, als Matthew vor der breiten Veranda aus weißem Marmor hielt, die von hohen Säulen flankiert wurde.
„Oh, Matthew“, flüsterte sie. „Das ist einfach wunderschön. Hast du schon eine Idee, was du damit machen willst?“
„Nein, eigentlich nicht.“ Einen Augenblick blieb er wie in Gedanken versunken sitzen, dann wandte er sich zu Susannah um. „Ich habe sehr an meinen Großeltern gehangen. Wenn Mom uns in den Ferien hier abgeliefert hatte, begann der schönste Teil des Jahres für mich. Deshalb habe ich daran gedacht, das Haus zu behalten, damit Flynn auch diese Erfahrungen machen kann.“ Er ging um den Wagen herum und ließ Susannah aussteigen. Gemeinsam stiegen sie die Stufen zu dem gewaltigen Eingang empor. „Aber vielleicht verkaufe ich es auch.“ Er schloss auf.
Staunend blickte sie sich in der großen Eingangshalle um, die mit Familienporträts in dunklen Rahmen geschmückt war. „Du bist nicht der Meinung, dass man so etwas unbedingt in der Familie halten sollte?“
„Früher war ich es. Aber seit ich weiß, dass mein Vater unter Familie offenbar etwas anderes verstand als ich, fühle ich mich nicht mehr verpflichtet, mich um irgendwelche Familientraditionen zu kümmern.“
Dass ihn der Betrug des Vaters immer noch schmerzte, war mehr als offensichtlich. Und Susannah wünschte, sie könnte ihm helfen, mit dieser Enttäuschung fertigzuwerden. Andererseits wusste sie, dass das etwas war, was er allein bewältigen musste.
Während sie langsam durch die Räume gingen, fiel ihr auf, wie sauber und gepflegt alles war. „Offenbar achtet das Verwalterpaar darauf, dass alles immer in bestem Zustand ist.“
„Ja. So war es, solange Grandpa noch lebte. Da es auch später noch von der ganzen Familie als Ferienhaus genutzt wurde, war immer alles auf Besuch vorbereitet.“
Sie nickte. Plötzlich blieb sie stehen und legte Matthew die Hand auf den Arm. Sie musste die Frage einfach loswerden. „Warum hast du mich heute Abend hierher mitgenommen?“
Er wandte sich um und blickte auf ihre schmale Hand. „Das
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