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Wenn der Acker brennt

Wenn der Acker brennt

Titel: Wenn der Acker brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Maerker
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jemanden, der das wieder aufräumt.«
    »Was ist los?«, wollte Kathrin wissen. Sie zog ihren Morgenmantel hoch, der ihr von den Schultern gerutscht war, und beugte sich auf dem Bett nach vorn, um die Tür besser im Blick zu haben.
    »Ich komme wohl gerade unpassend«, tat Christine zerknirscht, als sie Kathrins verheulte Augen bemerkte. »Aber da ich schon einmal hier bin, möchte ich dir etwas zeigen, Rick.« Sie ließ sich nicht beirren und wollte ihm das Tagebuch geben, das in der dunkelgrünen Schürze ihres Dirndls steckte.
    »Was auch immer es ist, ich habe kein Interesse daran.«
    »Du solltest es dir wirklich ansehen.«
    »Verschwinde.« Nicht schon wieder, dachte er, als sie ihn direkt ansah und er erneut dieses unglaubliche Gefühl der Nähe verspürte. Aber statt der Anziehungskraft nachzugeben und Christine endlich zuzuhören, wies er sie wieder ab.
    »Es war ganz offensichtlich kein guter Einfall von Herrn Denninger, mich zu dir zu schicken. Aber egal, ich werde auch ohne dich herausfinden, wer Amata war. Ich fahre wieder nach Sinach«, verkündete sie.
    »Lass dich nicht aufhalten«, entgegnete Rick, schlug ihr die Tür vor der Nase zu und befreite sich so aus seiner eigenen Starre.
    »Tut mir leid«, entschuldigte Christine sich bei dem jungen Mann. Sie wollte nicht, dass er wegen ihr Ärger bekam.
    »Wird mich schon nicht gleich meinen Job kosten. Rick gibt jedem eine zweite Chance. Jedenfalls war es eine kleine Abwechslung«, verabschiedete er sie mit einem Schmunzeln.
    Er gibt also jedem eine zweite Chance, dachte Christine und fragte sich, warum das gerade für sie nicht zu gelten schien.
    »Warum lässt mich diese Frau nicht in Ruhe?« Zornig warf Rick ein Kissen gegen die Tür, als er sich wieder zu Kathrin aufs Bett setzte.
    »Ist sie Journalistin?«
    »Fotografin.«
    »Das sind die schlimmsten.«
    »Sie ist Landschaftsfotografin.«
    »Aha, und was will sie dann von dir?«, fragte Kathrin und wischte mit den Fingerspitzen über ihre tränennassen Augen.
    »Keine Ahnung.«
    »Wer ist Amata?«
    »Amata ist vor dreißig Jahren gestorben, mehr gibt es dazu nicht zu sagen.« Er hatte Kathrin nie von Amata erzählt und würde es auch jetzt nicht tun.
    »Warum liebst du mich nicht mehr, Rick?«
    »Wir haben uns verändert, Kathrin. Es passt nicht mehr. Aber das ist nicht deine Schuld. Du bist eine wundervolle Frau.«
    »Spar dir das. Wenn ich so wundervoll wäre, dann würdest du dich nicht von mir trennen. Ist es wegen ihr?«
    »Wen meinst du?«
    »Verkaufe mich nicht für blöd, das habe ich nicht verdient. Du weißt, dass ich die Fotografin meine.«
    »Das ist doch absurd. Ich kenne sie so gut wie nicht.«
    »So gut wie? Was bedeutet das: so gut wie? So, wie du sie eben angesehen hast, eine Menge. Wie nah seid ihr euch denn schon gekommen?«
    »Kathrin, bitte, hör auf.«
    »Du hast dein Herz für diese Frau geöffnet, Rick. Das hast du für mich nie getan.«
    »Was soll das denn sein? Eine Textstelle aus deinem neuen Drehbuch?«
    »Es ist die Antwort auf: Schatz, ich muss dir etwas sagen, was dir zunächst nicht gefallen wird, aber dann …«
    »Das führt zu nichts.«
    »Du wirst mich nicht vom Gegenteil überzeugen. Diese Frau bedeutet dir etwas. Ich habe diesen Blick noch nie zuvor bei dir gesehen, nicht diese Art von Zuneigung.«
    »Christine hat nichts mit unserer Trennung zu tun, und das weißt du auch.«
    »Was ist es dann? Wir waren doch glücklich, Rick«, schluchzte Kathrin erneut auf. Die Tränen liefen ihr über die Wangen, und Rick reichte ihr ein Taschentuch. Frauen hatten nie ein Taschentuch dabei, wenn sie weinten, zumindest hatte er das immer so erlebt. Eine Frau weint, ein Mann gibt ihr ein Taschentuch, sie darf schwach sein, er muss stark sein. Das traurige Burgfräulein und der edle Ritter. Er fragte sich, ob wenigstens Alice Schwarzer immer ein Taschentuch bei sich trug?
    »Ich habe dich aufrichtig geliebt«, beendete Kathrin seine schon weitergeführte Überlegung, ob Frau Schwarzer denn überhaupt ein Taschentuch von einem Mann annehmen würde und ob er bereit wäre, eines für sie zu opfern.
    »Würdest du mich auch noch lieben, wenn ich mich dazu entschlösse, Pferde zu züchten oder Wein anzubauen?«
    »Was redest du denn da? Dein Platz ist auf der Bühne, du brauchst den Applaus des Publikums.«
    »Nein, nicht mehr.«
    »Das nehme ich dir nicht ab.«
    »Ich werde meine Karriere nach der Tournee beenden.«
    »Pferdezüchter, Weinbauer, das passt doch nicht zu

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