Wenn der Acker brennt
dir.«
»Falsch. Das ist nur deine Meinung darüber, was zu mir passen sollte.«
»So ein Leben würde mir tatsächlich nicht gefallen, da hast du recht.« Sie tupfte ihr Gesicht trocken, als es an der Tür klopfte, knüllte das Taschentuch zusammen und warf es hinter sich aufs Bett. »Vielleicht ist deine kleine Fotografin zurückgekommen, um mit dir auf dem Land in Einsamkeit zu leben.«
»Wart ihr mit dem Frühstück nicht zufrieden?«, fragte Johann, der sich an dem Zimmermädchen vorbeiquetschte, das Christines Missgeschick vor der Tür mit Schaufel und Besen beseitigte. »Was ist los?«, wollte er wissen, als Rick und Kathrin schwiegen.
»Rick hat den Verstand verloren: Er plant, aufs Land zu ziehen. Stell dir nur vor, Rick Linden will in der Einöde versauern. Hast du sie wenigstens schon gefragt, ob sie Spaß am Landleben hat?«, wandte sich Kathrin wieder an Rick. »Ich meine nur, ihr solltet schon die gleiche Vorstellung von eurem zukünftigen gemeinsamen Leben haben.«
»Lass es gut sein, bitte.«
»Denkst du, die Presse lässt es gut sein, wenn sie davon erfährt?«
»Wovon erfährt?«, mischte sich Johann in die Auseinandersetzung der beiden ein.
»Dass er sich wegen dieser Fotografin von mir getrennt hat«, klärte Kathrin ihn mit bitterer Miene auf. »Was machst du?«, fragte sie verblüfft, als Rick den Kleiderschrank aufriss.
»Unser nächster Auftritt ist erst in fünf Tagen. Ich fahre aufs Land, das du so hasst«, antwortete er, suchte sich eilig etwas zum Anziehen und verschwand im Bad.
»Du hast einen Traum, den er nicht mit dir träumen will, und umgekehrt ist es genauso. Ihr würdet auf Dauer nicht zusammen glücklich werden«, redete Johann tröstend auf Kathrin ein.
Aber sie ignorierte ihn. »Schon so spät? In vier Stunden geht mein Flug ab München!«, rief sie erschrocken, als sie auf den Radiowecker neben dem Bett schaute. »Kann ich bei dir duschen, Johann? Ich will ihm nicht mehr begegnen.«
»Ganz wie du möchtest«, antwortete Johann und schaute nachdenklich auf die geschlossene Badezimmertür. Während Kathrin in aller Eile ihren Koffer packte, zog er behutsam die Schublade des Schreibtisches auf. Das Foto von Amata lag noch immer dort. »Jetzt kannst du nicht mehr weglaufen, mein Freund«, flüsterte er und schob die Schublade wieder zu.
12
Christine würde auf Rick Lindens Hilfe verzichten. Was könnte er auch schon zur Klärung über Amatas Schicksal beitragen? Er war noch ein Kind, als sie starb. Der alte Mann in Sinach hatte sie wohl einfach nur loswerden wollen. Aber egal, was sich wer auch gedacht hatte, sie würde sich nicht abwimmeln lassen. Sie packte ihre Sachen, tauschte das Dirndl gegen ihre schwarze Jeans und das karminrote Trachtenmieder und verließ wenig später ihr Zimmer. Nachdem sie ihre Rechnung am Empfang beglichen hatte, fuhr sie mit dem Lift ins Parkhaus.
Sprachlos hielt sie inne, als sie sah, dass Rick an ihrem Auto lehnte. Wollte er sich vergewissern, dass sie das Hotel auch wirklich verließ?
»Ich komme mit nach Sinach«, erklärte er, als sie sich wieder gefangen hatte und näher kam.
»Bisher hatte ich nicht den Eindruck, dass du meine Gesellschaft schätzt«, entgegnete sie abweisend.
»Die Dinge ändern sich.«
»Das Leben ist ein langer wilder Fluss, du weißt nie, wo er dich ans Ufer spült. So in etwa?«
»So ungefähr«, antwortete er lächelnd.
»Was sagt deine Freundin zu deinem Ausflug aufs Land?«
»Sie ist nicht mehr meine Freundin.«
»Gestern war sie es noch.«
»Wie gesagt, die Dinge ändern sich.«
»Welche Verbindung besteht zwischen dir und Amata?«, fragte Christine und stellte ihre Reisetasche in den Kofferraum. Wenn er schon freiwillig bei ihr auftauchte, konnte sie ihn auch erneut mit ihren Fragen konfrontieren.
»Das steht dir«, sagte er und deutete auf ihr Mieder.
»Willst du mir nun etwas über Amata erzählen oder meinen Kleidungsstil kommentieren?«
»Ist mein Wissen über Amata das Einzige, was dich an mir interessiert?«
»Weißt du etwas über sie? Ja oder nein?« Sie ließ sich nicht ablenken.
»Wir sollten Georg Denninger besuchen.«
»Was läuft da zwischen dir und dem alten Mann? Er schickt mich zu dir, jetzt willst du mit mir zu ihm? Ich bin an Antworten interessiert, nicht an Reisen, jedenfalls nicht in diesem Fall.«
»Georg Denninger und ich sind beide ein Teil von Amatas Geschichte. Wir sollten dir ihre Geschichte gemeinsam erzählen.«
»Es gibt noch eine dritte
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