Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wenn der Acker brennt

Wenn der Acker brennt

Titel: Wenn der Acker brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Maerker
Vom Netzwerk:
mir im Gegenteil auch noch meine Mutter genommen.« Wütend warf Rick die Zigarette in den Sand, trat sie aus und legte den Stummel in den Aschenbecher auf dem Tisch.
    »Was mit deiner Mutter passiert ist, dafür tragen allein deine Eltern die Verantwortung. Daran bist nicht du schuld.«
    »Alles hängt miteinander zusammen.«
    »Wenn überhaupt jemand Schuld auf sich geladen hat, dann der, der die Scheune wirklich in Brand gesetzt hat.«
    »Aber es war niemand da, nur Amata und ich. Den Mann, den ich im Keller gesehen habe, der entsprang laut unseren Honoratioren allein meiner Phantasie.«
    »Ich habe dir immer geglaubt.«
    »Leider hat es nichts genützt.«
    »Es gab halt keine Beweise.«
    »Darf ich mir ein Glas Wasser holen, Herr Denninger?« Christine fühlte sich schwindlig von all den Offenbarungen, die sie mit der unbekannten Vergangenheit ihrer Mutter konfrontierten.
    »Sicher, Madl, geh nur.« Sie will einen Moment allein sein, eine natürliche Reaktion nach allem, was sie gerade erfahren hat, dachte Georg Denninger. »Die Wahrheit mag nicht immer am besten schmecken, aber haben wir deshalb das Recht, sie zu verschweigen?«, wandte er sich wieder an Rick.
    »Sie meinen, diese Wahrheit?« Rick deutete auf die Jeanstasche, in der das zusammengefaltete Papier steckte.
    »Ich denke, es sollte gesagt werden.«
    »Betti Lachner hatte sich entschieden zu schweigen. Woher haben Sie das überhaupt?«
    »Gundi hat es aufgehoben. Sie war immer sicher, dass sich eure Wege einmal kreuzen werden, dann sollte alles ans Licht kommen.«
    »Unsere Wege kreuzen? Was soll das bedeuten? Hat Gundi unser Treffen etwa heraufbeschworen?« Christine war auf die Terrasse zurückgekehrt, schaute auf Rick und Denninger und leerte das mitgebrachte Glas Wasser in einem Zug.
    »Nein, keine Beschwörung.« Denninger lachte laut auf. »Aber im Laufe des Lebens stellst du irgendwann fest, dass es Verbindungen gibt, die immer bestehen bleiben. Die kannst du nicht kappen.«
    »Das klingt nach Magie.«
    »Ich nenne es Schicksal.«
    »Wenn er daran glaubt, nutzt es nichts, es zu hinterfragen«, sagte Rick, während er auf einem Grashalm kaute und Denninger beobachtete.
    »Ich würde gern den Platz sehen, an dem die Scheune stand. Wäre das möglich?«
    »Kein Problem.« Rick war einverstanden. Sie suchte nach Antworten, er würde sie ihr geben.
    »Darf ich das lesen?«, fragte Denninger und blickte auf das Tagebuch.
    »Ich glaube, Amata hätte nichts dagegen.« Christine schlug die zweite Seite des Tagebuchs auf und zeigte auf eine Textpassage: Herr D. hört mir immer zu. Ich werde ihm mein erstes Buch widmen.
    »Ich nehme an, dass Sie damit gemeint waren.«
    Der alte Mann lächelte, nahm seine Brille ab und schaute Christine nach, die Rick auf dem schmalen Pfad durch das Weizenfeld folgte. Als ihre Konturen vor seinen Augen verschwammen, glaubte er, Amata zu sehen. Schnell wandte er sich ab, setzte seine Brille wieder auf und begann zu lesen.
    Der warme Wind wirbelte feinen Sand über die Terrasse, wiegte die Äste der Weide und strich über die wogenden Felder hinweg. Alles schien so wundervoll friedlich. Aber Georg Denninger wusste, dass es ein trügerischer Friede war. Christine hatte etwas in Gang gesetzt, das sich nicht mehr aufhalten ließ. Er hoffte, dass Rick stark genug sein würde, um den Konsequenzen ihrer Wahrheitssuche zu trotzen. Erschrocken fuhr er herum, als ein Schatten auf das Tagebuch fiel.
    »Manni Schwabe.« Er hatte den großen breitschultrigen Mann mit dem kantigen Gesicht sofort erkannt.
    »Ich sehe, ich bin nicht in Vergessenheit geraten.« Schwabe wischte mit den Händen über das Bild des Steinadlers, der auf seinem weißen T-Shirt prangte.
    »Was willst du, Manni?«
    »Das weißt du doch.«
    »Nein, das weiß ich nicht«, entgegnete Denninger und klappte das Tagebuch zu. Seine Hände zitterten, er wagte nicht mehr aufzusehen. Er fühlte den Druck von Schwabes Händen auf seinen Schultern, roch seinen Atem. Leberkäse mit Zwiebeln und Senf.
    Im nächsten Moment packte der jüngere Mann ihn unter den Achseln und riss ihn von seinem Stuhl.

18
    Rick saß auf der Lichtung, hatte den Kopf auf die Knie gelegt und hielt seine Beine mit den Armen umschlungen. Die Sonne tauchte den Himmel in die Farben des Abends: Orange, Rot, Violett.
    »Ich ahnte schon, dass du Bettis Tochter bist, als ich dich im Hotel sah. Aber ich wollte es nicht wahrhaben. Ich habe mir gewünscht, du würdest einfach wieder verschwinden. Wie ein

Weitere Kostenlose Bücher