Wenn der Acker brennt
Tante beerbt hatte. Es hieß, sie sei als junges Mädchen nach Idaho ausgewandert und habe dort ein Vermögen mit dem Anbau von Bohnen gemacht. Seine Frau brachte dann noch die entsprechenden Beziehungen mit in die Ehe, und schon war der Grundstein für das Rimbar-Imperium gelegt.«
»Warum habe ich denn keine Tante in Idaho? Obwohl, wer weiß? Vielleicht warten noch mehr Überraschungen auf mich, wenn ich mich weiterhin der Familienforschung widme.«
»Dann solltest du am besten in Südamerika mit der Suche anfangen, nach dem, was Georg Denninger vorhin von deinen Großeltern erzählt hat.«
»Ich werde mich darum kümmern, irgendwann. Aber sicher nicht wegen einer möglichen Erbschaft. Viel spannender ist doch, ob es dort möglicherweise noch Menschen gibt, die zu meiner Familie gehören. Was ist eigentlich mit uns? Sind wir so etwas wie eine Familie?«
»Amata ist unsere gemeinsame Halbschwester.«
»Aber wir sind nicht miteinander verwandt.«
»Nein, wir sind wie zwei Inseln, die durch eine Brücke verbunden sind.«
»Brücken lassen sich einreißen.«
»Was uns die Freiheit lässt zu entscheiden, ob Amata uns verbindet oder trennt.«
»Kanntest du mich, ich meine, als ich noch ein Baby war?«, sprach sie schnell weiter, als sie spürte, wie er sie mit seinem Blick taxierte. So als wollte er herausfinden, für welche Variante sie sich entscheiden würde.
»Dein Geschrei und Gebrabbel ging mir fürchterlich auf die Nerven«, gestand er ihr. »Amata aber war ja schon vierzehn, als du geboren wurdest. Für sie warst du das größte Geschenk. Sie hat dich ständig herumgeschleppt. Damit sie mich nicht ganz hinten anstehen ließ, habe ich so getan, als würde ich dich auch niedlich finden. Ich habe mich sogar dazu herabgelassen, mit dir zu spielen und dir die Windeln zu wechseln.«
»Das hast du nicht getan!«
»Doch, und damit habe ich so richtig bei Amata gepunktet. Ich meine, es ist auch keine Kunst, Klebestreifen auf, Windel weg –«
»Danke, es reicht«, unterbrach sie ihn, weil sie sich den Rest nicht vorstellen wollte. »Gibt es noch Fotos von den Höfen, die hier einmal standen?«, lenkte sie ihn auf ein anderes Thema.
»Mein Vater hat sicher noch welche. Ich kann ihn danach fragen.«
»Ich komme darauf zurück. Sieh mal, kennst du die?«, fragte sie ihn und zog Amatas Kette aus ihrer Hosentasche.
»Robert Weingard hat sie für Amata angefertigt, als sie ihm das Edelweiß zeigte. Euer Großvater, Bettis Vater, hatte es ihr aus den Bergen mitgebracht. Ich erinnere mich noch genau daran, weil Amata die Kette sehr viel bedeutete. Robert Weingard hat sie ihr kurz vor ihrem Tod geschenkt.«
»Ich dachte mir schon, dass sie eine Arbeit meines Vaters ist.«
»Du solltest sie tragen, Christine.« Rick nahm ihr das Schmuckstück aus der Hand. Er streifte ihr Haar zur Seite, legte die zierliche Kette behutsam um ihren Hals und verschloss sie in ihrem Nacken. Seine Berührung war so zärtlich, sie konnte die Erregung über seine Nähe kaum unterdrücken.
»Möchtest du jetzt den Keller sehen?«, fragte er.
»Unbedingt.«
»Gut, dann komm.« Rick löste eine Stange aus der Metallführung und öffnete die Luke.
»Ganz schön dunkel da unten«, stellte Christine fest, als sie nur die oberste Stufe einer Metallleiter erkennen konnte.
»Verlass dich auf dein Gespür.«
»Licht wäre mir lieber.«
»Mehr kann ich dir leider nicht bieten.« Er zündete sein Feuerzeug an und richtete die Flamme auf den Einstieg.
»Danke, das reicht schon.«
»Die Leiter ist inzwischen an der Wand befestigt. Das hat Denninger gleich nach dem Unglück veranlasst«, erklärte ihr Rick, als sie sich am Einstieg abstützte und vorsichtig auf die erste Stufe trat.
»Das macht es natürlich viel leichter«, seufzte sie nicht wirklich überzeugt, umfasste die Seitenstreben der Leiter und stieg mit weichen Knien in den Keller.
»Geschafft!« Erleichtert atmete sie auf, als sie den feuchten sandigen Boden unter ihren Füßen spürte.
»Nicht erschrecken, ich schließe jetzt die Luke, damit uns kein neugieriger Fuchs überrascht. Dann komme ich zu dir runter«, hörte sie Rick sagen. Im selben Moment verlosch die Flamme des Feuerzeugs und die Luke fiel zu.
Christine lehnte an der kühlen Steinwand und lauschte auf Ricks Tritte, die schnell und gleichmäßig waren. »Gibt es wenigstens hier unten Licht?«, fragte sie ihn, als er so dicht vor ihr stand, dass sie glaubte, sein Herz schlagen zu hören.
»Wir werden schon ein
Weitere Kostenlose Bücher