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Wenn der Acker brennt

Wenn der Acker brennt

Titel: Wenn der Acker brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Maerker
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war zu spät, Amata war bereits tot?« Christine kämpfte mit den Tränen. Sie empfand eine tiefe Trauer über den Tod ihrer Halbschwester.
    »Mein Vater und ich suchten verzweifelt nach einem Zugang, aber wir fanden keinen. Als die Feuerwehr kurz darauf eintraf, stürzten die Wände der Scheune schon in sich zusammen.«
    »Haben sie Amata gefunden?«
    »Sobald die Flammen es zuließen, durchkämmten sie das ehemalige Gebäude. Ich sagte ihnen, dass sie nach dem Keller suchen müssten, aber sie wussten nichts von einem Keller, also suchten sie auch nicht danach. Sie hielten mich für einen verängstigten und verwirrten Jungen, der unter Schock stand. Und doch hieß es ein paar Minuten später, sie hätten Amata gefunden. Mein Vater brachte mich sofort nach Hause, weil er mir den Anblick ersparen wollte. Sie habe es nicht geschafft, das war das Einzige, was er später zu mir sagte, dann weinte er. Es war das erste Mal, dass ich ihn weinen sah. Ich war es gewohnt, dass mein Vater sich betrank, wenn er Kummer hatte, aber weinen hatte ich ihn noch nie gesehen. Der Anblick war kaum zu ertragen.«
    »Aber die Tote, die sie gefunden hatten, war nicht Amata, richtig?«
    »Nein, die Frau war vermutlich eine Landstreicherin, die in der Scheune hatte übernachten wollen. Das war der offizielle Wortlaut, nachdem man sie ein paar Tage später obduziert hatte.«
    »Die Frau trug eine gelbe Jacke, oder?« Christine erinnerte sich an Ricks Beobachtung, als er die Scheune durch das Fenster verlassen hatte.
    »Richtig, aber das wurde erst in der Gerichtsmedizin festgestellt. Das Feuer hatte nicht viel von ihr übrig gelassen.«
    »Wann haben sie Amata gefunden?«
    »Als Georg Denninger am nächsten Morgen zurückkam und erfuhr, was passiert war, stürmte er sofort los. Irgendjemand hatte den Keller erwähnt, von dem ich phantasiert hätte, um mir Hoffnung zu machen, dass Amata sich dort vielleicht vor dem Feuer in Sicherheit gebracht hätte.
    Es stellte sich heraus, dass das Buffet, das vorher unter dem Fenster gestanden hatte, auf die Kelleröffnung gefallen war. Die verkohlten Bretter hatten den Zugang verdeckt. Als sie Amata fanden, sah sie aus, als würde sie schlafen. Sie ist an einer Rauchvergiftung gestorben. Die zweite Öllampe, die im Keller geblieben war, lag zerbrochen auf dem Boden. Sie hatte mit dem Brand nichts zu tun.«
    »Arme kleine Amata«, flüsterte Christine und wischte mit der Hand ihre Tränen fort.
    »Manchmal wache ich nachts auf, weil ich ihr Gesicht vor mir sehe. Ich will mit ihr sprechen, sie um Verzeihung bitten, aber sie kann mich nicht hören. Dann verschwindet sie wieder hinter dichtem schwarzen Rauch und ich höre ihre Hilfeschreie.«
    »Du bist nicht für das Feuer verantwortlich. Außerdem warst du sicher, dass man Amata schon tot gefunden hatte. Warum also hättest du noch weitersuchen sollen?«
    »Ich hätte ihnen von der Vogelscheuche erzählen sollen, die ich glaubte, gesehen zu haben.«
    »Du warst acht Jahre alt, Rick. Du konntest nicht jede Einzelheit bedenken. Auch Erwachsene hätten in solch einer Lage nicht anders gehandelt. Das weißt du.«
    »Trotzdem kann ich mir nicht verzeihen.«
    »Hast du der Polizei von dem Mann mit dem Rucksack erzählt?«
    »Ja, natürlich.«
    »Auch von dem Geld, das du gesehen hast?«
    »Das haben sie nicht ernst genommen. Alle sprachen doch damals von dem Geldraub am Tag zuvor. Der Polizeipsychologe, der bei meiner Befragung dabei war, behauptete, dass die Geschichte mit dem Rucksack mein Ventil sei, um mit meinen Schuldgefühlen fertig zu werden. Der Pfarrer sah sich sogar dazu berufen, vor versammelter Gemeinde zu erklären, ich hätte mich in eine Phantasiewelt zurückgezogen, um den Schock zu verarbeiten.«
    »Aber Georg Denninger hat dir geglaubt.«
    »Ja, ich weiß. Meine Mutter hätte es sicher auch getan, aber sie war in ihre eigene Traumwelt abgetaucht.«
    »Wann hast du von dem Unfall deiner Mutter erfahren?«
    »Erst am nächsten Morgen. Der Notarzt, der zur Scheune kam, hatte mir eine Beruhigungsspritze gegeben. Sie wollten, dass ich erst einmal schlafe, bevor ich realisieren konnte, was alles geschehen war.«
    »Ich wage nicht, mir vorzustellen, wie du dich gefühlt haben musst. Du warst doch noch so jung und hast in einer Nacht gleich zwei geliebte Menschen verloren.«
    »Ja, es war heftig.« Als er sie anschaute, sah sie, dass seine Wimpern feucht waren. »Kurz danach zogen wir in die Toskana. Ein Freund meines Vaters verkaufte uns sein Weingut.

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