Wenn der Acker brennt
Er beschloss, Franz Burger einen Besuch abzustatten, um sich zu erkundigen, wie weit die Ermittlungen im Fall Denninger fortgeschritten waren.
Burgers BMW stand vor dem Polizeirevier. Jeremias war gespannt, wie Sinachs leitender Kommissar ihn empfangen würde. Auch wenn die Leute im Dorf noch ahnungslos waren, konnte er nicht ausschließen, dass der Polizei inzwischen Erkenntnisse vorlagen, die sich nachteilig für ihn erweisen könnten.
»Grüß Gott, meine Herren, irgendwelche Neuigkeiten?«, fragte er, als er scheinbar locker und entspannt das Revier betrat.
»Was hast du denn gemacht?« Toni Renner hatte gesehen, dass sein Onkel humpelte.
»Nur das Knie verdreht.«
»Wenn du für irgendetwas Hilfe brauchst, dann sagst du mir aber Bescheid.«
»Toni, es ist gut, ich bin kein Invalide.«
»Freilich nicht, Onkel Jeremias«, antwortete Toni kleinlaut.
»Es gibt tatsächlich Neuigkeiten.« Franz Burger beobachtete Jeremias, der auf dem Besucherstuhl vor seinem Schreibtisch Platz nahm.
»Ich höre.«
»Zudem gab es einige Suchanfragen dich betreffend. Wo warst du den ganzen Tag?«
»Ich weiß zwar nicht, was dich das angeht, aber die Geschäfte gehen weiter trotz der tragischen Ereignisse. Ich war mit der Cessna on Tour. Ein Rundflug hat schon so manchen unentschlossenen Investor überzeugt«, erklärte Jeremias lächelnd. Es war besser zuzugeben, dass er mit dem Flugzeug unterwegs gewesen war. So blieben ihm weitere Fragen erspart, sollte die Sinacher Polizei im Laufe ihrer Ermittlungsarbeit auf seinen kleinen Ausflug stoßen. »Also, was ist mit den Neuigkeiten?«, hakte er nach.
»Es gab zwei Opfer auf dem Denningerhof«, klärte Burger ihn auf.
»Das habe ich schon gehört. Es heißt, Georg und der zweite Mann seien erschossen worden.«
»Der zweite Mann war Manni Schwabe.«
»Schwabe, tatsächlich? Das ist wirklich eine Neuigkeit. Was wollte der Kerl denn von Denninger?«, gab sich Jeremias überrascht.
»Das wissen wir noch nicht. Aber eins haben wir bereits geklärt.«
»Und das wäre?«
»Wir dachten zunächst, Georg und Schwabe hätten sich gegenseitig umgebracht.«
»Haben sie nicht?« Jeremias’ Verblüffung war diesmal nicht gespielt. Sein Arrangement schien nicht ganz so perfekt gewesen zu sein, wie er geglaubt hatte.
»Wir sind davon überzeugt, dass noch eine dritte Person im Spiel gewesen sein muss«, fuhr Burger fort.
»Irgendein Hinweis, wer diese Person sein könnte?«
»Bisher nicht. Aber mich beschäftigt noch etwas anderes. Ich denke, dass die unbekannte Tote in Denningers Scheune möglicherweise etwas mit dem Geldraub von 1982 zu tun hatte.« Auch wenn sie bei der Frau keinen Ring gefunden hatten, würde er seinen Verdacht nicht gleich aufgeben.
»Wie kommst du darauf?«
»Ricks Geschichte über den Geldrucksack, Schwabes Besuch auf dem Denningerhof – und jetzt kommt das Interessanteste –, auf Denningers Hof hat zu jener Zeit eine gewisse Judith Bischoff gearbeitet, die aus demselben Dorf wie Schwabe stammte. Es könnte doch sein, dass sie die unbekannte Tote war und mit Schwabe gemeinsame Sache gemacht hat.«
»Eine gewagte Vermutung. Nur weil sie aus demselben Dorf stammte wie dieser Geldräuber, muss sie nicht ebenso kriminell sein.« Er hatte es befürchtet. Irgendwann würde Burger den Scheunenbrand mit den Morden verbinden. Er war einfach ein zu guter Spürhund.
»Aber an einen Zufall will ich auch nicht wirklich glauben. Leider konnte ich keine Verwandten von Judith Bischoff ausmachen, die mir etwas über ihren Verbleib hätten sagen können«, legte Burger nach. »Kanntest du sie?«
»Flüchtig. Soweit ich mich erinnere, hatte sie damals bei Denninger gekündigt und war weitergezogen. Was bedeutet, dass du auf dem Holzweg bist. Aber mal angenommen, die Frau, wer auch immer sie war, gehörte zu den Räubern, wo hat sie dann das Geld hingeschafft?« Jeremias musste wissen, welche Phantasien noch im Kopf des Kommissars herumgeisterten.
»Vielleicht hat sie es nur in die Scheune gebracht und dort gelagert?«
»Und wer hat es geholt? Ein vierter Täter? Am Ende läuft es noch auf eine ganze Bande hinaus.« Vielleicht war es keine so schlechte Idee, die Sache ins Absurde zu steigern, dachte Jeremias.
»Nein, es gab nur drei Täter«, meldete sich Toni Renner zu Wort. »Schwabe und Müller haben den Geldtransporter ausgeräumt, die Frau hat das Geld auf dem Denningerhof versteckt. Sie wollte in der Scheune übernachten und wurde von dem Brand überrascht.
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