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Wenn der Acker brennt

Wenn der Acker brennt

Titel: Wenn der Acker brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Maerker
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jagst du denn in der Dunkelheit? Gespenster?«, wunderte er sich, als er den Polizisten erkannte, der die Kelle aus dem Fenster streckte und sie zum Anhalten zwang.
    Toni Renner überging Joes Frage, stieg aus dem Polizeiwagen und baute sich neben der Fahrerseite des Traktors auf. »Hast du eine junge Frau gesehen, Bernbacher? Mittelgroß, schlank, dunkles Haar, Jeans, rotes Oberteil?«
    »Ist dir deine neue Freundin weggelaufen?«
    »Die Sache ist kein Spaß, Bernbacher. Es geht um eine polizeiliche Ermittlung. Die Dame ist heute aus dem Krankenhaus verschwunden.«
    »Hat die Gesuchte etwas mit den Morden auf dem Denningerhof zu tun?«
    »Möglich«, tat der junge Polizist wichtig.
    »Hast du das gehört?«
    »Mit wem sprichst du?«, fragte Toni Renner, als Joe seinen Kopf nach rechts wandte, aber gleich wieder zurückzuckte, weil da niemand mehr war.
    »Ich spreche mit dir, Renner, natürlich! Hast du gehört, dass die Leute darüber spekulieren, ob das Geld aus dem Raubüberfall von vor dreißig Jahren noch irgendwo hier vergraben ist?«, zog sich Joe Bernbacher aus der Affäre.
    »Die Leute spekulieren halt gern.«
    »Freilich. Also dann, gute Nacht.«
    »Ja, gute Nacht.« Sichtlich enttäuscht stieg Toni Renner wieder in seinen Wagen und fuhr im Schritttempo weiter durch Sinachs Straßen.
    »Hey, Mann, bist du noch irgendwo?«, flüsterte Joe und horchte in die Dunkelheit hinaus, aber es kam keine Antwort mehr. »Hast dich wohl heimlich aus dem Staub gemacht.« Joe Bernbacher zuckte die Achseln, steckte sich eine Selbstgedrehte an und tuckerte gemütlich weiter.

41
    Christine war kurz eingenickt. Das Beruhigungsmittel, das sie ihr im Krankenhaus verabreicht hatten, wirkte anscheinend noch nach. Als sie wieder zu sich kam, war es dunkel. Der Geruch nach kaltem Weihrauch, der in der Kirche hing, erinnerte sie daran, wo sie war und was sie vorhatte. Sie stand auf und rollte ein paarmal die Schultern, um die Verspannungen zu lösen, die sie dem harten Holzfußboden verdankte, auf den sie sich gekauert hatte. Es graute ihr davor, was sie tun wollte, aber sie durfte nicht davonlaufen. Sie war es Amata und Rick schuldig, für die Wahrheit zu kämpfen.
    Im Geräteraum holte sie eine Schaufel, klemmte sie sich unter den Arm und eilte über den Friedhof zu Amatas Grab. Auf der Straße bemerkte sie ein flackerndes Licht. Es gehörte zu dem beleuchteten Bagger der Firma Rimbar-Bau, der vor dem Eingang abgestellt war. Amatas Grab und einige andere in der Reihe waren mit roten Bändern abgesperrt, ein Teil der Erde auf den Gräbern war bereits zur Seite geschaufelt. Christine musste nicht lange überlegen, was das zu bedeuten hatte. Rimbar wollte die Gräber einebnen lassen. Sie riss das Band, das Amatas Grab umgab, von seinen Haltestangen und rammte die Schaufel in die Erde. Die Vorarbeit des Baggers und der durch den Regen aufgeweichte Boden würden ihr die Arbeit erleichtern. Sie stemmte ihren Fuß auf das Blech der Schaufel und drückte es wieder und wieder in die Erde. Schon bald stieß sie auf einen Widerstand. Ihr Herz klopfte schneller, und der Schweiß tropfte von ihrer Stirn, als die Schaufel über Holz kratzte.
    »Gute Arbeit.«
    Erschrocken fuhr sie herum. Sie hatte seine Stimme sofort erkannt. Er lehnte an einer Tanne neben dem Grab, eine Taschenlampe unter dem Arm, und zündete sich eine Pfeife an. Ein würziger Kräuterduft zog zu ihr herüber. Rimbars Erscheinen versetzte Christine in eine Art Schockstarre. Ihr Plan war gescheitert, sie musste sofort weg von hier, war aber nicht in der Lage, sich zu rühren.
    »Was hast du vor, Mädchen?«, duzte er sie jetzt unvermittelt. »Amata war deine Halbschwester. Willst du dir wirklich den Anblick ihres von Würmern zerfressenen Skeletts antun?«
    »Ich weiß, was mich erwartet«, antwortete Christine und schaute auf den verrotteten Sarg, dessen eine Ecke im Boden erkennbar war.
    »Sicher?«
    »Woher wussten Sie, dass ich hier bin?« Und was tue ich, um von hier wieder unbeschadet wegzukommen?, dachte sie, während sie bedauerte, dass sie auf Ricks Warnung nicht gehört hatte.
    »Das Papiertaschentuch mit der Zeichnung. Leni trägt es mit sich herum. Ich konnte einen Blick darauf werfen.« Jeremias trat aus dem Schatten des Baumes heraus und betrachtete sie mit einem abschätzenden Lächeln.
    »Was ist mit Leni?« Hatte sie das Mädchen etwa doch in Gefahr gebracht?
    »Ihr geht es gut, immerhin warst du klug genug, sie nicht ins Vertrauen zu ziehen. Grab weiter, wir

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