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Wenn der Eukalyptus blüh dorothea1t

Wenn der Eukalyptus blüh dorothea1t

Titel: Wenn der Eukalyptus blüh dorothea1t Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: peterson
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sich nicht die Mühe gemacht hat, mit ihnen zu sprechen.«
    » Und wie willst du dich mit ihnen unterhalten? Du sprichst ihre Sprache nicht. Von dem ganzen Stamm ist King George der Einzige, der sich auf Englisch einigermaßen verständigen kann, und ob er der Richtige ist, um dir zu dolmetschen, wage ich zu bezweifeln. Die Frauen wagen ohne seine Erlaubnis nicht einmal, auch nur den Mund aufzumachen, und selbst wenn: Wie willst du sicher sein, dass sie das gesagt haben, was er dir übersetzt?«
    Robert hatte recht. Es war für sie nahezu unmöglich, mit den Ngarrindjeri-Frauen in Kontakt zu kommen. Anders als die Kaurna, von denen zumindest diejenigen, die sich in der Umgebung von Adelaide aufhielten, mehr oder weniger Englisch verstanden und sprachen, hatten die Ngarrindjeri am Murray River wenig Kontakt mit Weißen.
    » Also gut«, gab sie nach. » Vielleicht sollte ich zuerst ihre Sprache erlernen. Aber auch dazu müsste ich in ihr Lager.«
    » Das kommt gar nicht infrage. Zurzeit kann ich niemanden abstellen, um dich zu begleiten, und außerdem ist es noch viel zu früh für dich, wieder mit dem Reiten anzufangen. Tante Arabella meinte, mindestens sechs Wochen solltest du alle Erschütterungen wie Reiten und Kutschfahrten vermeiden.«
    » Offenbar ist mir völlig entgangen, dass Lady Chatwick eine medizinische Kapazität ist«, sagte Dorothea mürrisch. » Ich bin keineswegs krank– auch wenn alle so tun als ob. Mrs. Perkins kocht mir ständig ihre grässlichen Suppen, Trixie schleicht mit feuchten Hundeaugen um mich herum, und selbst Heather ist so brav, dass es langsam unheimlich wird. Wann werdet ihr endlich aufhören, mich zu betütteln?«
    » Ich verstehe, dass es für dich ziemlich langweilig sein muss, ans Haus gefesselt zu sein.« Robert rieb sich geistesabwesend die Augen. » Es tut mir sehr leid, dass ich mich nicht mehr um dich kümmern kann. Aber zurzeit geht es wirklich nicht.« Wie alle auf Eden-House wusste auch Dorothea, dass die Schafschur absolute Priorität hatte. In den letzten Tagen war ihr Mann in Begleitung Sams von Sonnenaufgang bis spät in die Nacht unterwegs gewesen. Wenn er danach völlig verdreckt und übermüdet ins Bett fiel, konnte sie nur noch seinem leisen Schnarchen lauschen. Auch jetzt konnte er kaum noch die Augen offen halten. Die dunklen Schatten der Müdigkeit waren unübersehbar. Schwerfällig hinkte er zum Waschtisch. Er war kaum noch fähig, sich auf den Beinen zu halten.
    Auf einmal schämte Dorothea sich. Der arme Robert war am Ende seiner Kräfte, und sie hatte nichts Besseres zu tun, als ihre Unzufriedenheit an ihm auszulassen. » Setz dich. Ich helfe dir mit den Stiefeln«, sagte sie leise und drückte ihn auf die Bettkante. » Und dann hole ich dir dein Essen.« Da er nie zu den üblichen Dinnerzeiten anwesend war, stand für ihn stets ein liebevoll zubereiteter Imbiss in der Speisekammer bereit. Mrs. Perkins hatte sich bereits für die Nacht zurückgezogen, aber Dorothea kannte sich inzwischen in ihrer geheiligten Küche gut genug aus, um rasch noch einen Krug Ale zu zapfen, ehe sie das nächtliche Essen hinauftrug. Als sie das Zimmer wieder betrat, lag ihr Mann rücklings auf dem Bett ausgestreckt und schlief wie ein Toter. Er wachte nicht einmal auf, als sie ihn bequemer bettete und die Steppdecke über ihn zog. Dorothea drückte impulsiv einen Kuss auf seine stopplige Wange, deckte die Serviette über das kalte Roastbeef und ging auf Zehenspitzen hinüber in ihr Zimmer.
    Am nächsten Morgen war er verschwunden, ebenso das Fleisch und das Brot. Nicht einmal das abgestandene Bier hatte er verschmäht.
    Um sich abzulenken und zu beschäftigen, hatte sie begonnen, das einzige Abendkleid Claires, das ihr gefiel, für sich umzunähen: eine schlichte, überaus elegante Robe aus nachtblauer Seide. Wann sie sie tragen sollte, wusste sie selbst noch nicht. Aber es machte ihr Freude, dabei von Tanzgesellschaften zu träumen. Wie sie sich im Kerzenschein wiegte, Komplimente erhielt und vielleicht ein bisschen flirtete. Nur ein bisschen. Ein ganz kleines bisschen. Gerade so, dass sie wieder ein wenig Herzklopfen verspürte.
    Robert war der rücksichtsvollste, beste Ehemann, den man sich vorstellen konnte. Seit dem Unfall, wie er genannt wurde, schliefen sie getrennt, jeder in seinem Zimmer. Zärtlichkeiten erschöpften sich in einem keuschen Kuss auf die Stirn. Sie sollte ihm für seine Zurückhaltung dankbar sein. Nur wenige Frauen hatten ein solches Glück wie sie.

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