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Wenn der Eukalyptus blüh dorothea1t

Wenn der Eukalyptus blüh dorothea1t

Titel: Wenn der Eukalyptus blüh dorothea1t Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: peterson
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allmählich in Vergessenheit geraten.
    Dorothea waren die Einzelheiten noch beunruhigend präsent, die damals über das Maria-Massaker kursierten. Bereits damals hatte man sich nicht erklären können, was die bisher friedlichen Stämme dazu bewogen hatte. Einzelne Stimmen hatten die Vermutung geäußert, ein Außenstehender hätte die Stimmung so weit aufgeheizt, dass die jungen Männer in einen Blutrausch verfallen wären. Aber wer hätte das sein sollen? In Ermangelung konkreter Verdachtsmomente war diese Theorie rasch in der Versenkung verschwunden.
    Auch sie hatte sie nicht ernst genommen.
    Schwindlig und elend tastete sie sich den Gang zurück. Die Versuchung, seine augenblickliche Schwäche auszunutzen und zu fliehen, war beinahe übermächtig. Nur weg von hier, von ihm!
    Andererseits war ihr nur zu klar, dass sie nicht die geringste Chance hatte, ihm zu entkommen. Selbst wenn sie stramm marschierte, würde er keine Probleme haben, sie einzuholen. Dann würde er seine Drohung wahrmachen und ihr die Zehen abschneiden. Und vermutlich wäre das nicht das Einzige, was er ihr antun würde.
    Sie musste einen günstigen Moment abwarten, um ihn zu überwältigen und zu töten. Eine andere Möglichkeit gab es nicht. Wenn sie nur daran gedacht hätte, ihr Wurfmesser mitzunehmen! Aber was nützte es jetzt, sich Vorwürfe zu machen? Hastig machte sie sich daran, die Wohnhöhle zu untersuchen. Es war ein ungünstiger Umstand, dass die Eingeborenen nur Speere und Keulen als Waffen benutzten. Mit einem wirri, einem Schwirrholz zur Vogeljagd, das in einem der Netze steckte, konnte man einem ausgewachsenen Mann höchstens eine kleine Beule zufügen. Auch die Steinklingen, die sie zum Zerlegen von Tieren benutzten, taugten nicht, um sie einem Menschen in Rücken oder Brust zu stoßen. Wenn sie wenigstens etwas Ahnung von Giften gehabt hätte!
    Vor Frustration und Verzweiflung stiegen ihr die Tränen in die Augen.
    » Du hast das Feuer ausgehen lassen.« Sie hatte nicht gehört, wie er näher gekommen war. Er stand jetzt dicht hinter ihr, und sie wich instinktiv zur Seite, weil sie einen weiteren Stich seiner Speerspitze befürchtete. Als er sich nicht rührte, sah sie erstaunt auf. Sein Gesicht wirkte grau und eingefallen. Um Jahre gealtert. Auch seine Körperhaltung war eher die eines Greises. Auf seinen Speer gestützt wie auf einen Stock, sah er in diesem Moment eher bemitleidenswert als gefährlich aus. Nicht wie der Mann, der Sams Kopf dort hinten im Berg räucherte.
    Konnte sie es wagen, ihn sehr, sehr vorsichtig danach auszuhorchen?
    Ohne sie zu beachten, sank er, immer noch auf seinen Speer gestützt, neben der Feuerstelle auf ein Knie. Vorsichtig schob er kleine Stöckchen und trockene Rindenstücke in die Asche, beugte sich darüber und blies hinein, bis es tatsächlich knisterte und erste Flämmchen aufzuckten.
    » Geh Holz holen!« Seine Stimme hatte angestrengt geklungen, als bereiteten ihm selbst kurze Sätze Mühe. Ob das von dem beißenden Rauch kam, den er stundenlang eingeatmet hatte?
    Aus dem Dunkel des Eingangstunnels warf sie einen kurzen Blick zurück und sah ihn, den Kopf in den Nacken gelegt, direkt aus dem Wassersack trinken, als sei er am Verdursten.
    Draußen blickte sie sich um. Es war lange her, dass jemand sie Holz holen geschickt hatte. Aber der Boden war übersät mit trockenen Ästen und Rindenstücken. Es würde keine mühselige Aufgabe werden. Vielleicht konnte sie die Zeit nutzen, um sich ein wenig zu orientieren. Jetzt wünschte sie, sie hätte sich die Karte in Roberts Kontor genauer eingeprägt. Sie hatte sich hauptsächlich für den Verlauf des Murray River interessiert und den Bergzügen westlich von ihm nur wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Wenn sie sich die Karte vergegenwärtigte, musste der mächtige Flusslauf im Osten liegen. Dem schmalen Rinnsal der Quelle folgend, hoffte sie, einen Blick auf seine glitzernde Fläche zu erhaschen. Aber so sehnsüchtig sie auch durch die lichten Baumkronen spähte: Es war keine Spur von dem Strom zu entdecken. Nichts als Wald und Gestrüpp.
    Niedergeschlagen machte sie sich auf den Rückweg. Als sie, beladen mit ihrer Last, wieder zu ihm kam, saß er mit geschlossenen Augen an seinem üblichen Platz. Er rührte sich auch nicht, als sie das Holzbündel zu Boden gleiten ließ.
    » Die Geister sprechen nicht mehr klar zu mir«, sagte er so unvermittelt, dass sie das Scheit, das sie eben auflegen wollte, vor Schreck fallen ließ. » Es ist nicht so, wie

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