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Wenn der Eukalyptus blüh dorothea1t

Wenn der Eukalyptus blüh dorothea1t

Titel: Wenn der Eukalyptus blüh dorothea1t Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: peterson
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saugten jeden Eindruck auf: den dezenten Geruch von Irispuder, den scharfen von Brandy, darunter eine kaum wahrnehmbare Moschusnote und ein Hauch Schweiß. Als er die Arme ausstreckte, ihre Hände ergriff und sie aus dem Stuhl hochzog, wunderte sie sich, wie unsicher sie auf den Beinen stand. Aber schon im nächsten Moment war das völlig gleichgültig. Somerhill hielt sie so fest an seine Brust gedrückt, dass sie auch nicht umgefallen wäre, wenn sie völlig den Dienst versagt hätten.
    » Sieh mich an«, befahl er, immer noch mit dieser fremden, aufregenden Stimme, die ihr Schauer über den Rücken jagte. Sie gehorchte und sah scheu zu ihm auf. Somerhill war einen guten Kopf größer als sie, sie musste den Kopf in den Nacken legen, um ihm wirklich in die Augen zu sehen. Auch sein Lächeln war anders. Fast jagte es ihr Angst ein.
    » Braves Mädchen«, sagte er mit belegter Stimme und senkte den Kopf. Instinktiv schloss Dorothea die Augen, aber statt der erwarteten Leidenschaft hauchte er federleichte Küsse auf ihre Stirn und Schläfen. Zart wie Schmetterlingsflügel glitten seine Lippen über ihre Haut; kaum spürbar und doch so präsent, dass sie alles um sich herum vergaß und zitternd vor Ungeduld nur noch darauf wartete, dass er endlich Ernst machte.
    Als sein Mund sich über ihrem schloss, wurde sie überrascht von dem Strudel der Gefühle, den sein Kuss auslöste. Nichts hatte sie darauf vorbereitet, dass die Welt um sie herum sich zu drehen beginnen würde. Sie umschlang Miles Somerhills sehnigen Körper fester, was ihn dazu ermutigte, den Kuss zu vertiefen. Die intensive Berührung verdrängte jede andere Empfindung. Alles, was noch zählte, war dieses schwindelerregende Einswerden ihrer Münder. Mit einem kehligen Stöhnen protestierte sie dagegen, dass er plötzlich den Kopf hob und sich von ihr löste.
    » Pscht, Kleines, es kommt jemand«, flüsterte er, während er sie flink auf ihren Schreibtischstuhl drückte und nach einem der Papiere griff, die überall verstreut lagen.
    » Ähm, ich würde vorschlagen, Sie konzentrieren sich also lieber auf die unverfänglichen Teile wie die Jagd, das Sammeln und solche Sachen«, sagte er in leicht gelangweiltem Tonfall, als auch schon die Tür aufgerissen wurde.
    » Wie kommt ihr beiden voran? Kann ich es für die nächste Ausgabe einplanen?«, erkundigte sich der Chefredakteur, ohne Dorotheas roten Wangen und der verrutschten Krawatte von Somerhill die geringste Aufmerksamkeit zu schenken.
    » Alles bestens, Sir. Ich habe Miss Schumann nur gerade empfohlen, die Damen vom Zirkel mit den anstößigen Details des Eingeborenenlebens zu verschonen.«
    » Wozu sind wir eigentlich ans Ende der Welt gezogen, wenn wir dann nicht den Mut haben, neue Wege zu gehen?«, brummte Stevenson, mehr zu sich selbst. » Sie haben mein volles Vertrauen, mein Junge«, sagte er laut und musterte das Durcheinander. » Übrigens, ehe ich es vergesse: Nächste Woche hält unser exzentrischer Professor Menge wieder einmal einen Vortrag bei der Literarischen Gesellschaft. Davon hätte ich gerne einen zweispaltigen Bericht.« Er hob einen Zeigefinger wie ein gestrenger Oberlehrer. » Zwei Spalten. Nicht mehr und nicht weniger.« Er fixierte Dorothea mit scharfem Blick, die gerade überlegte, ob er ihr etwas ansah. Stattdessen fragte er: » Wann ist diese Hochzeit terminiert?«
    » Am 27. Januar«, sagte sie nach kurzem Zögern. Ihm war offenbar nichts aufgefallen.
    » Gut, richten Sie sich schon mal auf eine Sonderausgabe ein. Ich will alles drinhaben: Kleid, Schuhe, Hut, na, eben der ganze Weiberkram. Das wird das gesellschaftliche Ereignis der Saison. Und der Höhepunkt Ihrer Artikelreihe. Ich erwarte, dass Sie Ihr Bestes geben, Miss Schumann.« Er nickte ihnen zu und war gleich darauf wieder verschwunden.
    » Hättest du Lust, mich zu diesem Vortrag zu begleiten?«, fragte Miles Somerhill. » Dass es unterhaltsam wird, kann ich dir nicht versprechen– es sei denn, du hast eine geheime Leidenschaft für Mineralien und Bodenproben–, aber ich würde zu gerne einen ganzen Abend in deiner Gesellschaft verbringen.«
    Augenblicklich sagte Dorothea zu. Wenn es auch nicht haargenau der Wahrheit entsprach, konnte sie ihren Eltern doch erklären, dass es sich bei dieser Verabredung um eine durch ihre neuartige Berufstätigkeit bedingte, rein geschäftliche Angelegenheit handelte. Tatsächlich erwies sich als unerwartet großes Hindernis für den gemeinsamen Abend ausgerechnet ihr Bruder

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