Wenn der Eukalyptus blüh dorothea1t
Schämst du dich nicht?«
» Ich verschwinde nicht«, hatte sie protestiert. » Natürlich ist es ziemlich unglücklich so, aber ich kann doch nichts dafür, dass Robert seine kleine Tochter nicht zu lange dort draußen in der Wildnis alleine lassen will.« Inzwischen glaubte sie schon fast selber daran, dass die hastige Eheschließung einzig und allein der Sorge um Heather zuzuschreiben war. » Das Mädchen ist noch klein. Es braucht dringend eine Mutter.«
Karls Augen hatten sich zu Schlitzen verengt, und voller Verachtung sagte er: » Ach, was soll’s? Du hast dich ja sowieso schon längst entschieden.« So verständlich sein Ärger war– wie groß wäre er erst gewesen, wenn er die Wahrheit gewusst hätte?
Es belastete sie, dass ihre Geschwister glaubten, dass sie des Geldes wegen heiratete. Aber das war immer noch besser als der wirkliche Grund. Mit der Zeit würde ihr Zorn sich legen, und sie würden wieder zu ihrem guten Verhältnis zurückfinden, tröstete sie sich. Sobald ihre Schwangerschaft offensichtlich wäre, würden sie ihr schon verzeihen. Dann würde alles gut werden.
Plötzlich fand sie sich vor dem Altar wieder, und Reverend Howard intonierte die zeremonielle Frage: » Willst du…«
» Ja, ich will«, antwortete sie mit fester Stimme. Es gab keinen Weg mehr zurück. Sie hatte ihre Entscheidung getroffen, und jetzt musste sie dazu stehen. Der schwere Goldreif, den Robert Masters ihr auf den Finger schob, fühlte sich so kalt an, dass sie unwillkürlich erschauerte. Auch ihre Hände waren eisig, als sie ihm seinen Ehering ansteckte. Lieber Gott, bitte, lass ihn nichts merken, flehte sie stumm, und ich schwöre dir, dass ich alles tun werde, um ihm eine gute Ehefrau zu sein!
Masters’ erster Kuss als Ehemann war so zart, dass sie kaum spürte, wie seine Lippen ihre berührten. » Keine Angst, ich werde dich zu nichts drängen«, murmelte er an ihrem Ohr und fasste nach ihrer Hand, um sie in seine Armbeuge zu legen. » Komm, Liebes, die Gäste warten.«
In Robert Masters’ bevorzugtem Hotel in der King William Street war ein opulenter Stehempfang vorbereitet worden. Überrascht registrierte Dorothea die Menge der Gratulanten, die sich drängte, ihre Glückwünsche zu überbringen. Selbst Mr. Stevenson, der Chefredakteur vom Register, war darunter und bemerkte eine Spur brummig: » Dass Sie mal als biedere Ehefrau enden würden, hätte ich nicht von Ihnen gedacht. Na, trotzdem alles Gute, und wenn es da unten was Interessantes gibt– ich habe immer ein offenes Ohr für Ihre Berichte!«
Die meisten der Anwesenden kannte sie nicht. Dem Äußeren und der recht unverblümten Sprache nach zu urteilen, waren es zum großen Teil Viehzüchter.
» He, Masters, alter Junge! Ihr Diener, Ma’am.« Ein Bär von Mann schlug Robert so herzhaft auf die Schulter, dass der schmerzlich das Gesicht verzog. » Hast du Interesse an ein paar erstklassigen Devonshire-Rindern? In den nächsten Wochen erwarte ich einen neuen Treck aus Neu-Südwales. Hab schon mächtig Druck gemacht, dass der Gouverneur diesmal Begleitschutz schickt. Nicht, dass die Schwarzen wieder alle Tiere stehlen.«
» Sind die denn nicht wieder eingesammelt worden? Ich dachte, ihr hättet eine private Expedition losgeschickt?«
Der Mann schnaufte resigniert. » Von den fünftausend Schafen keine Spur, und von den achthundert Rindern haben wir ein paar traurige Überreste gefunden. Man sollte diese Maraura alle aufknüpfen! Major O’Halloran hätte da oben schon längst für Ruhe gesorgt. Aber der Gouverneur ziert sich wie eine alte Jungfer. Hat Angst, ihnen auch nur ein Haar zu krümmen, dabei wäre eine ordentliche Lektion das Einzige, was sie Mores lehren würde. Kein Wunder, dass die Kerle ihm auf der Nase herumtanzen!«
» Mäßigen Sie sich, Mr. Inman!« Protector Moorhouse, der in einer Gruppe ganz in der Nähe gestanden hatte, drehte sich um und fixierte den aufgebrachten Mann etwas schmallippig. » Ich darf Sie daran erinnern, dass die Eingeborenen genau die gleichen Rechte englischer Staatsbürger besitzen wie Sie. Eine Strafexpedition, wie Sie sie fordern, ist nur gegen aufständische Fremdvölker zulässig.«
» Pffff«, machte Inman verächtlich. » Diese Winkeladvokaten in London sollten mal ihre Nasen aus den Büchern heben und sich hier umsehen: diese Halunken Bürger Englands– dass ich nicht lache.«
Wie aus dem zustimmenden Gemurmel in der Umgebung ersichtlich wurde, stand er mit seiner Ansicht nicht alleine da. Der
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