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Wenn der Eukalyptus blüh dorothea1t

Wenn der Eukalyptus blüh dorothea1t

Titel: Wenn der Eukalyptus blüh dorothea1t Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: peterson
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wechseln, gingen die beiden Frauen nach oben in das Zimmer, das Robert Masters bewohnt hatte und in dem nun Dorotheas Reisekleidung bereitlag.
    Dorothea versuchte, im Gesicht ihrer Mutter zu lesen. War sie zu einem Urteil gekommen und wollte es ihr nun mitteilen? Würde sie sich von ihr lossagen?
    » Mama?«, flüsterte sie. » Bist du noch böse auf mich?«
    Mutter Schumann seufzte kaum hörbar auf und drückte Dorothea auf die Chaiselongue vor dem Fenster. » Ach, Kind, ich weiß selber nicht mehr, was richtig und falsch ist. Dein lieber Vater hat oft darüber philosophiert, wie seltsam es wäre, dass aus guten Absichten häufig Böses entstünde und ein Betrug oder eine Lüge so viel Gutes bewirken könne. Es lag ihm sehr am Herzen, dass du eine gute Ehe eingehen würdest.« Sie schloss für einen Moment die Augen, von Erinnerungen überwältigt, ehe sie fortfuhr: » Ich maße mir nicht an, dich zu verurteilen. Du bist alt genug, um dein Handeln selbst zu bestimmen. Und vielleicht entsteht ja auch in diesem Fall aus der Täuschung etwas Gutes.« Sie setzte sich dicht neben Dorothea, öffnete ihren Beutel und zog eine winzige gläserne Phiole sowie ein Stück Schwamm heraus. Dorothea glaubte, ihren Augen nicht trauen zu dürfen: Der Inhalt des gläsernen Behälters schimmerte rubinrot. Und das Schwammstück sah haargenau wie ein abgeschnittenes Stück des Schumann’schen Badeschwamms aus.
    » Ich habe das Blut mit Pökelsalz vermischt, damit es frisch aussieht«, sagte Mutter Schumann so gelassen, als erkläre sie ein Rezept für Hefebrötchen. » Unmittelbar bevor ihr zu Bett geht, zieh dich zurück, tränke diesen Schwamm mit dem Blut und führe ihn ein.« Sie lächelte schwach. » Wie das geht, muss ich dir ja wohl nicht im Einzelnen erklären. Wenn du dann noch daran denkst, im richtigen Moment einen Schmerzensschrei auszustoßen, dürfte dein Mann von deiner Jungfräulichkeit überzeugt sein.«
    Fassungslos betrachtete Dorothea die Utensilien. » Woher weißt du das alles, Mama?« Nie und nimmer hätte sie solche Kenntnisse ausgerechnet bei ihrer Mutter vermutet. » Und woher hast du das Blut?«
    Wortlos schob Mutter Schumann ihren linken Ärmelsaum hoch. Knapp über dem Handgelenk, unter den langen Ärmeln gut verborgen, hatte sie sich einen Verband angelegt. » Ich wollte kein Tierblut nehmen« war ihre lapidare Erklärung für das Opfer, das Dorothea die Tränen in die Augen trieb.
    » Danke, Mama«, flüsterte sie zutiefst gerührt. » Ich weiß gar nicht, wie ich dir danken kann.« Sie warf ihr die Arme um den Hals und vergrub ihr Gesicht an ihrer Schulter.
    » Indem du versuchst, deinem Mann eine gute Ehefrau zu sein«, antwortete ihre Mutter. » Ich habe mich für diese Täuschung nur hergegeben, weil ich hoffe, dass es eine ist, die allen Beteiligten Gutes bringt. Dafür werde ich jeden Tag beten. Und jetzt solltest du deinen Mann nicht unnötig warten lassen.«
    » Ich hoffe, du fühlst dich gut?«, erkundigte sich Robert besorgt, sobald sie die Straßen Adelaides verlassen hatten und das Kutschpferd in einen gemächlichen Trott fiel.
    » Ja, wieso?« Dorothea, die gerade noch damit beschäftigt gewesen war, die letzten Reiskörner aus ihrem Umhang zu schütteln, sah überrascht auf.
    » Eine gewisse Nervosität wäre nichts Ungewöhnliches bei einer jungen Ehefrau. Ich versichere dir jedoch, dass ich keine Ansprüche an dich stellen werde, solange du nicht dazu bereit bist«, erklärte er etwas steif.
    Dorothea erschrak. Roberts übertriebene Rücksichtnahme passte jetzt überhaupt nicht! Ihre Ehe musste so rasch wie möglich vollzogen werden. Jede Verzögerung, so gut gemeint sie auch sein mochte, gefährdete den Plan.
    » Ich bin sehr wohl bereit«, erklärte sie daher so entschieden, dass ihr Gatte ihr einen erstaunten Seitenblick zuwarf. » Kennst du es nicht: dass etwas immer schlimmer erscheint, je länger man es aufschiebt? Nein, ich würde es vorziehen, die Hochzeitsnacht so, wie es sich gehört, zu verbringen.«
    Robert nickte. » Ich verstehe, was du meinst. Das Unbekannte macht immer Angst, aber ich verspreche dir, dass es unnötig ist, sich davor zu fürchten.« Er nahm die Zügel in eine Hand und legte seine in einem Lederhandschuh steckende Rechte sanft auf Dorotheas im Schoß verkrampfte Hände. » Ich bin kein Rohling.«
    Dorothea traute ihrer Stimme nicht, also nickte sie nur. Vermutlich hielt er das für jungfräuliche Scheu, denn, wohl um sie abzulenken und zu unterhalten, er

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