Wenn der Eukalyptus blüh dorothea1t
Protector ließ sich jedoch nicht aus der Ruhe bringen: » Das sind sie aber nun einmal. Und deswegen werde ich auch Major O’Halloran begleiten, wenn er morgen mit seiner berittenen Truppe zum Rufus River aufbricht.«
» Als Kindermädchen? Da wird der Gute aber nicht sehr erfreut sein«, bemerkte Stevenson spöttisch vom Büfett her. » Wo er doch so wild darauf ist, endlich wieder für Ruhe und Ordnung im Norden zu sorgen.«
» Das wäre jetzt genau das Richtige!«, murrte Mr. Inman. » Stattdessen hat man das Gefühl, dass der Gouverneur sich eher um das Wohl der Schwarzen sorgt als um das seiner Landsleute.«
» Vielleicht hat er mehr Grund dazu.« Moorhouse sah den verärgerten Mann vielsagend an.
» Es gibt äußerst unschöne Gerüchte über das Verhalten der Viehtreiber den lubras gegenüber. Wenn diese zutreffen, wäre es nur zu verständlich, dass die Maraura bis aufs Blut gereizt sind.«
» Ich habe Langhorne gesagt, er solle nicht immer den Abschaum mitschicken«, erwiderte Inman eine Spur kleinlaut. » Aber er meinte, nur Strauchdiebe und Halsabschneider wären bereit, die Drecksarbeit zu machen. Und wenn die sich unterwegs an den schwarzen Weibern schadlos hielten, ginge es ihn nichts an.«
» Wenn erst einmal die Südroute erkundet ist, wird das Problem mit den Maraura sich von selber lösen«, warf Robert Masters beschwichtigend ein. » Sobald das Vieh da ist, kannst du mir Bescheid geben, Henry. Ein paar Stück kann ich immer gebrauchen.« Mit einem kurzen Nicken gab er dem Viehhändler zu verstehen, dass er das Gespräch als beendet betrachtete, und wandte sich anderen Gästen zu. Unter anderen Umständen hätte Dorothea sich glühend für die angedeuteten Ungeheuerlichkeiten interessiert, die hinter den Zusammenstößen steckten. Im Augenblick beschäftigte sie jedoch nichts außer der Frage, ob es ihr gelingen würde, Robert Masters eine verschreckte Braut vorzuspielen. Nervös genug war sie jedenfalls!
Es war vorgesehen, dass sie gleich nach dem Empfang nach Glen Osmond aufbrechen sollten. Dort würden sie im Haus eines Freundes von Robert die Hochzeitsnacht verbringen, ehe sie am nächsten Tag so rasch wie möglich zu Roberts Besitzungen weiterreisen wollten. Der ständige Regen hatte, ungewöhnlich genug für Anfang Juli, einer Phase freundlichen, trockenen Wetters Platz gemacht, und das musste ausgenutzt werden.
Gerade wollte Dorothea sich von ihrer Familie verabschieden, die sich in eine etwas ruhigere Ecke des Raums zurückgezogen hatte, als eine bekannte Gestalt auf sie zusteuerte: Mrs. Wilson! Was suchte die denn hier? Ihres Wissens war sie nicht eingeladen gewesen. Alles andere als begeistert sah sie der alten Fregatte entgegen. » Na, so was!« Mrs. Wilson lächelte breit und wohlwollend. » Ich kenne Sie doch. Das dachte ich mir schon in der Kirche. Habe ich Sie nicht ein paar Mal mit meinem Untermieter, Mr. Somerhill, gesehen?«
Dorothea spürte, wie sie vor Schreck erstarrte. Hatte die Alte ihnen nachspioniert? Ihres Wissens hatte Miles immer sehr darauf geachtet, dass sie auch tatsächlich abwesend war, wenn sie sich in seinem Zimmer aufgehalten hatten. Aber wenn sie nun doch…?
» Ja ja, die beiden jungen Leute waren meine besten Spürhunde«, sagte Stevenson. » Jammerschade, dass ich sie nicht beim Register halten konnte.– Lesen Sie den Register, Madam?«
Schwindlig vor Erleichterung beobachtete Dorothea, wie Mrs. Wilsons Aufmerksamkeit sich sofort auf die stattliche Erscheinung des Chefredakteurs richtete. Besser hätte eine Ablenkung nicht funktionieren können. War es Absicht gewesen? Ahnte Stevenson gar etwas? Man unterschätzte ihn immer, weil er es mit seiner persönlichen Selbstinszenierung so übertrieb. Dabei war er ein scharfer Beobachter und exzellenter Menschenkenner.
» Ihr brecht auf?« August sah sie fragend an.
» Ja. Gleich.« Dorothea bedachte ihre Familie mit einem liebevollen Blick. » Ich werde euch schrecklich vermissen. Lischen, lass dich umarmen.« Karl und Koar ließen Dorotheas Überschwang mehr oder weniger stoisch über sich ergehen, August jedoch drückte sie so fest an sich, dass es beinahe schmerzte. » Ich werde dich auch vermissen, Schwesterherz! Aber ich besuche dich, sobald ich kann.«
Ihre Mutter hatte stumm und ernst daneben gestanden. Jetzt aber, als Dorothea die Arme ausstreckte, um sich von ihr zu verabschieden, sagte sie leise: » Ich komme mit und helfe dir beim Umkleiden.«
Ohne ein weiteres Wort miteinander zu
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