Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wenn der Golem erwacht

Wenn der Golem erwacht

Titel: Wenn der Golem erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Kastner
Vom Netzwerk:
»Sprechen Sie! Was geschah nach Ihrer Begegnung mit Robert Fuchs! Sprechen Sie …«
    Ich lasse mich fallen und ziehe gleichzeitig den Abzug der SIG-Sauer durch. Es geht um Sekundenbruchteile, um Leben oder Tod.
    Die kleine Maschinenpistole in der Hand meines Gegenübers spuckt Feuer und Blei, und die Geschosse klatschen hinter mir in die Wand. Wäre ich nicht ruckartig zu Boden gegangen, hätte die kurze Garbe mich durchsiebt.
    Der Mann mit dem Pilotenkoffer – Robert Fuchs! – stößt einen kurzen Schrei aus und taumelt zurück, bis er mit dem Rücken gegen die Wand stößt. Meine Kugel hat seine linke Schulter getroffen.
    Auf dem Boden liegend, bringe ich meine Automatik erneut in Anschlag, aber da ist er schon in der Abzweigung verschwunden, aus der er gekommen ist.
    Aufspringen und ihm nachsetzen ist eine einzige Bewegung. Kurz vor der Abzweigung halte ich an. In dem Gang zur Rechten ist es merkwürdig ruhig. Ich höre keine Schritte, keine Atemgeräusche, nichts.
    Ich streife meine Jacke ab und halte sie in den Durchlass. Keine zwei Sekunden später ist sie von Kugeln zerfetzt. Als das kurze Geknatter des Feuerstoßes verstummt, höre ich Schritte und das Schlagen einer Tür.
    Nach einem Blick auf den schäbigen Rest lasse ich die zerschossene Jacke einfach fallen und laufe in den Gang, durch den Fuchs verschwunden ist. An einer geöffneten Tür halte ich an. Ich blicke in ein geräumiges Vorzimmer. Auch die Tür zum anschließenden Büro steht offen.
    Das Büro weist die Zerstörungen einer kleinen Explosion auf, vermutlieh eine wohl dosierte Ladung Plastiksprengstoff. Das passt zu dem Knall, den ich vorhin gehört habe. Ich gehe nicht in die Räume hinein. Die halb aus der Wand hängende Safetür sagt mir genug.
    Weiter!
    Endlich erreiche ich die Vorhalle mit den Liftkabinen. Es gibt fünf Aufzüge allein zur direkten Verbindung der INTEC-Räumlichkeiten untereinander und mit der Tiefgarage. Und eine dieser fünf Liftkabinen bewegt sich schnell abwärts, wie mir die Anzeige über der Tür verrät.
    Nur ein Trick von Fuchs? Oder will er mit seinem Wagen fliehen, den er unten, beobachtet von mir, geparkt hat?
    Ich muss mich entscheiden, wenn ich ihn noch einholen will. Zwei Kabinen sind zur Zeit oben, eine vier und eine zwei Stockwerke unter mir. Letztere hole ich hoch, springe hinein und drücke auf den Knopf für die oberste Ebene der Tiefgarage, wo Tuchs' Rover steht.
    Viel zu langsam schließt sich die Tür, setzt sich die Kabine in Bewegung. Meine Augen kleben auf der Etagenanzeige, und ich kann nur mutmaßen, wo Fuchs sich jetzt befindet – falls er wirklich in die Kabine gestiegen ist, die er nach unten geschickt hat.
    Mit der linken Hand taste ich nach meinem Handy. Vielleicht kann wenigstens einem der Menschen im Konferenzraum noch geholfen werden. Da erst fällt mir ein, dass das Gerät in einer Tasche meiner Jacke steckt. Mein Blick fällt auf die Notfallsprechanlage in der Liftkabine. In diesem Moment geht ein Ruck durch die Kabine und die Tür gleitet mit einem leisen Summen zur Seite.
    Vor mir liegt die Tiefgarage: Geparkte Autos, Betonpfosten, erleuchtet vom sterilen Licht großer Leuchtstoffröhren. Ich ducke mich und husche zwischen den Reihen parkender Fahrzeuge hindurch in die Richtung, wo Fuchs den 75 abgestellt hat.
    Ein Motor heult auf, und ein Fahrzeug kommt mir im schnellen Tempo entgegen. Die aufgeblendeten Scheinwerfer stechen in meine Augen, die ich im halb automatischen Reflex zukneife. Der Wagen schießt an mir vorbei. Als ich die Augen wieder aufreiße, spiegelt sich das Licht der Leuchtstoffröhren auf der Silbermetallic-Lackierung des um eine Ecke biegenden Fahrzeugs. Ein Rover – der Rover!
    Ich renne los, nehme den kürzesten Weg zur Ausfahrtsrampe. Auch wenn Fuchs seinen Wagen noch so triezt, er muss mehrere enge Kurven durchfahren. Meine Chance!
    Ich erreiche die Rampe, als der Rover um die letzte Kurve kommt. Die Ellbogen auf einer Motorhaube abgestützt, gebe ich schnell hintereinander vier Schüsse auf die Vorderreifen ab. Die Schüsse hallen in der Tiefgarage wider wie detonierende Granaten.
    Der Rover hält weiter auf die Rampe zu, aber nur ein kurzes Stück. Dann gerät er ins Schlingern, streift mit dem kreischenden Geräusch von Blech, das sich an Blech reibt, einen geparkten BMW, schrammt an einem Betonpfeiler entlang und bohrt sich schließlich ins Heck eines Nissans. Blubbernd säuft der Motor des Rovers ab.
    Fünf Sekunden später bin ich bei dem Wagen

Weitere Kostenlose Bücher